Vorstand Wealth Management der Unicredit „Ein Star-Faktor ist eher hinderlich“

Seite 2 / 3

Lassen sich die Zahlen auf Deutschland herunterbrechen?

Bizzozero: In Deutschland beschäftigen wir in Wealth  Management und Private Banking 230 Kundenberater an rund 60 Standorten, das angelegte Vermögen liegt bei über 45 Milliarden Euro. Damit zählen wir zu den Marktführern. Wealth Management bieten wir an den Standorten Hamburg, Frankfurt, Stuttgart, Ulm, Nürnberg, München, Augsburg, Regensburg, Düsseldorf und seit Kurzem auch Berlin an. Leiter des deutschen Wealth Managements ist Thorsten Weinelt, der bereits seit mehr als 20 Jahren für die Unicredit arbeitet.

Nach unserer Erfahrung ist die Fluktuation der Berater im Wealth Management recht hoch. Passt das zusammen mit einer langfristigen Entwicklung innerhalb der Bank?

Bizzozero: Eine gewisse Fluktuation hat man immer, das ist normal. Um unabhängig davon die Zahl der Standorte, Berater und Spezialisten weiter ausbauen zu können, investieren wir in unsere Mitarbeiter. Das ist eine der wichtigsten Säulen unserer Wachstumsinitiative. Wir holen einerseits Leute von außen, haben aber vor einiger Zeit auch hausintern eine Qualifizierungsoffensive ins Leben gerufen. Dabei sehen wir uns in allen Abteilungen der Bank nach geeigneten Mitarbeitern um, die dann geschult und zu Wealth Managern oder Private Bankern weitergebildet werden. Damit haben wir bislang sehr gute Erfahrungen gemacht.

Sollte man als Wealth Manager bestimmte Voraussetzungen mitbringen oder kann das mit der richtigen Ausbildung jeder?

Bizzozero: Jeder sicherlich nicht. Es ist doch so: Die Angebote am Markt sind sich im Hinblick auf Investments und Performance verhältnismäßig ähnlich. Was im Wealth Management häufig den Unterschied macht, sind die individuelle Erfahrung und Expertise des Beraters. Und dafür sind der Mensch und seine Persönlichkeit ausschlaggebend.

Welche Fähigkeiten sind gefragt?

Bizzozero: Der Kundenbetreuer muss in der Lage sein, zuzuhören und den Bedarf des Kunden wirklich zu verstehen. Damit fängt alles an. Er muss Architekt der Kundenbeziehung sein und dort, wo es Sinn macht, Spezialisten einbinden. Um den Kunden ausgehend davon ganzheitlich beraten zu können, sind dann von Fall zu Fall ganz unterschiedliche Fähigkeiten gefragt. Also zählt auch auf Beraterseite sehr stark das Individuum. Wealth Management is more than managing wealth, sage ich in diesem Zusammenhang immer.

Mancher wird mit der Zeit so gut in seinem Metier, dass er regelrecht zum Star avanciert. Einige wechseln dann samt Team und, für die Bank noch schmerzlicher, ihren Kunden das Haus. Wie viel Star-Faktor verträgt eine Bank?

Bizzozero: Diese Fähigkeit suchen wir eher nicht (lacht). Nein, im Ernst, ein Star-Faktor wäre in unserem Geschäft erfahrungsgemäß eher hinderlich. Man sollte sich vielmehr zurücknehmen können. Wir brauchen Teamplayer. Das schließt übrigens auch die Fähigkeit ein, mit den Kollegen aus anderen Geschäftsbereichen zusammenzuarbeiten, die wir als Spezialisten für bestimmte Fragestellungen hinzuziehen. Man gewinnt als Team. Das ist unser Credo. Das heißt auch, den Erfolg teilen zu können.