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Wachstums-Rückgang in China Ist die Konsumgesellschaft der Wachstumsmotor der Zukunft?

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Entschuldung nicht ohne Risiken

Es existieren allerdings nach wie vor signifikante Risiken. Zunächst muss die Geldpolitik ein delikates Gleichgewicht herstellen. Bisher bietet die People’s Bank of China gerade einmal genug Unterstützung, um den Konjunkturrückgang abzuschwächen.

Die jüngsten Maßnahmen sollte es Lokalregierungen ermöglichen, ihre Schulden gegen Kommunal- oder Provinzialanleihen zu tauschen. „Sollte das Wachstum aber weiter zurückgehen, könnten die jüngsten Maßnahmen, die es Lokalregierungen ermöglichen, ihre Schulden gegen Kommunal- beziehungsweise Provinzialanleihen zu tauschen, sich zu wirtschaftlichen Anreizen nach Art quantitativer Lockerungen (QE) wandeln, was der Entschuldung schaden und den Boden für eine harte Landung bereiten würde“, so Hasenstab.

Weiterhin hat China während des vergangenen Jahrzehnts rasant erhebliche Schulden angesammelt. Dies geschah weitgehend in Form wenig transparenter Vorgänge auf Ebene der Lokalregierungen und über Schattenbanken. Schätzungen zufolge könnten sich diese Schulden, auf bis zu 250 Prozent des BIP belaufen. Dies schließt alle bilanziell und nicht bilanziell erfassten Schulden ein, also Zentral- und lokale Regierungen, Haushalte sowie Unternehmen.

Der chinesische Staat verfügt jedoch über enorme Vermögenswerte. Diese bestehen aus Devisenreserven und den Werten der größten SOEs des Landes. Außerdem hat die Zentralregierung keine Schulden im Ausland. Diese Faktoren helfen, das Risiko einer klassischen Schuldennachhaltigkeitskrise zu minimieren.

Falls der Entschuldungsprozess nicht reibungslos verläuft, könnte dies zu Problemen im Bank- oder Unternehmenssektor führen und das Wachstum stören. Die Entschuldung könnte sich allerdings auch umkehren. Das dürfte dann zu einem fortwährenden Schuldenwachstum führen, was immer noch ein Risiko darstellt.

Neujustierung Chinas hat große Auswirkungen auf die Handelsflüsse

Unter dem Strich blickt Hasenstab und sein Team optimistisch in die chinesische Zukunft. „China wird auf Kurs bleiben. Wir erwarten, dass sich das BIP-Wachstum während der nächsten Jahre moderat auf sechs Prozent verlangsamt, während sich die Wirtschaft zum Konsum, Dienstleistungen und einer Fertigung mit größerem Mehrwert wandelt“, erklärt Hasenstab.

Ein Wachstum von sechs Prozent oder mehr würde das weltweite Wachstum unterstützen. Angesichts der strukturellen Anfälligkeit der europäischen Konjunkturerholung und den Aussichten auf geldpolitische Straffungen der US-Notenbank Federal Reserve ist dies ein wichtiger Faktor. Zusammen mit der neuen Runde von Infrastrukturinvestitionen bietet dies den Rohstoffmärkten eine gewisse Unterstützung.

Die Neujustierung Chinas von Investitionen hin zum Konsum wird allerdings auch die Nachfrage nach den meisten Industriemetallen senken. Diese Neujustierung hat aber auch eine anders gelagerte Auswirkung auf die Handelsflüsse. Sie dürften sich weg von Rohstoffproduzenten hin zu fortschrittlicheren Volkswirtschaften, die Fertig- und Industriewaren produzieren, bewegen. Auch die „One Belt, One Road“-Initiative sowie die Maßnahmen der neu gegründeten Asia Infrastructure Investment Bank dürften langfristige Auswirkungen auf die Handelsflüsse haben.

Schließlich impliziert ein nachhaltiges Lohnwachstum, dass China einen stärker inflationären Druck in den Rest der Welt exportieren dürfte. Das bestärkt uns in unserer Ansicht, dass – in den USA beginnend – generell Aussichten auf höhere Inflationsraten und höhere Zinsen bestehen.

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