Asiatischer Wachstumsmarkt
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Das Land, das an Kambodscha, Laos, China und das Südchinesische Meer grenzt, zählt zu den wachstumsstärksten Volkswirtschaften Asiens. Selbst in den Pandemiejahren 2020 und 2021 legte die Wirtschaftsleistung zu, um 2,6 und 2,9 Prozent. Schon 2022 und in den Folgejahren kehrt Vietnam wieder zurück auf seinen alten Wachstumspfad von durchschnittlich 6 bis 7 Prozent pro Jahr, so die Prognosen des Internationalen Währungsfonds. Unterstützt wird der Aufschwung durch ein großes Konjunkturprogramm der Regierung, das unter anderem Infrastrukturinvestitionen vorsieht.
Politisch stabil, reformfreudig, jung
„Der sozialistisch geprägte Einparteienstaat punktet mit politischer Stabilität, Reformfreudigkeit, einer relativ niedrigen Staatsverschuldung, wettbewerbsfähigen Kosten und einer jungen, fleißigen Bevölkerung. Das Durchschnittsalter der rund 100 Millionen Einwohner liegt bei 32,5 Jahren“, sagt Mario Timpanaro, der als Manager des Lumen Vietnam Fund bereits seit zehn Jahren gezielt in attraktiv bewertete, wachstumsstarke vietnamesische Unternehmen investiert.
Die zweistellig wachsenden Handelsaktivitäten des ASEAN-Mitglieds Vietnam werden gestützt von diversen Freihandelsabkommen, etwa mit den USA, der EU (EVFTA) und Staaten des asiatischen-pazifischen Raums (RCEP). „Vietnam ist Nutznießer der Verschiebung der globalen Lieferketten. Die ausländischen Direktinvestitionen haben sich zuletzt beschleunigt. Immer mehr Unternehmen, auch aus Deutschland, nutzen das Land als Produktionsstandort in Asien“, beobachtet Timpanaro.
Aufstieg in die Emerging Markets
Zwar können ausländische Investoren schon lange an den vietnamesischen Börsen in Ho Chin Minh City und Hanoi investieren, allerdings mit Beschränkungen, die den Handel erschwerten. Seit einigen Jahren öffnet sich der Aktienmarkt jedoch immer stärker für internationales Kapital. Das muss er auch, denn Vietnam will in der MSCI-Hierarchie vom Frontier Market zum Emerging Market aufsteigen. Timpanaro rechnet damit, dass Vietnam es 2023 auf die Short-List von MSCI schafft und 2024 dann die Aufnahme in den MSCI Emerging Markets Index erfolgt. Das würde das Interesse der internationalen Investoren und ihre Nachfrage nach den Aktien deutlich ankurbeln.
Schon heute weist Vietnam eine höhere Marktkapitalisierung auf als manche Emerging Markets, etwa Polen, Kuwait oder die Philippinen. Ein weiteres Argument für vietnamesische Aktien sind die vergleichsweise noch chancenreichen Bewertungen. Timpanaro: „Das aktuelle Markt- und politische Umfeld stellt einen Goldilocks-Moment dar. Der vietnamesische Markt ist bereit für die nächsten fünf großartigen Jahre.“
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Herr Timpanaro, wie kamen Sie vor über zehn Jahren auf die Idee, einen Vietnam-Fonds aufzulegen?
Mario Timpanaro: Wir sind ja immer auf der Suche nach neuen und interessanten Investitionsmöglichkeiten. Nach längerer umfassender Prüfung erkannten wir große Investmentchancen in Vietnam. Damals war das Land in einer schwierigen Situation mit hoher Inflation und wurde von Investoren gemieden. Wir sahen aber großes Potenzial, was nicht in den Aktienkursen widerspiegelt wurde. Uns fehlte nur noch ein kompetentes Team vor Ort, das wir 2013 mit der Vietnam Holding Asset Management fanden. Das Unternehmen gehört heute ebenso wie der Lumen Vietnam Fund zu AQUIS Capital. Unser Fonds war weltweit der erste UCITS-Aktienfonds mit Anlageschwerpunkt Vietnam. Wir sind mit 2,5 Millionen US-Dollar gestartet und verwalten jetzt ein Volumen von rund 230 Millionen US-Dollar.
