Interview mit Liqid-Manager Moritz von Rhein „Vom Girokonto zu Private Equity: So investieren Privatanleger heute“

Moritz von Rhein auf dem Privatize Summit

Moritz von Rhein auf dem Privatize Summit: Er arbeitet für Liqid. Foto: Liqid

private banking magazin: Herr von Rhein, Sie sind Head of Private Markets bei Liqid in Berlin. Können Sie uns einen tieferen Einblick in Ihre Arbeit und die Entwicklung von Liqid im Bereich Private Equity geben?

Moritz von Rhein: Private Equity war traditionell Hochvermögenden oder institutionellen Investoren vorbehalten. Bei Liqid haben wir uns zum Ziel gesetzt, Private Equity auch für Privatanleger zugänglich zu machen. Wir sind 2017 mit unserem ersten Private-Equity-Dachfonds für semiprofessionelle Anleger gestartet. Seitdem haben wir kontinuierlich daran gearbeitet, möglichst vielen Anlegern Zugang zu den weltweit führenden Managern zu ermöglichen. Ein besonderer Meilenstein war in diesem Jahr der Start von „Liqid Private Equity NXT“. Mit „NXT“ machen wir Private Equity bereits ab 10.000 Euro inklusive Sparplan für einen deutlich breiten Kreis an Anlegern zugänglich. 

Was macht Private Equity für Privatanleger besonders interessant?

von Rhein: Private Equity bietet Zugang zu Anlagechancen abseits der öffentlichen Kapitalmärkte. Die Anlageklasse erzielt historisch betrachtet im Schnitt höhere Renditen als der Aktienmarkt und kann zur Portfoliostabilität beitragen. Was wir ebenfalls beobachten, ist ein großes Interesse unserer Kunden an der unternehmerischen Komponente. In welche Unternehmen wird investiert? Wie entwickeln sich die Beteiligungen? Und was passiert bei einem Exit? Dieses Interesse bedienen wir mit regelmäßigen Updates und Informationsveranstaltungen.

Wie genau machen Sie Private Equity für Privatanleger zugänglich?

von Rhein: Liqid Private Equity NXT fußt auf der neuen Eltif-Regulierung und ist ein semi-liquider Evergreen-Fonds, der über Co-Investment direkt in Unternehmen aus dem globalen Mittelstand investiert und Anlegern eine ganze Reihe von Vorteilen bietet. Neben der deutlich reduzierten Mindestanlage ist ein wesentlicher Vorteil, dass Anleger auch keine komplizierte Kapitalplanung mehr vornehmen müssen – es gibt also keine Kapitalabrufe. Anleger sind direkt in ein breit diversifiziertes Unternehmensportfolio investiert. Wir bieten auch die Option eines regelmäßigen Sparplans, ähnlich wie bei ETFs. Zudem haben wir den gesamten Anlageprozess digitalisiert und vereinfacht. Anleger können online investieren, ohne hunderte Seiten Verträge durcharbeiten zu müssen. Auch haben wir die Anlageklasse flexibler gestaltet – statt der früher üblichen zwölf Jahre liegt der empfohlene Anlagehorizont nun bei mindestens fünf Jahren. Anleger haben jeden Monat die Möglichkeit, ihre Beteiligung zu veräußern.

Transparenz spielt eine große Rolle. Wie informieren Sie Ihre Anleger?

von Rhein: Transparenz ist für uns in der Tat ganz entscheidend. Wir informieren unsere Anleger regelmäßig und umfassend über Update-Mails oder unseren eigenen Podcast „Inside NXT“ zu den Unternehmen im Portfolio, deren Entwicklung und natürlich auch über die Exits. Zusätzlich bieten wir Webinare und Präsenzveranstaltungen an. Bei unseren deutschlandweiten Private-Markets-Abenden haben Kunden die Möglichkeit, sich persönlich mit den Fondsmanagern auszutauschen und alle Hintergründe zu erfahren.

Wie sehen Partnerschaften aus? 

von Rhein: Für jede Anlageklasse arbeiten wir mit spezialisierten Partnern zusammen. So stellen wir sicher, dass wir unseren Kunden Anlagelösungen bieten, die qualitativ dem Niveau von institutionellen Produkten entsprechen. Gerade bei Private Equity ist die Auswahl des richtigen Managers ganz entscheidend. Für NXT kooperieren wir mit Neuberger Berman, einem der größten Private-Equity-Investoren weltweit. Deren umfangreiches Netzwerk ermöglicht es uns, jede Woche ein neues Unternehmen zu erwerben. Das bedeutet, dass jeder investierte Euro direkt in Unternehmen investiert wird. 

Im Venture-Capital-Bereich arbeiten wir mit Vencap aus Oxford zusammen, die seit 1987 führend in diesem Sektor sind. Deren Fokus liegt darauf, nur mit wenigen, aber sehr erfolgreichen Venture Fonds zu investieren, die nachweislich an den wenigen besonders wertvollen "Unicorn Exits" beteiligt waren.

Wer sind Ihre typischen Kunden und wie finden sie zu Ihnen?

von Rhein: Unsere Kernzielgruppe sind mittelständische Unternehmer, Ärzte, Anwälte, Freiberufler und gutverdienende Angestellte. Typischerweise investieren sie zwischen 100.000 und 2 Millionen Euro bei Liqid. Viele kommen zu uns, weil sie mit ihrer bisherigen Vermögensverwaltung unzufrieden sind oder schlichtweg noch nicht den richtigen Partner gefunden haben. Sie suchen eine Alternative zur klassischen Hausbank, die ihnen mehr bietet als nur Standardprodukte. Viele starten in der liquiden Vermögensverwaltung und entdecken dann schrittweise die Möglichkeiten der Private Markets. Es ist ein Prozess, in dem wir unsere Kunden mit den Vorteilen, aber auch den Herausforderungen der Private Markets vertraut machen und sie langsam an die Anlageklassen heranführen.

Was treibt Sie persönlich an, diese Anlagemöglichkeiten voranzubringen?

von Rhein: Mich motiviert der Gedanke, Private Equity zu demokratisieren, weil bisher nur sehr wohlhabende Investoren von der Anlageklasse profitieren konnten. Ich habe während meines Studiums festgestellt, dass es einen enormen Unterschied zwischen den Anlagemöglichkeiten gibt, die Privatanlegern zur Verfügung stehen, und denen, die große Family Offices oder institutionelle Investoren nutzen können. Mich treibt unsere Mission an, vielen Menschen Zugang zu diesen Möglichkeiten zu geben.

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