Sauren-Vorstand zum ESG-Trend Vorsicht bei grünen Investionen

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Diese bundesdeutschen Green Bonds unterscheiden sich aber sehr entscheidend von solchen, die private Unternehmen emittieren.

Was ist an denen eigentlich grün?

Unterschied eins: Eine gezielte Finanzierung von Umweltprojekten findet nicht statt. Die Zweckgebundenheit der Mittelverwendung, die man bei privaten Unternehmen zurecht sicherstellen muss, ist gesetzlich untersagt. Juristen nennen das „Non-Affektationsprinzip“ im Haushaltsrecht. Die Folge ist, dass die Emissionserlöse zusammen mit denen der Non-Green Bonds zwingend in den allgemeinen Staatshaushalt fließen und anteilig genauso die Rentenlücke, die Wehrausgaben oder den Autobahnausbau finanzieren.   

Unterschied zwei: Es gibt keine Lenkungswirkung – der Staatshaushalt wird durch Green Bonds nicht grüner. Während eine günstigere Finanzierung ein Unternehmen dazu bringen kann, sich nun doch zum Beispiel für die ökologische Werkshallensanierung zu entscheiden, spielt für die Aufstellung des Bundeshaushaltes das Vorhandensein von Green Bonds keine Rolle.

Moment. Keine Zweckbindung? Keine Lenkungswirkung? Welche Begründung wird dann dafür angeführt, diese Anleihen ausdrücklich als „grün“ bezeichnen zu können? Hier kommt ein Marketing-Kniff ins Spiel: Man sucht längst getätigte Ausgaben mit Umweltbezug im Staatshaushalt, zum Beispiel Subventionen für energetische Gebäudesanierungen oder Zahlungen an die Deutsche Bahn, und „ordnet“ diese nachträglich den neu emittierten „grünen“ Anleihen zu.

Naja…  Was nicht passt, wird hier wohl passend gemacht. Wie lautet noch gleich die Definition von Greenwashing?

Fakt ist: Ob der Anleger eine normale deutsche Staatsanleihe oder einen bundesdeutschen „Green Bond“ kauft, ist für die Umwelt egal. Investoren denken, sie tun etwas Gutes, aber es gibt keine Wirkung. Ist das den Investoren, die aktuell auch noch eine „Greenium“ bezahlen, wirklich bewusst?


Da habe ich so meine Zweifel. Wirklich ärgerlich ist, dass durch so ein lediglich grün angestrichenes Konstrukt auch das Thema der nachhaltigen Geldanlage einen ernsthaften Imageschaden erleiden kann – das wird aber wohl billigend in Kauf genommen. Für uns sind staatliche Greenbonds einfach nur normale Bonds. Mit „Green“ hat das nichts zu tun. Die Politik sollte darüber nachdenken, ob man auf diese irreführende Bezeichnung nicht verzichtet.  

Über den Autor:

Michael Viehmann ist seit 2018 Vorstand von Sauren Fonds-Research. Vor dieser Zeit war er knapp 17 Jahre bei Flossbach von Storch. Bei dem Vermögensverwalter leitete er unter anderem das Private Wealth Management.

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