Mythen bei Bitcoin, Blockchain & Co. Warum der Bitcoin in jedes ESG-Portfolio gehört

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Und das „S“ aus ESG? Im Gegensatz zu anderen Industrien sind Berichte über Kinderarbeit in Bitcoin-Mining-Farmen bislang nicht bekannt. Auch hörte ich bislang noch nie etwas von Blutbitcoin – Blutdiamanten scheinen hingegen öfter vorzukommen. Durch die Flexibilität der Bitcoin-Mining-Rigs ist darüber hinaus davon auszugehen, dass die Unternehmen vor Ort einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft haben: Im Gegensatz zu Minenunternehmen, die teilweise ganze Dörfer mehr oder weniger freiwillig umsiedeln um den Berg, auf dem das Dorf stand, dem Erdboden gleichzumachen, benötigen die Miner bei Bitcoin nur eine Halle mit Kühlung und einen Stromanschluss.

Auch ist mir noch kein Krieg bekannt, der geführt wurde, um Mining-Rigs zu erhaschen. Kriege um Land, in denen kostbare Bodenschätze vermutet werden, hat es viele gegeben und gibt es immer noch. Das ist auch der Grund, warum Nic Carter von Castle Island Investors in einem extrem guten Video zum Thema auch die Strom- und sonstigen Umweltkosten für den Betrieb des US-Militärs mit einbezieht.

Und dem ebenfalls haltlosen Argument, dass der Bitcoin überproportional häufig für illegale Transaktionen genutzt werden würde (auch darüber gibt es mittlerweile viele Studien, die das exakte Gegenteil belegen), werde ich mich in einem eigenständigen Artikel widmen.

Bleibt als letztes der Governance-Teil von ESG, bei dem ich wirklich ins Schwärmen gerate. Denn beim Bitcoin ist die bestmögliche Governance fest im System eingebacken. Dadurch, dass es keinen „Leader“ gibt, kann dieser keine Schindluder treiben. Die Führungspersönlichkeiten werden nicht bezahlt, das System liefert einen unveränderlichen, vollkommenen Audit-Trail (alle Transaktionen sind bis zum Beginn der Blockchain nachvollziehbar), die internen Kontrollen sind durch den Computer-Code festgelegt und jeder, der das Netzwerk durch Mining unterstützt, hat vollkommen diskriminierungsfrei die Möglichkeit, an den entsprechenden Kursgewinnen zu partizipieren. Im Grunde genommen ist der Bitcoin der Traum des BMFs und der Bafin, die sich gerade über das Transparenzregister freuen, um Geldwäsche zu minimieren.

Nach dem ganzen Loblied ein wenig Wasser auf den Mühlen der Kritiker: Natürlich verbraucht der Bitcoin viel Strom. Und es gibt andere Blockchains, die durch den Einsatz anderer Konsensmechanismen energieeffizienter bei ähnlichen Eigenschaften sind. Und sicherlich könnte man mit der grünen Energie mit der derzeit Bitcoin im Mining-Prozess geschürft wird auch etwas anderes anstellen.

Aber wenn man das ultraharte Asset Bitcoin einmal fair mit beispielsweise Gold vergleichen würde, dann würde schnell klar, dass es für viele Investoren insbesondere vor dem ESG-Aspekt Gold vorzuziehen ist. Und mit den positiven Auswirkungen auf die Sharpe-Ratio haben ich hier noch gar nicht angefangen.

 


Über den Autor:

Sven Hildebrandt ist Geschäftsführer der DLC Distributed Ledger Consulting, einer Blockchain-Spezialberatung für semi-professionelle und professionelle Finanzmarktteilnehmer in Deutschland. Er berät zu deren Integration in bestehende Prozesse und Themen wie die Verwahrung von Digital Assets sowie das Assessment unterschiedlicher Token, Fonds und Digital-Asset-Manager.

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