Dass der Umbau der Warburg-Gruppe auch für massive Einschnitte im Geschäft mit vermögenden Privatkunden sorgt, ist bereits seit Längerem klar. Rund 30 Stellen werden bundesweit im Private Banking wegfallen. Insgesamt sollen bei Warburg 50 Stellen gestrichen werden, wie die Bank mit der Präsentation ihrer Zahlen für das Geschäftsjahr 2022 bekanntgab. Der Personalabbau belastet das Ergebnis der Bank.
Rückstellungen für Personalabbau belasten Ergebnis
„Wir bauen im Rahmen eines sogenannten Freiwilligenprogramms etwa 50 Stellen ab – einvernehmlich, sozial verträglich und selbstverständlich unter Einbeziehung des Betriebsrates“, wird Markus Bolder, Vorstand und verantwortlich für die Marktfolgebereiche, in einer Unternehmensmitteilung zum Jahresergebnis 2022 zitiert.
Für Abfindungen im Rahmen von Aufhebungsverträgen oder Vorruhestands- beziehungsweise Altersteilzeitlösungen, die typischerweise im Rahmen von Freiwilligenprogrammen angeboten werden, wurden Rückstellungen vorgenommen, die das Geschäftsergebnis belasten. Im Jahresbericht beziffert die Bank beim Personalaufwand die einmaligen Kosten für Restrukturierungsrückstellungen beziehungsweise -verbindlichkeiten auf 7,5 Millionen Euro – ein Großteil davon dürfte auf den Personalabbau im Private Banking zurückzuführen sein.
Das private banking magazin hatte zuletzt über die Wechsel von Beraterin Ina Stuer zu Berenberg sowie von Inga Edler zu Rothschild & Co. berichtet.
Im Private Banking will das Bankhaus durch den Personalabbau und eine Zentralisierung von Verwaltungstätigkeiten Kosten einsparen. Ende Februar hat die Warburg eine ihrer bislang zehn Geschäftsstellen geschlossen: Am Standort Osnabrück, der ehemals zum Hannoveraner Bankhaus Hallbaum gehörte, wurde das Geschäft eingestellt. Der Standort in Braunschweig wird zum Ende des laufenden Jahres folgen.
Die Maßnahmen sind Teil der „Strategie 2024“, mit der die in den Cum-Ex-Skandal verwickelte Bankengruppe zum Geschäftsjahr 2024 wieder in die Gewinnzone zurückkehren möchte. Im Rahmen der strategischen Neuausrichtung hat sich die Bank in den vergangenen Monaten von verschiedenen Beteiligungen getrennt. Dazu zählen die Warburg Invest in Hannover sowie die M.M.Warburg & CO Hypothekenbank. „An einigen Beteiligungen, die zwischenzeitlich veräußert wurden, mussten wir Wertberichtigungen vornehmen, die unser Geschäftsergebnis negativ belastet haben“, sagt Stephan Schrameier, der für die Marktbereiche verantwortliche Vorstand von M.M.Warburg & CO.
Gesunkenes Provisionsergebnis – Eigenhandelsaktivitäten eingestellt
Insgesamt schloss die Warburg Bank das Geschäftsjahr 2022 mit einem Minus von 34,6 Millionen Euro ab. Das Provisionsergebnis der Bank fiel 2022 im Vergleich zum vorherigen Geschäftsjahr um 13,4 Prozent auf 83,5 Millionen Euro. Der Rückgang ließe sich unter anderem auf niedrigere Gebühren aufgrund von Kursrückgängen in den Asset-Management-Produkten, weniger Geschäftsabschlüsse im Wertpapiergeschäft sowie die gesunkene Anzahl an Transaktionen im stark kapitalmarktabhängigen Geschäft zurückführen. Insgesamt konnte in 2022 das rückläufige Provisionsergebnis durch ein gestiegenes Zinsergebnis – 83,3 Prozent auf 70,8 Millionen Euro – aufgefangen werden.
Das Handelsgeschäft lieferte ein positives Ergebnis in Höhe von 2,3 Millionen Euro (Vorjahr 6,7 Millionen Euro). Die Warburg Bank hat die Eigenhandelsaktivitäten zum Ende des Berichtsjahrs im Wesentlichen eingestellt.
„Das Geschäftsergebnis 2022 ist sicherlich nicht zufriedenstellend. Wir haben uns allerdings bewusst dafür entschieden, alle Belastungen, die im Zuge der Strategieanpassung entstehen, in das vergangene Geschäftsjahr zu legen. So können wir uns 2023 voll auf den Transformationsprozess konzentrieren“, wird Bolder in einer Unternehmensmitteilung zitiert.