Aus der Zockerbude in die Investoren-Lounges – so etwa ließe sich der Weg von Bitcoin und Co. im vergangenen Jahr wohl am besten beschreiben. Die Wahrnehmung von Kryptowährungen hat sich 2024 mit der Zulassung von Bitcoin-ETFs deutlich gewandelt. Blackrock, Fidelity und Grayscale sammelten seitdem 1,3 Bill. Dollar ein. Zusätzlich zeigt sich der neue US-Präsident ausgesprochen kryptofreundlich.
Brauchte es anfangs noch eine Wallet (elektronische Geldbörse) und ein wenig technisches Verständnis, um Bitcoin zu kaufen, sind seit 2024 ETF zugelassen, die diese Prozedur für ihre Anleger übernehmen. Das Investieren in Kryptos ist damit erheblich leichter geworden. Ein Beispiel ist der Bitwise MSCI Digital Assets, der 20 nach Marktkapitalisierung gewichtete Kryptowerte enthält und damit den Markt weitgehend abbildet.
Es geht um viel Geld. Daher buhlt die Finanzindustrie um die Krypto-Vorreiterrolle. Neben den großen Kapitalanlagegesellschaften beginnen auch Universitätsfonds (zum Beispiel Yale), Versicherungen und Stiftungen zu investieren. Selbst der norwegische Staatsfonds mischt mit – wenn auch nur mit einer Gewichtung unter 0,1 Prozent des Fondsvolumens.
Notenbanken sehen Kryptos kritisch
Trump plant den Aufbau einer strategischen Kryptoreserve zur Diversifizierung der US-Vermögenswerte. US-Notenbankchef Powell, der noch bis 2026 im Amt ist, lehnt dies kategorisch ab. Bis dahin wird darüber diskutiert werden und vielleicht die ein oder andere Enttäuschung aufkommen. Setzt sich Trump durch, dann sehe ich das Vertrauen in den US-Dollar geschwächt, da dies eine unangemessene Einflussnahme wäre.
Ob der Bitcoin als Krisenwährung taugt, bleibt umstritten. Nach dem Ausbruch des Ukraine-Krieges verlor die führende Kryptowährung zunächst 65 Prozent an Wert. Auch, weil russische Investoren nicht mehr an ihre Dollar kamen und Kryptos verkaufen mussten.
Auch als Schutz vor Inflation muss er sich erst noch beweisen, die Historie ist noch zu kurz. Immerhin ist die Ausweitung der Geldmenge in Bitcoin technisch begrenzt. Bei den traditionellen Fiat-Währungen, wie Dollar, Euro oder Yen, kann die Geldmenge unbegrenzt ausgeweitet werden.
Vermögensverwalter warnen vor Risiken
Der Chef der Deutschen Bundesbank, Joachim Nagel, sieht den Bitcoin als Spekulationsobjekt ohne Substanz. Er hat keine industrielle Verwendung, generiert keine Umsätze oder Erträge und bleibt spekulativ. Zudem gibt es erhebliche Betrugsrisiken im Kryptomarkt. Manch renommierter Vermögensverwalter hält Kryptos in den Portfolios, obwohl er zugleich vor den Risiken durch Quantencomputer warnt, die die Blockchain entschlüsseln könnten.
Letztlich hängt die Entwicklung des Bitcoin vom Vertrauen der Menschen in diese Rechnungseinheit ab. Der Kauf erfolgt in dem Glauben an eine Kurssteigerung. Zwar stieg der Bitcoin-Kurs seit 2010 um 160 Prozent pro Jahr (nicht wiederholbar, daher für Portfoliosimulationen nicht brauchbar!), aber auch Kursverluste von bis zu 80 Prozent kamen vor.
Wie könnte es weitergehen? Die Seitwärtsbewegung des Bitcoins um 100.000 US-Dollar könnte in beide Richtungen aufgelöst werden. Kursziele von 150.000 US-Dollar oder 50.000 US-Dollar sind für 2025 denkbar. Trump gilt als kryptofreundlich, doch Interessenkonflikte bei Meme-Coins (zum Beispiel Trump-Coin oder Melania-Coin) werfen Fragen auf. Regulatorische Unsicherheiten bleiben.
Fazit: Der Bitcoin bleibt eine Glaubenssache. Je mehr Menschen daran glauben, desto stärker wird die Kryptowährung werden. Einen Einstieg muss jeder Investor für sich abwägen. Der Anteil sollte sehr gering dosiert werden.
Über den Autor:
Gottfried Urban ist Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Urban & Kollegen Vermögensmanagement aus Altötting.