Vorstandssprecher von Donner & Reuschel „Wir setzen auf Zukunft statt auf Tradition“

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Zunächst bietet Donner & Reuschel die Speedlab-Technik institutionellen Anlegern an. Gibt es bereits Begehrlichkeiten aus dem Private Banking?

Vitt: Die gibt es. Entsprechende Investmentlösungen bereiten wir auch vor. Es dauert nur etwas länger, weil die formelle Genehmigung separat neu laufen muss. Ziel ist hier, im zweiten Halbjahr etwas anbieten zu können.

Folgt intern dann ein Verdrängungswettbewerb, Portfoliomanager versus Speedlab-Technik?

Vitt: Entsprechende Nachfragen aus der eigenen Mannschaft gab es natürlich. Derzeit ist das aber kein Thema. Die Stärke unserer Mitarbeiter in der institutionellen und privaten Vermögensverwaltung ist die Maßanfertigung. Wir wollen diese Fähigkeiten lediglich durch die Stärke der Robo-Strategien ergänzen.

Was sind die nächsten Schritte?

Vitt: Wir möchten künftig weitere Asset-Klassen über die Speedlab-Technik abdecken, um so die Risiken in einem zusammengesetzten Portfolio noch besser streuen zu können. Das Angebot des angesprochenen Overlay-Managements treiben wir auch voran.

Was kann man sonst noch machen, um sich zukunftsfähig aufzustellen?

Vitt: Wir haben jüngst in Zusammenarbeit mit der Schweizer Globalance Bank die Vermögensverwaltung Globalance Invest – offiziell eine Zweigniederlassung unserer Bank – gegründet. Sie ist deutschlandweit die erste ihrer Art, die sich ausschließlich auf zukunftsorientierte Anlagen spezialisiert hat. Anlegern wird die Wirkung ihrer Investments auf Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt transparent aufgezeigt.

Wie gehen Sie dabei vor?

Vitt: Die Globalance Bank hat bereits 2012 eine Analysemethodik entwickelt, den sogenannten Globalance Footprint. Dieser stellt eine Art Rating dar, das Auskunft gibt, inwiefern Unternehmen auf die globalen Megatrends vorbereitet sind und damit eine zukunftsorientierte Vermögensanlage ermöglichen. Kunden können den Globalance Footprint ihres Depots online auf einer interaktiven Plattform abrufen. Auf diese Weise können wir mit unseren Kunden Anlagechancen nutzen sowie Gesellschafts- und Umweltrisiken im Portfolio erkennen und verringern, die bislang nicht im Standard-Reporting berücksichtigt wurden.

Unterscheidet sich der Globalance Footprint denn von anderen ESG-Ratings?

Vitt: Die Vorgehensweise unterscheidet sich insofern, als dass als weitere wesentliche Dimensionen, die Innovationskraft und das Zukunftspotential berücksichtigt werden. Zukunftsbeweger sind dabei Großfirmen und Nischenanbieter, welche die Zukunft aktiv mitgestalten und die fünf globalen Megatrends demographische Wandel, Urbanisierung in den Emerging Markets, Klimawandel und Energiewende, Ressourcenknappheit und Kreislaufwirtschaft sowie Digitalisierung adressieren.

 

Über den Interviewten:
Marcus Vitt ist seit 2010 Sprecher des Vorstands der Privatbank Donner & Reuschel. Das Institut war zuvor aus dem Zusammengehen der Münchner Reuschel & Co. mit der Hamburger Conrad Hinrich Donner Bank hervorgegangen. Bei letzterer war Vitt bereits seit 2002 im Vorstand. Zudem ist der 51-Jährige unter anderem Vorstandsvorsitzender des Bankenverbandes Hamburg.

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