Chancen und Risiken von Waldinvestments „Es sind viele Glücksritter unterwegs. Teilweise herrscht Goldgräberstimmung.“

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Chancen und Risiken von Waldinvestments
„Es sind viele Glücksritter unterwegs. Teilweise herrscht Goldgräberstimmung.“
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Kennen sich mit dem Vermögenswert Wald bestens aus

Kennen sich mit dem Vermögenswert Wald bestens aus: Constantin Freiherr von Wendt von Salm-Salm & Partner, Waldbesitzer Wolf Freiherr von Holzschuher, Eckbrecht von Grone und Nils von Schmidt von Colliers und Wendelin von Gravenreuth von der Meag (von oben links im Uhrzeigersinn) Foto: Salm-Salm & Partner, Meag, Colliers

Hierzulande kosten 10.000 Quadratmeter, also ein Hektar, Wald durchschnittlich 12.880 Euro. Der Preis ist seit Jahren stabil. So ein aktueller Report von Colliers, der zudem zu dem Ergebnis kommt, dass langfristige Waldinvestments von einer negativen wirtschaftlichen Entwicklung kaum beeinflusst werden. Ein Beleg dafür ist der Holzpreis während der Covid-Krise. Wer viel Zeit hat, kann somit immer genau dann ernten, wenn der Holzpreis hoch ist oder Liquidität benötigt wird – ein nicht zu vernachlässigender Hebel in der Portfoliosteuerung.

Daneben finde mittlerweile zusätzlich eine Diversifizierung innerhalb der Assetklasse statt, erklärt Eckbrecht von Grone von Colliers: „Wald wird nicht mehr nur auf Basis der Holzproduktion bewertet, sondern auch nach seinem Beitrag zum Klimaschutz. Die Speicherung von Kohlenstoff wird über CO2-Zertifikate nachgewiesen und durch den Verkauf der Zertifikate in Wert gesetzt.“ Dies bedeute, dass in Zukunft auch die Leistungen von Waldflächen für den Erhalt der Biodiversität oder den Schutz von Wasserressourcen nachweisbar und handelbar seien.

Wert und Rentabilität würden auf Basis der gesellschaftlich wichtigen Funktion des Waldes steigen. „Da dies neue Produkte aus dem Wald sind, ist Wald aktuell unterbewertet“, so Nils von Schmidt, Mitarbeiter von Grone bei Colliers. Einen Käuferansturm hierzulande wird es dennoch nicht geben, weil es ihn nicht geben kann. „In Deutschland sind 50 Prozent des Waldes in privater Hand. Es ist fast unmöglich, großflächig zu kaufen, also etwa mehrere tausend Hektar zusammenhängenden Wald,“ weiß Wolff Freiherr von Holzschuher, der sich mit seiner Vermögensverwaltung unter anderem um Bestände der Land- und Fortwirtschaft seiner Familie kümmert.

Laut Report von Colliers betrug das ermittelte Transaktionsvolumen rund 474 Millionen Euro bei einer Verkaufsfläche von 36.800 Hektar. Ein kleinteiliger Markt. Doch hier kommen die bereits erwähnten CO2-Zertifikate ins Spiel. „Aufforstung braucht oft Finanzierung und hier können Institutionelle Investoren eine Rolle spielen, indem sie in resultierende CO2-Zertifikate investieren“, meint von Holzschuher. Der Finanzbedarf für Aufforstung liegt allein in Deutschland Colliers zufolge bei gut 5 Milliarden Euro.

Viele Glücksritter unterwegs

Eben jene CO2-Märkte sind jedoch komplex, da es sich um ein politisch aufgeladenes Thema handelt. „Je nach Land, Region und Waldform unterschieden sich Möglichkeiten und Zugang in den staatlichen beziehungsweise freiwilligen Märkten teilweise deutlich“, so Constantin Freiherr von Wendt vom Vermögensverwalter Salm-Salm & Partner. Er verwaltet weltweit knapp 100.000 Hektar land- und forstwirtschaftliche Fläche, die sich größtenteils in Besitz von deutschen privaten und institutionellen Investoren befindet.

 

Im Gegensatz zu den freiwilligen Märkten böten die regulierten, also staatlichen Märkte ein höheres Maß an Sicherheit und die Spielregeln seien klar. „Das Problem ist allerdings, dass der Zugang zu regulierten Märkten für private Waldbesitzer in vielen Ländern nicht möglich ist. Das ist aktuell beispielsweise in Deutschland der Fall“, so von Wendt.

Anders sei das in den USA oder in Neuseeland. „Die freiwilligen Märkte sind privatwirtschaftlich organisiert und funktionieren letztendlich wie Marken“, erklärt von Wendt. Es gebe Zertifizierungssysteme mit strengeren und weniger strengen Vorschriften. Das Problem dabei sei in seinen Augen, dass niemand den Wert der Zertifikate sowie die politische Rückendeckung lückenlos garantieren könne. Deshalb achte er vor Kaufempfehlungen zunächst auf die Rechtssicherheit, erst danach auf Absatzmärkte und den Preis. „Die Zertifizierer legen ihre Berechnungsweisen selten offen. Wir bezeichnen den freiwilligen CO2-Markt von daher als grauen Markt“, so von Wendt und wird konkreter: „Speziell in den freiwilligen Märkten sind viele Glücksritter und Carbon-Cowboys unterwegs. Teilweise herrscht Goldgräberstimmung.“