Währungsanalyse Warum der Euro wieder schwächer wird

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Situation am Terminmarkt deutet auf Trendwende hin

Erstens haben im Zuge der jüngsten Aufwärtsbewegung spekulative Positionen auf einen stärkeren Euro in Futures der CFTC mittlerweile Rekordniveaus erreicht. Typischerweise steht in solchen Situationen eine Umkehr bevor. Der Chart zeigt, wie sich die Long-Short-Positionierung jeweils prozyklisch auf- und wieder abbaut. Sollte der Trend in den kommenden Wochen drehen und damit eine steigende Anzahl von Long-Positionen in den Verlust laufen, weil der Kurs des Währungspaares EUR/USD unter den Preis des jeweiligen Terminkontraktes fällt, steigt der Druck der Investoren, ihre Positionen zu schließen. Dies würde dem Markt eine sinkende Nachfrage nach Euro signalisieren und die Trendumkehr beschleunigen.

Renditevorteil von US-Staatsanleihen

Zum zweiten hat sich im Rentenmarkt in den vergangenen Monaten der Renditevorteil amerikanischer Staatsanleihen gegenüber Euro-Anleihen ausgeweitet. Während die Benchmarks in der Eurozone fast unverändert blieben, hat sich die Renditekurve der US-Anleihen merklich versteilt. Damit reagiert der Markt auf die relativ starke Erholung der US-Wirtschaft trotz einer anhaltenden Belastung durch die Corona-Pandemie. Entscheidend dafür sind die entschlossenen Stützungsmaßnahmen der Fed und der Regierung.

In Europa waren die Reaktionen anfänglich ähnlich, fallen jetzt aber hinter dem amerikanischen fiskalpolitischen Aktivismus zurück. Während nach dem EU-Rettungspaket nur noch kleinere Nachbesserungen und Ergänzungen nationaler Notprogramme zu erwarten sind, hat in den USA die neue Biden-Regierung jetzt das dritte und größte Wachstumsprogramm auf den Weg gebracht. Der Fiskalimpuls während der Corona-Krise könnte am Ende in den USA mehr als doppelt so hoch ausfallen wie in der Eurozone.

Das beflügelt die Wachstumsfantasien und stößt sogar schon wieder erste Diskussionen über ein Ende der ultraexpansiven Geldpolitik der Fed an. Höhere Zinsen am ferneren amerikanischen Horizont stärken den Dollar, denn was eine Trendumkehr in der Geldpolitik angeht, dürfte die Europäische Zentralbank mit einem solchen Schritt noch mehrere Jahre hinter der Fed zurückbleiben.