Fünf Fragen an Marco Rumpf (DRH Vermögensverwaltung) „Wir wollten mit dem Bitcoin neben Gold ein zweites Kriseninvestment etablieren“

Marco Rumpf, geschäftsführender Gesellschafter der DRH Vermögensverwaltung

Marco Rumpf ist geschäftsführender Gesellschafter der DRH Vermögensverwaltung. Foto: DRH

private banking magazin: Herr Rumpf, Sie sind seit 2020 über einen ETC in Bitcoin investiert, als der Preis pro Coin bei rund 8.000 US-Dollar stand. Aktuell pendelt er um 23.000 Dollar. Gut gezockt – oder was würden Sie sagen?

Marco Rumpf: Unser Motiv, damals in 2020 den Bitcoin beizumischen, war die massive Ausweitung der Geldmenge durch die Notenbanken nach Beginn der Corona-Krise. Ich kenne keinen, der da nicht gedacht hat: „Es ist wie im Bonbonladen, kauft jetzt Sachwerte. Bei der Geldmenge kann es nur in eine Richtung gehen.“ Das wollten wir auch, aber so diversifiziert wie möglich. Da kam die Assetklasse Bitcoin mit dem ETC, das als Produkt ab 2020 über die Börse Stuttgart erhältlich war, buchstäblich zur richtigen Zeit.

Das Timing unseres Einstiegs war mit Blick auf die Performance natürlich ein Stück weit Glück. Bei 8.000 Dollar pro Coin haben wir investiert und jedes Mal bei einer Verdopplung 30 bis 40 Prozent Gewinne mitgenommen, da wir keine Übergewichtung wollten. In einer so volatilen Assetklasse muss man sich klare Grenzen setzen. Und das war auch ein wichtiges Zeichen an unsere Kunden, die wir nicht zu Spekulanten erziehen wollen. Nein, wir wollten uns mit dieser Technologie und dieser Anlageklasse beschäftigen und die Angst davor verlieren.

Sie beschreiben ihren Investmentstil als „fundamental.“ Welche Fundamentaldaten sprechen denn für den Bitcoin?

Rumpf: Eine Fundamentalanalyse ist an dieser Stelle schwierig zu fassen. Im Endeffekt ist es die gleiche Fragestellung wie beim Gold. Wie wollen Sie Gold fundamental bewerten? Wir suchen eine Klasse, die langfristig Wertstabilität verspricht. Gold hat den Vorteil, dass es einen Track-Record von Jahrhunderten hat. Dadurch ist es global als Kriseninvestment akzeptiert.

Wenn man es aber unter den heutigen Aspekten mit Bitcoin vergleicht, ist Bitcoin belastbarer. Hier gibt es eine begrenzte Geldmenge, die allen Marktteilnehmern von vorneherein bekannt ist. Sie wissen aber nicht, wie viel Gold es weltweit gibt. Niemand kann sagen, wie hoch die Goldbestände der amerikanischen oder chinesischen Zentralbank sind. Beim Bitcoin ist das Volumen bekannt und dazu relativ knapp. Das war ein Beweggrund, dass wir uns und auch unsere Kunden sich mit diesem Thema beschäftigen wollten. Wir wollten neben Gold ein zweites Kriseninvestment etablieren.

Durch die Blockchain haben wir in Bitcoin zudem eine dezentrale Währung – ein großer Vorteil gegenüber den Fiat-Währungen ist. Weil es keine Notenbanker gibt, die auf Ereignisse von außen reagieren können. Das ist für uns ein fundamentaler Punkt, weil es dadurch eine Alternative zu klassischen Währungen gibt.

Die Korrelation zwischen Kryptos und Aktienmärkten war 2022 hoch. Auch die Erholung zu Beginn dieses Jahres verlief fast im Gleichschritt. Haben Kryptowährungen damit nicht eines ihrer zentralen Versprechen – mehr Diversifikation ins Portfolio zu bringen – gebrochen?

Rumpf: Auf kurze Sicht mag das so aussehen. Aber wenn ich die Performance von 2020 bis heute sehe, war es ein Inflationsschutz und die beste Assetklasse. 2022 ist zudem nicht wirklich repräsentativ für eine Diversifikationsanalyse. Es ist alles abgerauscht im vergangenen Jahr. Hat sich an Bitcoin etwas verändert in der Zeit? Nein, hat es nicht. Wir haben eine hohe Korrelation, auch weil das Anlegerprofil sich ähnelt: Investoren, die Technologiewerte halten, halten oftmals auch Bitcoin, weswegen man hier möglicherweise noch einen Gleichlauf sieht. Wenn die breite Masse den Bitcoin akzeptiert und das Anlegerprofil sich erweitert, wird auch die Währung und die Performance stabiler werden. Dann – so ist meine Überzeugung – kann in solchen Marktphasen der Bitcoin auch als Schutz dienen.  

 

 

Wegen „Übersetzungsschwierigkeiten“ stimmt das EU-Parlament wohl erst im April über die Finalisierung der Mica-Verordnung ab. Was versprechen Sie sich von der Krypto-Regulierung?

Rumpf: Mit der Regulierung wird das Vertrauen in Kryptos gesteigert, was wiederum zu einer breiteren Akzeptanz führen wird und den Kurswert weiter nach oben treiben könnte. Durch die Mica-Verordnung werden Wettbewerbsnachteile auf Grund von Standorten ausgeglichen. In Deutschland wird der Begriff der Kryptowährung schon als Finanzinstrument wahrgenommen, das ist aber längst nicht in allen EU-Ländern so. Durch die Verordnung dürfte das Vertrauen auch in anderen Staaten gesteigert werden. Natürlich wird auch der Kostendruck steigen für kleinere Krypto-Unternehmen, was eine Innovationsbremse sein kann. Aber diesen Preis muss die Assetklasse in ihrer Entwicklung zahlen.

Mehrere Vermögensverwaltungsgesellschaften haben begonnen, Anlageprodukte anzubieten, die ein Engagement auf dem Kryptowährungsmarkt ermöglichen. Dazu der starke Start der Anlageklasse in 2023. Gelingen Kryptos in diesem Jahr der Durchbruch?

Rumpf: Im Januar, als wir der Ansicht waren, dass die zittrigen Hände nach dem FTX-Debakel aus dem Markt waren, haben wir unsere alte, ursprüngliche Gewichtung in Bitcoin wieder aufgebaut. Und das können wir legitimieren. Wir sehen derzeit ein Auslaufen der Zinsanhebungen. Das bedeutet aber nicht, dass wir in allen Anlageklassen wieder einen Realzins bekommen werden. Denn die Inflation wird vorerst deutlich über dem aktuellen Zinsniveau bleiben. Das sind genau die Phasen, in denen man offen sein sollte für andere Assetklassen – wie für das Gold sicherlich, aber auch für den Bitcoin. Ich kann mir gut vorstellen, wenn die Volatilität sich einpendelt, dass in diesem Jahr weitere Vermögensverwalter einsteigen.


Über den Interviewten:

Marco Rumpf ist Mitgründer und geschäftsführender Gesellschafter der DRH Vermögensverwaltung. In dieser Funktion verantwortet er die Bereiche Risikomanagement, Portfoliosteuerung sowie strategische Unternehmensführung. Die DRH Vermögensverwaltung mit Standorten in Zwickau und Dresden betreut seit 1998 Privat-, Firmen- und institutionelle Kunden. Zu den Kerngeschäftsfeldern gehören neben der Vermögensverwaltung die Anlageberatung sowie Family-Office-Dienstleistungen. Die Assets under Management liegen bei rund 250 Millionen Euro.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen