Geringe Korrelation Wandelanleihen als Schutz in der Eurokrise

Roland Reitelshöfer, Swiss Fund Advisors

Roland Reitelshöfer, Swiss Fund Advisors

Niedrigen Renditen am Rentenmarkt, kombiniert mit dem hohen Risiko durch zu erwartende Zinssteigerungen, lassen Anleger nach Alternativen suchen. Zumal ihnen das unsichere Umfeld am Aktienmarkt ebenfalls Sorgen bereitet. Es lohnt also ein Blick auf das Segment Wandelanleihen. Aber fährt man mit Wandelanleihen in Krisenzeiten wirklich besser? Insbesondere nach dem enttäuschenden Börsenjahr 2011?

Aktien als Sachanlage

Viele professionelle Marktteilnehmer empfehlen angesichts der ungelösten realwirtschaftlichen Probleme und der möglichen Insolvenz von europäischen Staaten den Kauf von Aktien. Offenbar besteht ein allgemeiner Konsens darüber, dass Unternehmen mit einer starken Marktstellung auch einen Zusammenbruch der Eurozone mit allen Folgen überstehen werden. Ein Aktieninvestment ist als Sachanlage ein Investment in Produktivkapital.  Man erhält einen realen Gegenwert für sein Kapital, denn schließlich kauft man mit der Aktie auch einen Anteil des  Unternehmens. Schütten Aktiengesellschaften dann noch einen Teil ihres erwirtschafteten Gewinns in Form einer Dividende an die Aktionäre aus, erhält der Investor eine angemessene Verzinsung. Liegt diese zudem über den Kapitalmarktrenditen von Staats- oder Unternehmensanleihen, drängt sich ein Aktienengagement geradezu auf.

Investoren sehen dabei aber über ein wichtiges Kriterium hinweg: Aktien unterscheiden sich wesentlich von Anleihen. Der Aktienkauf stellt ein Investment in Eigenkapital dar, während der Käufer einer Anleihe den Status eines Gläubigers der Gesellschaft genießt. Es geht somit um unterschiedliche Kapitalebenen: Eigenkapital gegen Fremdkapital und allen sich daraus ergebenden Konsequenzen. Nach unserer Auffassung liegt hier der wichtigste Vorteil eines Fremdkapitalgebers. Im Gegensatz zum Anleihengläubiger verliert der Aktionär, der  zwar auch Anrecht auf einen Anteil am Liquidationserlös hat, in der Regel sein investiertes Kapital.

Dividende oder Zinsen

Anleger übersehen bei der Konzentration auf Aktien auch einen nicht unwesentlichen Unterschied zur Zinszahlung bei Anleihen. Eine hohe Dividendenrendite zeigt nur an, dass der Aktienkurs in Relation zur ausgeschütteten Dividende tief ist.  Das wichtigere Auswahlkriterium stellt jedoch die Kontinuität der Dividendenzahlungen in der Vergangenheit als auch die Fähigkeit und der Wille des Unternehmens, Dividenden auch in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten aufrechtzuerhalten, dar. Bei schlechten Geschäftsentwicklungen reduzieren oder streichen Unternehmen gar die Dividenden. Den gleichen Unternehmen käme es jedoch nie in den Sinn, gleichzeitig die Zinsen auf ausstehende Anleihen zu reduzieren, gingen sie damit doch ein erhebliches Reputationsrisiko ein. In der Regel ist ein Renditeverzicht bei Anleihen auch überhaupt nicht vorgesehen.

Volatilität und Risiko

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Dass Aktien riskanter sind als Anleihen, das ist keine Neuigkeit. Wie riskant, zeigt der sogenannte „Drawdown“ (zwischenzeitlicher Kursrückgang) an. Vergleicht man europäische Aktien (DJ Stoxx 600 Return-Index) mit Wandelanleihen, mussten Aktieninvestoren seit dem 1. Januar 2008 einen vorübergehenden Verlust von rund 55 Prozent hinnehmen, während der maximale Rückschlag bei Wandelanleihen, gemessen an einem Index wie dem UBS Europe CB, bei etwa 33 Prozent lag.

Im Gegensatz zu den Aktieninvestoren mit einem noch zu Buche stehenden Verlust von 9,13 Prozent haben Investoren mit Wandelanleihen nicht nur die Verluste aufgeholt sondern sogar einen Gesamtgewinn in Höhe von 20,79 Prozent erwirtschaften können. Und dies in einer der größten Finanz- und Wirtschaftskrisen der Wirtschaftsgeschichte. Einer Krise, deren Ausmaße schon mit der Weltwirtschaftskrise 1929 bis 1932 verglichen wurden.

Guter Einstiegszeitpunkt

Langfristige Vergleiche zwischen Aktien, Unternehmensanleihen und Wandelanleihen zeigen ähnliche Ergebnisse. Während Anleger im Aktienindex Euro Stoxx von Anfang 2000 bis 2010 rund 27 Prozent verloren, hätten sie mit einem Investment in einem entsprechenden Wandelanleihen-Index ihr Vermögen um rund 25 Prozent steigern können.

Gerade für Anleger mit hoher Risikoaversion und Interesse an einem optimalen Risiko/Rendite-Verhältnis ihrer Investments, wie sie gerade für institutionelle Anleger kennzeichnend ist, sprechen Wandelanleihen besonders jetzt für einen Einstieg. Denn die Volatilität an den Märkten ist gegenwärtig niedrig, während die Risiken ohne Zweifel speziell im Euroraum wieder zugenommen haben. Wir  leben nach wie vor nicht in einem so genannten „risikofreien Umfeld“, auch wenn uns dies die Märkte mit einer tiefen Volatilität suggerieren.

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