Von riskant bis konservativ Das Spektrum an Volatilitätsstrategien ist groß

Alexander Raviol ist Partner und Leiter Alternative Solutions bei Lupus alpha

Alexander Raviol ist Partner und Leiter Alternative Solutions bei Lupus alpha Foto: Lupus alpha

Volatilität, der „Wellengang“ an den Märkten, wird selbst von versierten „Schwimmern“ – sprich institutionellen Investoren – in erster Linie als Risiko gesehen: Gegen Volatilität gelte es sich zu schützen mittels Absicherungsstrategien. Unterdessen haben aber immer mehr Investoren erkannt, dass Volatilität auch eine eigene Anlageklasse ist und Volatilitätsstrategien langfristig Portfolio-Erträge verbessern können. „Wir sind bereits seit Ende 2016 in Volatilitätsstrategien investiert und haben positive Erfahrungen bezüglich ihrer Rendite- und Diversifikationseigenschaften gemacht“, erklärt etwa Dr. Benedikt Köster, Leiter Group Pensions bei Deutsche Post DHL. Eberhard Vetter, Leiter Kapitalanlagen der RAG-Stiftung, sieht das ähnlich: „Für uns ist die Beimischung von Volatilitätsstrategien zu unserem Portfolio ein wesentlicher Beitrag zur weiteren Diversifizierung.“

Doch anderenorts sind die Vorbehalte noch groß: Zu komplex, keine echte Diversifikation, zu riskant, heißt es. Und der genaue Blick lohnt, denn hinter dem Begriff Volatilitätsstrategien verbergen sich sehr unterschiedliche Vorgehensweisen: von riskant bis konservativ, von höchst fraglich bis empirisch gut belegt. Der genaue Blick ist heute aber auch ganz besonders aus Rendite- und Diversifikationsgründen gefragt. Was die Rendite angeht, sind Investoren in einem Umfeld extrem niedriger Zinsen über viele Jahre mit Aktien gut gefahren, doch nach den empfindlichen Verlusten 2018 vor allem im Euroraum ist die Suche nach Renditequellen in alternativen Instrumenten außerhalb klassischer Anlageklassen noch dringlicher geworden. Die typischen Renditeanforderungen institutioneller Investoren in der Größenordnung von 3 bis 4 Prozent per annum sind kaum noch zu erfüllen.

Zudem ist Diversifikation über traditionelle Anlageklassen schwieriger geworden. Die lange verlässlich negative Korrelation von Aktien und Anleihen gilt nicht mehr. Vor diesem Hintergrund sind alternative Risikoprämien gesucht, die gleichzeitig auch noch über eine hohe Liquidität verfügen – und hier kommen Volatilitätsstrategien ins Spiel. „Investoren setzen Volatilitätsstrategien nicht mehr allein zur Absicherung ein. Als Teil der strategischen Asset Allocation sollen sie Erträge für das Portfolio generieren“, erklärt Alexander Raviol, Partner, Leiter Alternative Solutions bei Lupus alpha. Dabei erfüllt Volatilität alle Voraussetzungen einer eigenständigen Anlageklasse: Sie bietet Diversifikationspotenzial, Investierbarkeit und nachhaltige Renditechancen.

Mehr als eine Messgröße

Doch was ist Volatilität eigentlich? Mathematisch gesehen misst Volatilität, wie stark die Rendite eines Investments um ihren mittleren Wert streut. Das heißt: Ist die Volatilität hoch, kommen stark positive und auch negative Kursschwankungen häufiger vor. Damit sagt Volatilität etwas über das Risiko von Investments aus. Daher wird die Volatilität für ganze Märkte, etwa der CBOE Volatility Index VIX für den S&P 500 und der VDax-New für den Dax, auch oft als „Angstbarometer“ bezeichnet. Zwar dient die Messung der Volatilität vor allem der Risikoquantifizierung, doch kann Volatilität mit intelligenten Strategien auch als Anlageklasse genutzt werden, etwa über die Vereinnahmung der Volatilitäts-Risikoprämie (Vola-Risikoprämie).