Ralf Lochmüller von Lupus alpha „Von einem Tag auf den anderen investierte niemand mehr in Aktienfonds“

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Wenn ich stattdessen lese, was „bewiesen“ ist oder lauthals versprochen wird, täte es uns nach meinem Empfinden vielleicht ganz gut, wenn wir alle mal unsere Marketingabteilungen für drei Monate ins Sabbatical schicken würden.

Gibt es einen Rat, den Sie dem Finanz-Nachwuchs mit auf dem Weg geben möchten?

Lochmüller: „Rat“ klingt etwas hochgestochen, aber vielleicht darf ich meine persönlichen Erfahrungen teilen und zwei Gesichtspunkte hervorheben: Erstens, die Fondsbranche ist eine Wachstumsbranche, es lohnt sich, hier zu arbeiten. Und das im doppelten Sinn, denn man kann echten Mehrwert für Menschen schaffen, vor allem, weil es um die private und betriebliche Altersvorsorge geht. Und zweitens, es gibt keine kurzfristigen Erfolge im Fondsgeschäft, jedenfalls nicht nachhaltig und mit Bestand.


Für mich verkörpert diese Philosophie kein Zweiter besser als David Swensen, der in diesem Jahr verstorbene CIO der Yale Foundation. Mit seinem Endowment Model hat er die Kapitalanlage für Investoren Anfang der 2000er Jahre revolutioniert. Es zeichnet sich durch eine intelligente, langfristig ausgerichtete Asset Allocation aus, mit starker internationaler Diversifikation und einer hohen Aktienquote.

„Zu den großen Treibern gehört neben der Altersvorsorge sicherlich das Thema ESG, aber auch die weiter fortschreitende Individualisierung der Portfolios“

Hinzu kommen Swensens außergewöhnliche Leistungen bei der Managerselektion. Faszinierend ist, dass er seine Asset Manager nicht einfach nur als Produktanbieter, sondern immer als langfristige Partner angesehen hat. Mir ist das bis heute ein Ansporn: Ich möchte, dass auch unsere Kunden uns als ihre Partner betrachten.

Welches wird für Sie der nächste große Trend sein?

Lochmüller: Wir erleben gerade viele dynamische und spannende Veränderungsprozesse – allein, wenn ich mir die Digitalisierung in der Fondsindustrie anschaue. Umso wichtiger bleibt es, nicht das eigentliche Ziel aus den Augen zu verlieren, nämlich für Kunden attraktive Renditen zu erwirtschaften. Zu den großen Treibern gehört neben der Altersvorsorge sicherlich das Thema ESG, aber auch die weiter fortschreitende Individualisierung der Portfolios. Neue Technologien ermöglichen bei stetig sinkenden Mindestanlagesummen ein immer besser diversifiziertes Portfolio.


Über den Interviewten:
Rolf Lochmüller entschied sich 2000 für die Selbständigkeit und gründete mit vier weiteren Partnern den unabhängigen, auf institutionelle Investoren spezialisierte Asset Manager Lupus alpha. Vorherige Station seiner Karriere war die amerikanisch-britische Investmentgesellschaft Invesco, bei der er 12 Jahre tätig war, zunächst als Leiter Portfolio Management Renten sowie später als Geschäftsführer und Global Partner verantwortlich für Portfolio Management und Vertrieb. Zuvor leitete Lochmüller den Handel in Euro-Anleihen bei Chase in Frankfurt

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