Erneuerbare Energien Viele Investoren treffen auf wenige Projekte

Detlef Schreiber, Vorstandsvorsitzender der CEE Group

Detlef Schreiber, Vorstandsvorsitzender der CEE Group: Der Experte für Investments in Sonne und Wind sieht in einer CO2-Bepreisung keine Alternative zum EEG. Foto: CEE Group

Vor dem Hintergrund der weltweiten Pandemie mag es zunächst merkwürdig klingen, aber aus der Perspektive der Energiewirtschaft war 2020 es ein gutes Jahr für die Teile der Branche, die sich mit der Produktion von sauberem Strom befassen. Und es war auch gut für die, die direkt oder indirekt in diesem Sektor investiert sind. Es besteht mittlerweile in weiten Teilen der Gesellschaft, Wirtschaft und Politik ein Konsens darüber, dass die auf internationaler Ebene angestrebten Klimaziele nur durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien zu erreichen sind.

Diese Auffassung spiegelt auch die Ende Dezember von Bundestag und Bundesrat verabschiedete Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) wider. Die Kommentare dazu reichen von „kraftloses Monstrum“ bis hin zur „grünen Wende, die endlich da ist“. Aus der Investorenperspektive ist die Reform ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. So stärkt die Neuauflage die Investitionssicherheit und Planbarkeit, etwa durch die Erhöhung der Ausbauziele und die verbindliche Festlegung der Ausbaupfade je Technologie.

Wichtige Neuerungen für Windkraft, aber einiges fehlt

Für die Windkraft sind hier insbesondere der beschleunigte Ausbau in den Südregionen, die Erweiterung des Referenzertragsmodells für windschwächere Regionen sowie Regelungen zu ausgeförderten Anlagen und zur Erneuerung bestehender Anlagen (Repowering) bedeutend. Im Bereich Photovoltaik (PV) ist unter anderem die erweiterte Flächenkulisse für Freiflächenanlagen positiv zu bewerten. Anders als bei Windkraft, wo der Marktpreis noch keine Rentabilität gewährleisten kann, sind PV-Anlagen durch niedrige Gestehungskosten und private Stromabnahmeverträge (PPAs) marktfähig und nicht mehr auf die Einspeisevergütung aus dem EEG angewiesen.

Ob die Windkraft allerdings bereits innerhalb der nächsten fünf Jahre so weit sein wird, wie es jüngst Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) vorgeschlagen hat, ist fraglich. Dessen ungeachtet erwarten wir aber durchaus eine weiter zunehmende Wirtschaftlichkeit für Wind- und Solaranlagen, um dieses Ziel zu erreichen.

Der ganz große Wurf im Rahmen der Energiewende ist mit der Reform leider nicht gelungen. Insbesondere im Bereich Windkraft, aber nicht nur dort, dürften weiterhin viele Ausbauvorhaben beklagt werden. Zwar sollen hier Beteiligungsmodelle für Bürger und Kommunen Akzeptanz vor Ort schaffen. Ob dies ausreicht, bleibt abzuwarten. Ohne weitere Anpassungen im wichtigen Genehmigungs- und Planungsrecht sowie im Naturschutzrecht werden die selbst gesteckten Ausbauziele der Bundesregierung kaum zu erreichen sein.

Windkraft und Photovoltaik verharren im Verkäufermarkt

Erneuerbare Energien sind heute längst kein idealistisch geprägtes Thema mehr. Sie werden getragen vom regulatorischen, politischen, aber auch vom wirtschaftlichen Druck – sowohl national als auch auf Ebene der Europäischen Union über den Green Deal. Bis 2030 will allein die europäische Energiebranche zwischen 650 Milliarden und einer Billion Euro in Erneuerbare Energien investieren.

Daneben steht auch auf Investorenseite das Kapital in den Startlöchern – muss derzeit jedoch häufig warten. Denn bei Windkraft- und Photovoltaikanlagen finden wir gegenwärtig einen Verkäufermarkt vor. Es gibt viele Investoren und nur wenige genehmigte Projekte.