Vermögensverwalter Thomas Lange „Bei Mischfondsmanagern wird sich die Risikobereitschaft erhöhen“

Seite 2 / 2


Welche konkreten Mischfonds stehen bei Ihnen aktuell ganz oben auf der Liste?

Lange: 4Q Special Income – hierbei handelt es sich um einen flexiblen Mischfonds frei von jeglichen Benchmark-Zwängen. Er investiert im Wesentlichen in Beherrschungs- und Gewinnabführungsverträge, Squeeze-Outs sowie Unternehmensanleihen. Auch dürfen je nach Marktsituation auch Wandelanleihen oder Aktien beigemischt werden. Der Fonds hat ein attraktives Rendite-/Risikoverhältnis und hat das zweite Quartal dieses Jahres ausgesprochen gut überstanden, als einer der wenigen der Gruppe der Mischfonds.

Des Weiteren gehört der First Private Wealth zu unseren Favoriten. Auch bei diesem Fonds handelt es sich um einen flexiblen Ansatz von einer kleinen Fondsboutique aus Frankfurt. Das Team setzt sich zur Aufgabe kapitalmarktunabhängige Erträge durch Kombination von unkorrelierten Strategien zu erwirtschaften.

Laut BVI-Statistik ist haben Mischfonds bereits einen Marktanteil von 24 Prozent erreicht und mittlerweile Rentenfonds überholt. Worauf führen Sie diesen Trend zurück und wie geht es weiter?

Lange: Der Trend ist ganz klar darauf zurückzuführen, dass wir seit mehr als zwei Dekaden sinkende Zinsen erfahren und diese in Europa gen 0 Prozent tendieren. Es wird für Rentenmanager zunehmend schwieriger ein, zufriedenstellendes Risiko-/ Renditeprofil zu erzielen.

Allerdings sind die guten Jahre der Mischfonds auch endlich. Die vergangenen Jahre konnten die Mischfonds über immer weiter sinkende Zinsen hohe Kursgewinne verbuchen und haben teilweise weit über ihr eigentliches Risiko-/Renditeprofil Gewinne erzielt. Wir sind dieses Jahr in der Schweiz bei negativen Zinsen angekommen.

Kursgewinne aus älteren Anleihen wird es nur noch vereinzelt geben. Unseres Erachtens wird es auch für die Mischfonds schwieriger, an die Renditen der Vorjahre anschließen zu können. Wir können in den einen oder anderen Konzepten bereits feststellen, dass risikoreichere Assets wie zum Beispiel Hochzinsanleihen höher gewichtet werden, um die Rendite stabil zu halten, oder auch dass allgemein die Aktienquote im Rahmen der Anlagerichtlinien historisch ausgeweitet wird.

Wir gehen bei den Mischfonds davon aus, dass sich vielfach die Risikobereitschaft der Fondsmanager erhöhen wird.

Flaggschiff-Fonds oder kleine Mischfonds-Perlen: Welche Rolle spielt die Fondsgröße bei der Portfolio-Qualität?

Lange: Auch hier: Diversifikation ist und bleibt Bestandteil einer sinnvollen Allokation. Ein Flaggschiff-Fonds ist nicht umsonst Flaggschiff-Fonds. In der Regel haben diese Manager über längere Zeiträume eine sehr gute relative Performance gezeigt. Es bleibt abzuwarten, ob der eine oder andere Fonds mit den extrem hohen Mittelzuflüssen, die wir bereits dieses Jahr gesehen haben – von teilweise über 30 Prozent der Fondsvolumen, und wir reden hier von Milliarden – umgehen kann und nicht die Perfomance darunter leidet.

Wir setzen sowohl Flaggschiff-Fonds als auch kleine Mischfonds-Perlen ein, tracken aber auch die Fondsvolumen regelmäßig und haben ein waches Auge auf die relative Performance zu den Mitbewerbern.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen