Studie von Vontobel Institutionelle Investoren wollen Impact, aber fürchten Greenwashing

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Institutionelle Investoren wollen Impact, aber fürchten Greenwashing
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Pascal Dudle von Vontobel

Pascal Dudle von Vontobel: „Auch wenn wir bei den Anlegern ein starkes Engagement für Impact erkennen können, stehen doch viele noch am Anfang. Ein wesentliches Hindernis, und eine gemeinsame Herausforderung, die sie unabhängig von ihrem Standort benennen, besteht in der fehlenden Transparenz und damit der Fähigkeit, den Impact ihrer Portfolios zu messen und auszuweisen.“ Foto: Vontobel

193 institutionelle und professioneller Anleger weltweit befragte Vontobel zu dem Thema Impact. 71 Prozent der Befragten planen demnach in den kommenden drei Jahren eine Erhöhung ihrer Allokation in Impact-Investing-Lösungen. Europäische Anleger sind demnach weiterhin Spitzenreiter, doch Investoren aus Asien holen. Dabei investieren 58 Prozent der Befragten erst seit weniger als drei Jahren in diese Kategorie.

Rohstoffe rücken in den Blickpunkt

Bei Umfrage-Teilnehmern, die bereits in Impact investieren oder entsprechende Investments planen, sind börsengehandelte Aktien mit 67 Prozent die beliebteste Anlageklasse. Darüber hinaus haben 56 Prozent der Befragten vor, Allokationen in diese in den kommenden drei Jahren zu erhöhen. Die Anleger planen ebenfalls, ihre Allokation über die Anlageklassen in den nächsten drei Jahren weiter zu diversifizieren, wobei 51 Prozent sich für Infrastruktur entscheiden – hier sind bislang 39 Prozent investiert, 38 Prozent für Immobilien – investiert sind bislang 26 Prozent und 23 Prozent für Rohstoffe. Hier liegt der Wert bislang bei nur 7 Prozent. 57 Prozent der Befragten geben zudem an, vollständig oder hauptsächlich in aktive Impact-Strategien zu investieren.

Anleger aus Europa sind mit einem Anteil von 70 Prozent, die in Impact-Investment-Lösungen investieren, Spitzenreiter. Dem gegenüber stehen 56 Prozent aus Nordamerika und 57Prozent aus dem asiatisch-pazifischen Raum. Die Umfrageergebnisse lassen jedoch auch auf ein starkes Anlegerinteresse aus der Asien-Pazifik-Region schließen, die Allokation in Impact-Investments auszubauen. Dort planen 92 Prozent die Allokationen über öffentliche Märkte zu erhöhen, und 79 Prozent über private Märkte.

Ein Treiber bei den öffentlichen Märkten in Asien-Pazifik ist die erweiterte Definition der treuhänderischen Verpflichtung, die auch die künftige Bewertung von Auswirkungen der Investments umfasst. Dieser Punkt wird dort von 54 Prozent der Anleger im Vergleich zu 25 Prozent in Europa und 20 Prozent in Nordamerika genannt. Auch in Europa stehen die Auswirkungen der Investments weiterhin an der Spitze der Überlegungen, wobei künftig 67 Prozent der Anleger mehr Allokationen über öffentliche Märkte und 72 Prozent über private Märkte planen.

Die herausfordernden Marktbedingungen der letzten 18 Monate haben sich auf Anlageklassen sowohl der öffentlichen als auch der privaten Märkte ausgewirkt – auch auf die mit einem nachhaltigen Fokus. Die Umfrage zeigt, dass sich Anleger trotz der schwierigeren Zeit weiterhin für Impact Investing engagieren und sogar vorhaben, ihre Allokation in den nächsten paar Jahren zu erhöhen, so Pascal Dudle, Leiter nachhaltiges Investieren (Head of Impact Investing) bei Vontobel. Interessanterweise planen sie dies für eine viel breitere Palette an Anlageklassen über öffentliche und private Märkte hinweg. Das ist ein positiver Indikator dafür, dass das Konzept des Impact Investing keine Nische innerhalb des Themas Nachhaltigkeit mehr ist, sondern mittlerweile als spezifische und eigene Anlageart betrachtet wird.

