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Aktienmarkt Vietnam „Vietnam profitiert enorm von der Deglobalisierung“

Mario Timpanaro, Portfoliomanager des Lumen Vietnam Fund

Mario Timpanaro, Portfoliomanager des Lumen Vietnam Fund Foto: Aquis

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Herr Timpanaro, wie steht es derzeit um das Makrobild in Vietnam?

Mario Timpanaro: In den nächsten fünf Jahren wird ein stetiges Wirtschaftswachstum Vietnams von 6 bis 7 Prozent jährlich erwartet, was in diesem Umfeld anspruchsvoll ist. Einige wichtige Faktoren werden zu dieser starken Entwicklung beitragen.

Erstens: Eine stabile Währung. So fluktuiert der vietnamesische Dong in einer Bandbreite von 3 bis 5 Prozent gegen den US-Dollar und ist somit die stärkste Währung in Südostasien. Zweitens lässt sich mit einer stabilen und relativ starken Währung auch die Inflation besser unter Kontrolle halten. Für 2023 wird in Vietnam mit einer Inflation in einer Größenordnung von 4 bis 5 Prozent gerechnet. Drittens kommt angesichts höherer Zinsen immer wieder die Frage auf, wie das Land verschuldet ist. Und hier ist Vietnam als Vorbild für viele andere Länder weltweit zu nennen. Die Staatsverschuldung des Landes beläuft sich auf lediglich 44,5 Prozent des BIP. Viertens sind weitere hohe ausländische Direktinvestitionen von globalen Handelspartnern zu nennen. So profitiert Vietnam enorm von der Deglobalisierung oder Slowbalisation: Länder und Firmen weltweit suchen verlässliche Partner für ihre Produktion und Lieferketten. Insbesondere deutsche Firmen diversifizieren verstärkt von China nach Vietnam. Und last but not least wird mit einer Heraufstufung Vietnams von Frontier zum Emerging Market gerechnet, was dem Finanzmarkt Vietnam in den kommenden 18 Monaten einen enormen Schub verleihen dürfte.

Wann ungefähr wird es Ihrer Meinung so weit sein, dass Vietnam in den Emerging-Markets-Status hochgestuft wird?

Timpanaro: Wir sind davon überzeugt, dass Vietnam im Jahr 2024 auf die Watchlist kommen wird und 2025 den Emerging-Markets-Status erreichen wird. Die Börsenkapitalisierung und das tägliche Handelsvolumen sind bereits massiv höher als bei einigen anderen Ländern, welche bereits in diesem MSCI-Index sind. Es gilt aber noch eine letzte Hürde zu nehmen; hier sind die MSCI-Vorgaben sehr klar, nämlich: Behandle den ausländischen Investor wie Deinen eigenen. In Vietnam gibt es jedoch ein Ausländerlimit (FOL) – bei Industrieaktien sind es 49 Prozent und bei Bankaktien 30 Prozent. Um die MSCI-Forderung zu erfüllen, wäre unserer Meinung nach die Einführung einer Non Voting Share der plausibelste Weg. Die Angst ist einfach zu groß, dass es bei einer kompletten Öffnung zu Übernahmen durch chinesische Firmen kommen könnte.

Hat die Wiedereröffnung Chinas einen großen Einfluss auf die vietnamesische Wirtschaft?

Timpanaro: Tatsächlich sehen wir bereits die ersten positiven Impulse aus dieser Entwicklung. Hier profitieren in erster Linie der Tourismus- sowie der Konsumsektor. Wir sehen auch, dass vermehrt Touristen aus anderen Ländern die Schönheit Vietnams entdecken. Dieser Sektor trägt mit etwa 6 bis 7 Prozent zum BIP bei, somit ist das Land viel breiter und besser aufgestellt als andere Länder in der Region. 

Welche Sektoren im Portfolio des Lumen Vietnam Fund werden Ihrer Meinung nach die größten Erträge in diesem Jahr erwirtschaften?

Timpanaro: Unser Analystenteam geht davon aus, dass der größte Ertrag aus dem Energiesektor kommen wird. Wir rechnen mit einer EPS-Steigerung von sagenhaften 90 Prozent, gefolgt vom Industrie- und Konsumsektor mit 47,5 respektive 44 Prozent. Das sind Zahlen, von denen wir in Europa nur träumen können – in Vietnam ist das Realität. Mit Blick auf den Immobiliensektor – sprich, den Wohnungsbau – sind wir jedoch eher vorsichtig.

Nach welchen Kriterien stellen Sie das Portfolio zusammen?

Timpanaro: Hier haben wir unsere eigenen strengen Kriterien. Bereits im Jahr 2013 haben wir ESG in unserem Investmentprozess fest integriert. Der Lumen Vietnam Fund erfüllt Artikel 8 der EU-SFRD-Richtlinien, zudem ist er der erste Vietnam-Länderfonds, welcher das UCITS-Label bekommen hat. Das war im November 2013, somit verfügt er in dieser Kategorie über den längsten Track-Rekord. Zirka 65 bis 70 Prozent des Portfolios investieren wir in kleine und mittelständische Unternehmen, dort sehen wir auch das größte Gewinnpotenzial mit einer vernünftigen Bewertung. Es sind genau diese beiden Segmente, welche auch das Rückgrat jeder Wirtschaft darstellen – das ist in Vietnam nicht anders als in Deutschland oder im Rest der Welt. In großkapitalisierte Unternehmen investieren wir aus taktischen Gründen – oder wenn sie zu Unrecht auf einem zu günstigen Niveau gehandelt werden. Wir haben keine Benchmark und verfolgen eine Total-Return-Strategie, dementsprechend handeln wir auch.

Wie steht es um die Bewertungsniveaus in Vietnam?

Timpanaro: Zurzeit befindet sich die Börse in einer Seitwärtsbewegung – eine gesunde Konsolidierung. Wir erwarten für die zweite Jahreshälfte eine starke Erholung, da die Firmen niedrig bewertet sind. Der vietnamesische Aktienmarkt handelt zwei Standardabweichungen unter dem Durchschnitt der letzten acht Jahre und bietet unseres Erachtens somit ein gutes Einstiegsniveau.

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