Währungsanalyse Warum der Euro wieder schwächer wird

Adolf Rosenstock, Berater von Mainsky

Adolf Rosenstock, Berater von Mainsky: Er sieht drei Gründe dafür, dass der Dollar gegenüber dem Euro wieder stärker wird. Foto: Mainsky AM

Eine ultraexpansive Geldpolitik der US-Notenbank auf der einen und Hoffnungen auf eine höhere politische Stabilität der Eurozone auf der anderen Seite haben dem Euro ein Comeback beschert. Konsens am Markt ist derzeit eine Fortsetzung des Aufwärtstrends. Wir gehen allerdings davon aus, dass der Euro im Dezember vorerst seinen Höhepunkt erreicht hat und richten unsere Anlagestrategie in den Portfolien auf einen wieder schwächeren Euro aus.

Neben der Situation am Terminmarkt, die eine Trendumkehr andeutet, erwarten wir wegen der relativ höheren Anziehungskraft sowohl des US-Anleihe- als auch Aktienmarktes einen Kapitalfluss aus der Eurozone heraus. Und da schon seit vielen Jahrzehnten die internationalen Finanzströme den Austausch von Waren und Dienstleistungen um ein Vielfaches übersteigen und die Kursfindung am Devisenmarkt eindeutig dominieren, sollte damit ein schwächerer Euro einhergehen.

Vom Tief bei 1,06 US-Dollar im Frühjahr 2020 konnte die Gemeinschaftswährung bis zum Jahreswechsel um mehr als 15 Prozent gegenüber dem US-Dollar zulegen und wurde damit so teuer wie seit April 2018 nicht mehr. Mit dieser Entwicklung ist auch der jahrelange Aufwärtstrend des US-Dollars gegenüber dem Euro verlassen worden. Ein Grund dafür war die krisenbedingte Senkung der Leitzinsen durch die US-Notenbank Federal Reserve auf nahe Null und die so noch etwas expansivere Geldpolitik gegenüber der Eurozone.


Aber auch die am Ende doch etwas überraschende Einigung der 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union auf ein gemeinschaftliches Corona-Hilfsprogramm über 750 Milliarden Euro wirkte als Katalysator der Euro-Stärke. Mehr als die Hälfte des Volumens soll an bedürftige Staaten als Zuschuss fließen, womit der Grundstein für eine gemeinschaftliche Kreditfinanzierung gelegt wurde, der wiederum ein Nukleus für ein vollwertiges gemeinschaftliches Budget mit eigenen Steuern und Finanzierungsinstrumenten sein könnte. Dadurch wurde der Ausblick für den politischen wirtschaftlichen Zusammenhalt der Eurozone gestärkt. 

Viele Marktteilnehmer gehen derzeit von einer Fortsetzung dieses Aufwärtstrends des Euro gegenüber dem US-Dollar aus und geben schon Kursziele der Gemeinschaftswährung von 1,30 oder gar 1,40 US-Dollar im Verlauf des Jahres aus. Wir hingegen gehen davon aus, dass der Euro im Dezember vorerst seinen Höhepunkt erreicht hat, und richten unsere Anlagestrategie in den Portfolios eher auf einen wieder schwächeren Euro aus. Drei maßgebliche Faktoren bringen uns zu dieser Einschätzung fernab des derzeitigen Marktkonsenses.