Von Werte-Screening bis Impact Investing Das Spektrum verantwortungsbewusster Anlagestrategien

Karine Genevey verantwortet die Anlagelösungen im Wealth Management der Privatbank Pictet.

Karine Genevey verantwortet die Anlagelösungen im Wealth Management der Privatbank Pictet. Foto: Pictet

Als Individuen haben wir verschiedene Ziele, die von unseren Werten und Überzeugungen geprägt sind und sich im Lauf unseres Lebens weiterentwickeln können. Für uns als Anleger besteht die Herausforderung darin, diese Werte und Überzeugungen in unseren Portfolios zum Ausdruck zu bringen. Somit gibt es zwar keine Pauschallösung, die der Vielfalt der Anlegergemeinschaft entspricht, aber es gibt einen gemeinsamen Rahmen, der sich wiederum den individuellen Anlagezielen anpassen lässt.

Wir verfolgen stets einen langfristigen Ansatz, bei dem wir zuerst die – häufig generationenübergreifenden – Werte und Ziele eines Anlegers für sein Vermögen analysieren und festlegen. Anschließend bedienen wir uns dieses Rahmens für verantwortliches Investieren (RI), der eine Reihe verschiedener Ansätze bietet. Das gesamte Universum für verantwortliches Investieren wächst rasant und hat inzwischen für jeden Einzelnen etwas zu bieten, unabhängig von Zielen oder finanziellen Einschränkungen. Die Herausforderung liegt darin, den Überblick zu behalten, um so den besten Mix für das eigene Portfolio finden zu können.

In diesem Zusammenhang gilt es auch, die Rolle und Bedeutung eines Treuhänders zu überdenken. Geht es nur um finanzielle Erträge? Oder verlangt diese Rolle nicht vielmehr eine ganzheitliche Verantwortung, die nicht nur auf finanzielle Kriterien achtet, sondern auch auf die Auswirkungen unserer Anlagen auf Gesellschaft und Umwelt. Vielleicht wird der Begriff „Investment“ inzwischen auch zu eng verwendet – weil er das Finanzielle überbetont und die breitere Bedeutung sowie die Berücksichtigung nicht finanzieller Ergebnisse übersieht.

Es gibt also nicht nur eine einzige Art, verantwortungsbewusst anzulegen, sondern verschiedene Ansätze, die allein oder kombiniert angewendet werden können. Das Spektrum reicht von der Vermeidung bestimmter Anlagen bis hin zu Anlagen, die getätigt werden, um eine erwünschte Wirkung, den sogenannten Impact, zu erzielen, sei dies in Bezug auf soziale und wirtschaftliche Fragestellungen oder solche, die die Grundsätze der Unternehmensführung (Governance) betreffen.

Generell unterscheiden kann man nach Ansätzen, die ein Werte-Screening als Filter benutzen, solchen, bei denen es um die Auswahl von Wertpapieren und der dahinterstehenden Unternehmen geht, und als dritte Variante die Frage nach der Wirkung von Investments. Hier ein Überblick über die Filtermethoden:

Normenbasiertes Screening (Werte)

Bei diesem Filteransatz werden Unter-nehmen ausgeschlossen, die negative Effekte auf Gesellschaft oder Umwelt haben, deren Kosten aber nicht tragen. Entsprechende Normen werden oft von supranationalen Organisationen wie den Vereinten Nationen oder der Internationalen Arbeitsorganisation festgelegt und befassen sich zum Beispiel mit kontroversen Waffen und Kinderarbeit.