Sie integrieren schon seit 2013 ESG-Kriterien in den Fonds. Wie macht man das in einem Land wie Vietnam?
Timpanaro: Die ESG-Berücksichtigung macht den Fonds einzigartig. Damals wurden wir für den Ansatz eher belächelt. Das Hauptproblem in Vietnam war und ist das G, die Corporate Governance. 2013 habe ich mit meinen Analysten eine Firma besucht und sie nach Corporate Governance befragt. Die Antwort war: Wie schreibt man das? Auch wenn es bis heute keine regulatorischen Vorgaben hinsichtlich ESG in Vietnam gibt, so sind doch viele Firmen unseren Botschaften gegenüber aufgeschlossen.
Mario Timpanero
Fondsmanager, Lumen Vietnam Fund
Aber auch der Staat greift mittlerweile stärker durch: Erst kürzlich gab es einen Skandal um Aktienmanipulationen, der Fall wurde untersucht und die Verantwortlichen wurden verhaftet.
Wie stark begrenzt der ESG-Ansatz das Anlagevolumen?
Timpanaro: Extrem. An den beiden Börsen in Vietnam sind rund 1.200 Aktien notiert. Nach unserem ESG-Scan bleiben noch etwa 80 bis 100 investierbare Titel übrig. In den vergangenen zehn Jahren haben wir allerdings gesehen, dass diese Einschränkung unsere Performance nicht belastet, im Gegenteil.
In Frontier Markets ist die politische Lage ein wichtiger Faktor für Investoren. Wie sieht es in Vietnam aus?
Vietnam ist ein kommunistischer Einparteienstaat mit einem starken prowestlichen Flügel, der bei der Bevölkerung weitgehend anerkannt ist. Die politische Lage ist sehr stabil. Die Unterbrechung der Lieferketten, die stabile Währung und die tiefen Lohnkosten sind weitere Gründe, warum sich viele Firmen entschieden haben, ihre Produktion von China oder Südkorea nach Vietnam zu verlagern. Wir sehen Vietnam jedoch nicht als kleines China. Vietnam kopiert China nicht, es versucht die Dynamik hochzuhalten, achtet aber auf die Umwelt. Das ist eine andere Qualität von Wachstum. Vietnam ist bei weitem nicht perfekt, aber es lernt schnell dazu und weiß, in welche Richtung es gehen möchte.
Welche Sektoren sind in Vietnam wichtig?
Timpanaro: Größter Sektor im Fonds ist das Finanzwesen. Wir sehen hier vor allem Potenzial bei Versicherungen. Kinder sind für die jungen Vietnamesen nicht mehr die primäre Altersvorsorge. Versicherungsprodukte hierfür gewinnen an Bedeutung, das hat bislang kaum ein Investor auf dem Radar. Immobilien sind ebenfalls ein wichtiger Sektor, auch in unserem Fonds. Wir mögen beispielsweise Unternehmen, die bezahlbares Wohnen in Städten ermöglichen. Die Urbanisierung ist in Vietnam in vollem Gange. Auch Industrie und Infrastruktur sind starke Bereiche. Die Regierung hat sich letztes Jahr verpflichtet, bis 2025 124,5 Milliarden US-Dollar in die Infrastruktur zu investieren. Das ist eine riesige Investition für das Land. Vietnam möchte zudem den Tourismus nach der Pandemie wieder ankurbeln. Dieser ist allerdings für die Gesamtwirtschaft bei weitem nicht so wichtig wie etwa in Thailand. Und es gibt bislang kaum Möglichkeiten, an dem Thema über die Börse zu partizipieren.
Warum ist jetzt ein guter Zeitpunkt, in Vietnam zu investieren?
Timpanaro: Global gesehen spielt die Musik in Asien. Und Vietnam hat ein Makrobild, das seinesgleichen sucht auf der Welt. Die Wachstumsdynamik ist groß, das wird sich auch an der Börse widerspiegeln. In den nächsten zwei bis drei Jahren werden Indexanbieter wie FTSE und MSCI das Land vom Frontier Market zum Emerging Market hinaufstufen. Das wird dem Aktienmarkt einen weiteren Boost verleihen. Firmen sind zudem derzeit nicht zu teuer bewertet, das Chance-Risiko-Profil ist gut. Die meisten Investoren kaufen Emerging Markets in einem globalen oder regionalen Basket. Viel ratsamer ist es jedoch, gezielt nach den besten Investitions-Chancen zu suchen, wie sie etwa Vietnam bietet. Das macht zwar mehr Mühe, aber die lohnt sich.