 

Energiewende als Triebfeder

Betrachtet man die Treiber hinter den Allokationen in Impact-Investitionen, so steht die Energiewende auch weiterhin an oberster Stelle. So benennen 81  beziehungsweise 77 Prozent der Anleger die Dekarbonisierung beziehungsweise den Übergang zu Netto-Null als Hauptziele ihrer Impact-Investitionen, wobei auch die Biodiversität auf der Tagesordnung der Anleger nach oben wandert – 56 Prozent befürworten Impact-Investitionen mit Zielen, die auf Biodiversität ausgerichtet sind. Bei den ihrer Meinung nach drängendsten Bereichen, die durch Impact Investing angegangen werden sollten, stehen Erneuerbare Energien mit 68 Prozent, Energieeffizienz mit 58 Prozent und Wasser mit 43 Prozent ganz oben.

Trotz der Anlegertendenz zu Umweltzielen wird dennoch auch einen Impact im gesamten Nachhaltigkeitsspektrum angestrebt. 58 Prozent möchten, dass ihre Impact-Investitionen auf Chancengleichheit und Diversität ausgerichtet sind. Für Anleger im Asien-Pazifik-Raum und in Nordamerika liegt mit 66 beziehungsweise 63 Prozent die stärkste Präferenz auf diesen sozialen Anliegen, europäische Anleger folgen mit 53 Prozent.

Greenwashing bleibt problematisch

Bei der Implementierung von Impact Investing müssen sich Investoren weiterhin mit Greenwashing auseinandersetzen. Zu ihren wesentlichen Bedenken zählen für 60 Prozent irreführende oder übertriebene Impact-Behauptungen, für 49 Prozent das Fehlen eines klaren Branchenstandards / einer Definition für Impact-Manager. 44 Prozent sehen eine unzureichende Transparenz bei der Berichterstattung als problematisch an. Die Fähigkeit, den Impact des Portfolios nachzuweisen, ist von absolut zentraler Bedeutung und muss ein wesentlicher Bestandteil der Berichtssysteme von Investmentfirmen sein, da 82 Prozent der Anleger Transparenz und Messbarkeit von Impact-Ergebnissen als wichtige Faktoren bei der Auswahl von Impact-Investing-Managern benennen.

Von den Anlegern werden mehrere Herausforderungen benannt, die ihnen bei der Bewertung von Impact-Investing-Strategien begegnet sind und die sie wahrscheinlich von der Aufnahme dieser Strategien abhalten würden. Dazu zählen: das Fehlen verlässlicher Daten, die schlechte Transparenz von Benchmarks/Indizes sowie die breite Palette unterschiedlicher Ansätze bei Vermögensverwaltern.

„Auch wenn wir bei den Anlegern ein starkes Engagement für Impact erkennen können, stehen doch viele noch am Anfang. Ein wesentliches Hindernis, und eine gemeinsame Herausforderung, die sie unabhängig von ihrem Standort benennen, besteht in der fehlenden Transparenz und damit der Fähigkeit, den Impact ihrer Portfolios zu messen und auszuweisen. Eine erhöhte Transparenz ist der Schlüssel zum Vertrauensaufbau bei den Anlegern“, ergänzt Dudle.

Über die Studie

Bei Vontobels Impact-Investing-Studie 2023 wurden die Ansichten von 193 institutionellen und professionellen Anlegern aus 21 Ländern Nordamerikas, Europas und des Asien-Pazifik-Raums ausgewertet, um deren Überlegungen und Prioritäten bei aktuellen und künftigen Impact-Investing-Allokationen zu erfassen

Die vollständige Studie von Vontobel (in englischer Sprache) finden Sie hier.

 

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