Erneuerbare Energien Viele Investoren treffen auf wenige Projekte

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Diese Situation dürfte sich verschärfen, wenn sich die Rahmenbedingungen für den Ausbau nicht verbessern. Entscheidend wird sein, wie schnell sich neue Projekte bis zur Baureife genehmigen lassen. Fünf bis sieben Jahre – wie es in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern der Fall ist – sind deutlich zu lang.

Auch mit dem neuen EEG wird sich der Hebel wohl nicht von heute auf morgen umlegen lassen. Positiv zu vermerken ist, dass die Erneuerbare-Energien-Branche auf das Wachstum vorbereitet ist und viele Anlagenhersteller Kapazitäten vorhalten und geradezu auf neue Aufträge warten.

Kein genereller „ESG-Stempel“ für Erneuerbare Energien

Nachhaltig investieren sowie stabile und planbare Renditen im anhaltenden Niedrigzinsumfeld, das sind die aktuellen Anforderungen an die Kapitalanlage, die für eine deutliche Verschiebung institutioneller Vermögen in Richtung nicht gelisteter alternativer Investments im Bereich Erneuerbarer Energien sorgen. Die Quote in den Portfolien vieler unserer Kunden reicht dabei von einem bis zu zehn Prozent – in Abhängigkeit zu den jeweiligen Anlagerichtlinien. Und sie ist tendenziell ansteigend.

Diversifiziert wird über Energieträger wie Wind und Sonne und über die Standortverteilung. Die Investitionssummen bewegen sich je nach Investor von mittleren zweistelligen Millionenbeträgen im Konstrukt eines Spezialfonds bis hin zu Direktinvestitionen über 100 Millionen Euro und mehr – bei erwarteten Nettorenditen von derzeit 4,5 bis 5,5 Prozent jährlich aus einem europäisch breit gefächerten Portfolio von Windkraft- und PV-Projekten.

Der auf den ersten Blick so plausible Zusammenhang von Nachhaltigkeit und Erneuerbaren Energien ist dabei keineswegs so trivial wie es scheint. Eine Windkraftanlage beispielsweise bewegt sich zwar grundsätzlich im Spielfeld der Nachhaltigkeit, doch sind Aspekte wie die CO2-Neutralität in der Produktionsphase der Anlage als auch soziale und Governance-Kriterien, wie die Arbeitssicherheit im Unternehmen und die Beteiligung von Bürgern und Kommunen an den Standorten, zu berücksichtigen. Statt eines generellen „ESG-Stempels“ sind vielmehr differenzierte Kriterien zu beachten, wie sie beispielsweise die UNPRI-Initiative (United Nations Principles for Responsible Investment) einfordert.

Europäischer Markt für Erneuerbare Energien wächst zusammen

Für die Investition in Erneuerbare-Energien-Projekte haben sich in den letzten Jahren insbesondere Deutschland, Frankreich, die Niederlande und Schweden als Standorte mit geeigneten Rahmenbedingungen bewährt. Interessante Opportunitäten finden wir auch auf der Iberischen Halbinsel, in weiteren skandinavischen Ländern und in den baltischen Staaten.

Vor dem Hintergrund, dass in den nächsten Jahren und Jahrzehnten die Energiemärkte der einzelnen europäischen Länder zu einem einheitlichen europäischen Gesamtmarkt zusammenwachsen dürften, ist es aus Investorensicht wichtig, die politischen Anreize und die damit einhergehenden Ausbausituationen sowie die Stromnachfrage in den einzelnen europäischen Regionen in der grundsätzlichen Investitionsstrategie zu berücksichtigen.