Asset Allocation Vermögensmanagement in Privatstiftungen

Markus Schuller

Markus Schuller

Der Versuch, sich dem Veranlagungsthema bei Privatstiftungen von wissenschaftlicher Seite zu nähern, endet umgehend in der Erkenntnis einer unzureichenden empirischen Datenlage. Von der Vermögensaufteilung der 3.270 (Stand Oktober 2013) österreichischen Privatstiftungen weiß man wenig.



Vermutet wird, dass sie etwa über ein Vermögen zwischen 70-100 Milliarden Euro verfügen. Laut Eigenangabe des Stiftungsverbandes teilt sich das Vermögen in rund 64 Prozent Unternehmensbeteiligungen, 24 Prozent Immobilienvermögen und 12 Prozent Privatvermögen auf. Somit werden zwischen 15 und 20 Prozent des gesamten österreichischen Geldvermögens des privaten Haushaltssektors in Privatstiftungen geparkt.

Laut einer Studie der OeNB aus dem Jahr 2009 auf Basis von Daten der Geldvermögenserhebung 2004 liegt eine hohe Vermögenskonzentration vor. In den Top 10 Prozent aller Privatstiftungen kumulieren sich 80,35 Prozent am Gesamtwert aller Beteiligungen. Datensätze zur Asset Allocation der 12 Prozent an Privatvermögen sind nicht vorhanden.

Um neben den angeführten Eckdaten eine aktualisierte Lage zum Vermögensmanagement zu erhalten, bedarf es anekdotischen Inputs von vernetzten Insidern und den Angeboten der Banken mit Fokus auf Privatstiftungen als indirekte Approximation.

Nähert man sich dem Vermögensmanagement von Seiten der Stiftungsurkunde, so fällt auf, dass im Regelfall der „Erhalt der Substanz“ des Stiftungsvermögens als wichtigstes Ziel vorgegeben und für Ausschüttungen nur der Ertrag beziehungsweise ein Teil davon freigegeben ist. Geregelt ist oftmals nicht, wie der Ertrag erwirtschaftet werden soll. Somit bleibt es dem Stiftungsvorstand vorbehalten, ein Risikoprofil für die Veranlagung zu bestimmen.

Ist „Substanzerhalt“ vor oder nach Inflation gerechnet? Über welchen Veranlagungszeitraum? Zu welcher akzeptierten Schwankungsbreite? Die Unklarheit in der Stiftungsurkunde hinsichtlich einer evaluierbaren Stiftungsstrategie ist ein Problem. Denn hier kommt das persönliche Haftungsrisiko des Vorstandes mit ins Spiel.

Nehmen wir die indirekten, interessenskonfliktbeladenen Vergütungsaspekte der Vorstände über ihre Brotberufe heraus, belaufen sich die direkten Vergütungen meist auf keinem nennenswerten Niveau. Sich dann noch einem persönlichen Haftungsrisiko auszusetzen, in dem man von traditionellen, allgemein akzeptierten Anlageformen im klassischen Aktien-Anleihen- Muster der ersten Asset Allocation Generation abweicht, liegt außerhalb des Machbaren für viele Stiftungsvorstände.

Dementsprechend vermeintlich „konservativ“ wird das Risikoprofil. Doch genau dieses Abweichen von traditionellen Anlage-Prämissen und -Formen ist notwendig, um der finanziellen Repression und ihren vermögensmindernden Implikationen entgegentreten zu können. Unter der finanziellen Repression versteht man eine negative Realverzinsung über einen längeren Zeitraum hinweg, also einen schleichenden Kaufkraftverlust. Dieses Phänomen diente zum Beispiel bereits den USA nach dem zweiten Weltkrieg dazu, ihre öffentliche Verschuldung massiv zurückzuführen.

In den USA und Europa ist seit circa drei Jahren neuerlich eine finanzielle Repression zu verzeichnen. Die Asset Allocation Methoden haben sich seit den 1950er Jahren, dem Beginn der „Modernen Portfoliotheorie“, stets weiterentwickelt. In Generationen gedacht, beginnt sich derzeit die dritte in ihren Allokationsprämissen auszubilden. Auch diese lässt keinen „Free Lunch“ zu, erlaubt jedoch ein höheres Maß an Robustheit in der Vermögensveranlagung.

Sieht man sich die „maßgeschneiderten Angebote“ für Stiftungen seitens österreichischer Großbanken an, findet man USP‘s wie die exklusive und dauerhafte Zusammenarbeit mit ausgewählten Fondsanbietern, regelmäßige Meetings und Conference Calls mit eben diesen und ein Risikomanagement mit dem Ziel, die erwartete Rendite der Investments im Gleichgewicht mit einem akzeptablem Risiko zu halten. Klingt nach Textbausteinen aus den 1970ern. Zu Recht. Denn die zu Grunde liegenden Anlageprämissen stammen aus der ersten Generation an Optimierungsmodellen.

Ein Paradoxon: Stiftungsvorstände wollen bewusst konservativ veranlagen um ihr Haftungsrisiko zu minimieren und setzen sich durch Vorgaben auf Basis veralteter Asset Allocation Methoden einem erhöhten Risiko aus, dem Stiftungszweck nicht entsprechen zu können.

Über den Autoren

Markus Schuller ist Gründer von Panthera Solutions, eine Beratungsfirma für strategische Asset Allocation im Fürstentum Monaco. Zuvor war er über zehn Jahre lang als Asset Manager und Produktentwickler bei Banken und Asset Managern tätig. Er kommentiert für diverse Qualitätsmedien den Markt und referiert regelmäßig auf Konferenzen zum Thema Asset Allocation.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen