Krisenmanagement Eine Checkliste für Private Banker in Zeiten von Corona

Norbert Paddags: „Die Checkliste soll helfen, den Überblick in der Krise zu behalten, Aufgaben gut zu strukturieren und zu priorisieren.“

Norbert Paddags: „Die Checkliste soll helfen, den Überblick in der Krise zu behalten, Aufgaben gut zu strukturieren und zu priorisieren.“ Foto: Dr. Paddags Strategieberatung

Die Corona-Pandemie hat zu einer gesundheitspolitischen, wirtschaftlichen und für viele Menschen auch persönlichen Ausnahmesituation geführt: Urlauber kehren aus den Skiferien in Italien zurück, das in bisher kaum vorstellbarer Weise mit Behandlung von Schwerstkranken zu kämpfen hat, und sollen 14 Tage in häuslicher Isolation bleiben. Schulen und Universitäten werden geschlossen. An den Kapitalmärkten wecken die Marktturbulenzen Erinnerungen an den Black Monday 1987 oder die Lehmann-Krise 2008 – auch wenn die wirtschaftlichen Auslöser und Rahmenbedingungen sehr verschieden sind.

Diese Ausnahmesituation stellt für Private Banker eine besondere Herausforderung dar, da die Kursabstürze den Kunden zu erklären und sinnvolle kurzfristige Empfehlungen auszusprechen sind. Gleichzeitig sind die Kunden aufgrund der Altersstruktur durch eine Ansteckung mit dem Covid-19-Virus deutlich gefährdeter als der Durchschnitt der Bevölkerung, das heißt zu möglichen wirtschaftlichen Verlusten kommt eine persönliche Betroffenheit und Sorge um Verwandte und Freunde. Und natürlich sind Private Banker und Ihre Familien selbst betroffen und wenn es „nur“ darum geht, wie die Betreuung der Kinder im Fall der Schulschließung organisiert wird.

Ziel dieses Artikels ist es, einen Überblick über Themen und einige Hinweise zu geben, die für Private Banker bei der Bewältigung der Corona-Krise hilfreich sein können. Der Anspruch ist hierbei nicht, dass alle Überlegungen und Anregungen neu oder für alle Institute und Situationen passend sind. Vielmehr sollen die Themenübersicht und die Zusammenfassung als Checkliste helfen, den Überblick in der Krise zu behalten, Aufgaben gut zu strukturieren und zu priorisieren.

Die Checkliste findet sich am Ende des Artikels oder kann unter diesem Link abgerufen werden.

Von Business Continuity zum umfassenden Krisenmanagement

Niemand kann im Augenblick voraussagen, wie sich die Pandemie global und in Deutschland entwickeln wird und welche konkreten wirtschaftlichen Auswirkungen sich ergeben. Dennoch ist es wichtig, trotz aller aktuellen und drängenden Aufgaben, sich zu vergegenwärtigen, dass die Aufgaben in den kommenden Wochen und Monaten aller Wahrscheinlichkeit nach nicht allein mit der Notfallplanung im Sinne eines Business Continuity Managements gelöst werden können. Dies liegt zum einen daran, dass keine noch so detaillierte Notfallplanung alle Eventualitäten und die besondere Komplexität dieser Krise perfekt abdecken kann. Wichtiger noch ist der Perspektivwechsel und realistische Blick auf die Krise und die Notwendigkeit, diese professionell zu managen. Dazu nachfolgend einige Ideen:

  1. Szenarioplanung – Für Unwägbarkeiten gewappnet sein

Ein erster Schritt ist die Planung von Szenarien, wie sich die Pandemie unter anderem auf den Geschäftsbereich Private Banking, insbesondere für Kunden, die Jahresziele (Erträge und Kosten) und die Mitarbeiter auswirken kann. Basis hierfür sollte die institutsübergreifende Einschätzung der volkswirtschaftlichen oder der Research-Abteilung sein. Es muss vermieden werden, dass jeder Bereich für sich versucht, die Wirkung der Pandemie auf die Märkte vorherzusagen. Auch wenn sich dies in diesen hektischen Zeiten zunächst als „akademische Übung“ anhören mag, ermöglicht das Erarbeiten einer konkreten Planung und daraus abgeleiteter Handlungsalternativen einen Überblick für eine nie dagewesene Situation. Da die Unsicherheit extrem ist, sollte nicht ein Szenario als wahrscheinlich genommen werden, sondern mit mehreren gearbeitet werden. Hierbei geht es nicht darum zu spekulieren, welches Szenario am wahrscheinlichsten ist, sondern

  • explizit zu entscheiden, welches Szenario auf Basis der vorliegenden Informationen als Planungsgrundlage für das eigene Institut aktuell verwendet wird
  • Vorkehrungen zu treffen, falls schwerwiegendere Szenarien sich realisieren sollten
  • Im Verlauf der Krise gegebenenfalls auf andere Szenarien – sowohl negativer oder weniger negativ - umzuschwenken