Investmentchef der ZKB Österreich Vier Dachfonds-Mythen und ihre Aufklärung

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3. Mythos: Dachfonds werden zumeist passiv gemanagt – Stimmt nicht, es kommt auf die Mischung an

Dachfonds sind keineswegs per se passive Strategien – ganz im Gegenteil. Dachfonds können je nach Investmentphilosphie hauptsächlich aktiver Natur sein oder vermehrt auf passive Instrumente wie ETFs zurückgreifen, am häufigsten ist ein Mix aus beiden. Wir bevorzugen eine hauptsächlich aktive Herangehensweise, unsere passive Quote beträgt nur etwa 20 bis 25 Prozent. Ein Schwarz-Weiß-Denken ist hier jedoch fehl am Platz: Ein gutes passives Produkt ist besser als ein schlechtes aktives.

Außerdem lässt sich mit Hilfe von günstigen passiven Elementen die taktische Asset Allocation ändern, ohne ständig aus langfristig lohnenden, aktiven Fonds ein- und auszusteigen, was auf Dauer Performance kostet. Wir setzen diese Methode beispielsweise gerne ein, um das Verhältnis von US- zu europäischen Aktien zu steuern.

4. Mythos: Dachfonds sind teurer – Stimmt teilweise, dafür bieten sie mehr Stabilität

Ein häufiger Vorwurf, der Dachfonds entgegengebracht wird, sind die Kosten. Man darf nicht wegdiskutieren, dass es einen Kostenunterschied zwischen einem Dachfonds und einem Einzeltitelportfolio gibt. Dieser ist auf die doppelte Managementebene zurückzuführen. Die Architektur eines Dachfonds gewährleistet dafür aber auch die optimale Nutzung des Diversifikationseffektes. Entscheidend ist aber letztendlich die Frage nach dem Kosten-Nutzen-Verhältnis und der tatsächlich erzielten Performance. Die Kosten von Investmentfonds sind mittlerweile gut ausgeschildert und erlauben dem Anleger eine objektive Vergleichsbasis.

Bei Einzeltiteln wiederum lassen gerade Privatinvestoren bei ihren Überlegungen die mit Transaktionen verbundenen, direkten und indirekten Kosten gerne unter den Tisch fallen. Häufig werden dann Äpfel mit Birnen verglichen. Dachfonds haben aber auch ihrerseits konsequent an der Kostenbasis in den letzten Jahren gearbeitet: Aufgrund des größeren verwalteten Volumens kann der Manager in der Regel auf kostengünstige institutionelle Anteilsklassen zugreifen, die für den Privatanleger aufgrund der hohen Mindestinvestitionssummen unerreichbar bleiben. Der zusätzliche Kostenfaktor für das Dachfondsmanagement ist also tendenziell kleiner geworden.

Insgesamt ist zu sagen, dass Dachfonds mit einer langfristigen Ausrichtung, sorgfältigen Auswahlprozessen und der Möglichkeit moderater Abweichungen in der taktischen Allokation gute Erfolgschancen aufweisen.



Über den Autor:
Christian Nemeth ist Investmentchef der Zürcher Kantonalbank Österreich.

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