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Der Fonds verfolgt einen Value-Ansatz in einem Wachstumsmarkt. Das heißt: Investiert wird in unterbewertete und gleichzeitig wachstumsstarke Aktien. „Wir investieren in Unternehmen, für die wir in den kommenden drei Jahren je nach Sektor ein Wachstum von jährlich 15 bis 25 Prozent erwarten“, erläutert Timpanaro. Im Fonds liegt der für 2023 erwartete Gewinn pro Aktie bei rund 22 Prozent, und das Kurs-Gewinn-Verhältnis im Durchschnitt bei dem etwa 10.5-Fachen.
Small und Mid Caps im Fokus
Im Fokus stehen strategische Investitionen in kleine und mittelgroße Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von bis zu 2,5 Milliarden US-Dollar. „Mittelständische Unternehmen sind das Rückgrat der Wirtschaft. Hier ist deutlich mehr Dynamik drin als bei den großen Werten. Wegen unserer Unabhängigkeit genießen wir ein großes Vertrauen, dabei ist uns der direkte Kontakt vor Ort sehr wichtig“, sagt Timpanaro, der die Unternehmen gern über längere Zeit bei ihrem Wachstum begleitet. „Wichtig ist, dass der Staat keinen Einfluss auf die Unternehmenspolitik hat. Sobald wir dies feststellen, würden wir sofort verkaufen.“
Größere Gesellschaften nutzt er als taktische Allokationen. In der derzeitigen Phase hoher globaler Unsicherheiten setzt er beispielsweise gern auf „langweilige“ Konzerne wie den Food-Produzenten Vinamilk (Vietnam Diary Corp.), das „vietnamesische Nestlé“. Insgesamt sind aktuell 32 Werte im Portfolio.
Artikel-8-Fonds: Ausschlüsse und Engagement
Das Besondere am Investmentprozess ist die Integration von ESG-Kriterien, und das schon seit 2013. Sie beschert dem Fonds eine Klassifizierung nach Artikel 8 der EU-Offenlegungsverordnung (SFDR). Einige Bereiche wie Atomkraft, Waffen, Alkohol, Tabak, Kasinos, aber auch Unternehmen, die Kinderarbeit nutzen oder Minderheiten diskriminieren, werden ausgeschlossen. Andere Bereiche wie Kohleabbau, Zement und Schleppnetzfischerei dürfen nur einen sehr begrenzten Teil der Unternehmensaktivitäten ausmachen.
Die Investitionsliste wird stetig hinsichtlich der Ausschlusskriterien überprüft. Zudem findet ein aktives Engagement statt. Die Analysten der Vietnam Holding Asset Management nutzen sowohl ihre Stimmrechte auf Hauptversammlungen als auch persönliche Gespräche, um die Unternehmensleitungen für ESG-Aspekte stärker zu sensibilisieren.
Der Ansatz, und insbesondere die erfolgreiche Suche nach kleinen und mittelgroßen Wachstumsperlen, hat dem Fonds seit Auflegung eine beachtliche jährliche Performance von mehr als 11 Prozent beschert. Zudem kann er als Beimischung im Portfolio als Diversifikator dienen. Gegenüber wichtigen Indizes, etwa dem MSCI World, aber auch dem MSCI Emerging Markets, weist der Vietnam Lumen Fund seit Auflegung eine niedrige Korrelation von unter 4 auf.
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Wahrung von Kundeninteresse
Wir nehmen uns Zeit, die Kundenbedürfnisse zu verstehen und diese umzusetzen. Unsere Leidenschaft für das was wir tun, übertragen wir unseren Kunden.
Nachhaltigkeit – Unser großes Anliegen
In unserem Anlageprozess sind die UNPRI Social Development Goals (SDGs) und Nachhaltigkeit (ESG) ein integrierter Teil unseres Denkens und Handeln.
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