Abfrage zahlreicher Banken Private Banking hat sich von Verwahrentgelten verabschiedet

Eine Radfahrerin fährt am Sitz der Europäischen Zentralbank in Frankfurt vorbei

Eine Radfahrerin fährt am Sitz der Europäischen Zentralbank in Frankfurt vorbei: Durch die von der EZB eingeleitete Zinswende schaffen immer mehr Banken ihre Verwahrentgelte ab. Foto: imago images/Norbert Neetz

Verwahrentgelte auf Kundeneinlagen gehören im Private Banking vorerst der Vergangenheit an. Wie eine Umfrage des private banking magazins unter 20 Privatbanken und Instituten mit Fokus auf vermögende Kunden ergab, wurden Verwahrentgelte bei fast allen Häusern spätestens zum 1. August abgeschafft.

Der Private-Banking-Sektor hat damit auf die eingeleitete Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) reagiert, die am 21. Juli ihre Nullzinspolitik beendet und den Zins für Geschäftsbanken auf kurzfristige Einlagen um 0,5 Prozentpunkte auf 0 Prozent angehoben hatte.

„Mit dem Wegfall der Negativzinsen können wir auch auf eine Weiterbelastung an den Kunden verzichten, sodass Verwahrentgelte für unsere Kunden seit Ende Juli entfallen“, sagte eine Sprecherin der Münchner Privatbank Merck Finck. Die Bethmann Bank teilte mit, dass für alle Konten, für die eine Verwahrgebühr vereinbart war, diese ab 1. August auf 0 Prozent gesetzt wurde. Und weiter: „Sollte die EZB über weitere Änderungen des Leitzinses entscheiden, werden wir die Konditionen erneut auf Anpassungsmöglichkeiten überprüfen.“

EZB könnte Leitzins im September weiter anheben

Für ihre nächste Sitzung am 8. September hat die EZB bereits einen weiteren Zinsschritt in Aussicht gestellt. Das könnte dazu führen, dass Banken wieder mit positiven Verzinsungen von Spareinlagen den Kundenwettbewerb erhöhen.

Aufgrund der andauernden Negativzinsphase hatten viele Geldhäuser in den vergangenen Jahren nach und nach Verwahrentgelte eingeführt – ab unterschiedlichen Freibeträgen und zum Teil beschränkt auf das Neukundengeschäft. Nur das Bankhaus Metzler und die Braunschweiger Privatbank gaben von den befragten Häusern an, keine Minuszinsen von Privatkunden erhoben zu haben.

 

 

Bei der M.M. Warburg & CO steht das Thema Verwahrentgelte zumindest auf der Agenda. Das Hamburger Bankhaus teilte auf Anfrage mit: „Mit unseren Privatkunden gibt es keine allgemeingültige Regelung beim Thema Verwahrentgelt. Wir beobachten die aktuelle Entwicklung sehr genau und besprechen mögliche Konsequenzen daraus mit unseren Kunden, um eine der jeweiligen Situation angemessene Lösung zu finden.“

Auch Sparkassen, Genossenschafts- und Direktbanken haben Verwahrentgelte gestrichen

Auch im Retail-Banking wurden Verwahrentgelte mittlerweile größtenteils abgeschafft. Seit dem 15. August berechnet die Deutsche Bank keine Gebühren auf Einlagen mehr. Gleiches gilt für die Postbank und die Norisbank, die zur Deutschen Bank gehören. Vergangene Woche hatte das Vergleichsportal Biallo berechnet, dass inzwischen mehr als 90 Prozent der gut 540 verbliebenen Institute – darunter Sparkassen, Genossenschafts- und Direktbanken – die Verwahrentgelte gestrichen haben.

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