Volker Pengel und Luka Bajec vom Tertium FO „Vermögende suchen verstärkt unabhängige Family Offices“

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Inwieweit verschiebt sich für vermögende Familien, die ja gewisse Renditewünsche haben, im Niedrigzinsumfeld die Vermögensallokation in Richtung Alternative Investments?

Bajec: Es verschiebt sich definitiv in diese Richtung. Die Berater und Family Officer sind meines Erachtens auch diesbezüglich häufig etwas weiter als die Vermögensinhaber – was aber auch normal ist. Entscheidend ist, wie viel Erfahrung ein Mandant in den verschiedenen Anlageklassen bereits gesammelt hat. Die meisten kennen sich aufgrund des unternehmerischen Hintergrunds der Familie zumindest in einem Bereich der Realwirtschaft gut aus. Bei uns wird das Thema Private Equity undHedgefonds deutlich häufiger von Kunden angesprochen als noch vor fünf oder mehr Jahren. Bei neuen Kunden erarbeiten wir die Ist-Struktur des Vermögens und stellen dann oft fest, dass da noch ganz viel Anleihen- und Aktienquote besteht. Ansonsten noch Standardbeteiligungen und natürlich Immobilien, die jeder hat. Das war es dann aber. Wir stellen dann im Rahmen der Soll-Struktur die Frage, inwiefern es sinnvoll ist, die Vermögensallokation den heutigen Gegebenheiten am Kapitalmarkt anzupassen und ob es nicht etliche Investitions- und Optimierungspotenziale heben kann. Nicht an jedem bestehenden Investment muss man festhalten.

Ein Beispiel?

Bajec: Nehmen wir nur mal die liquiden Investments. Da wurden vielleicht fünf Banken und unabhängige Vermögensverwalter mandatiert. Schaut man in die Strategien rein, erkennt man schnell eine Übergewichtung in deutschen und europäischen Wertpapieren. Und die Familie hat ja vielleicht noch selbst ein Unternehmen mit starkem Deutschland-Geschäftsfokus. Das ist ein zu hohes Klumpenrisiko! Die Aktien sind dann auch noch die üblichen Large Caps aus dem Dax – Deutsche Post, SAP, Daimler. Und ein bis zwei Vermögensverwalter waren so mutig Amazon- und Facebook-Aktien beizumischen. Wenn es hochkommt, ist die Aktienquote USA bei 10 Prozent. Aber welcher Aktienmarkt hat den europäischen in den vergangenen zehn Jahren und weit darüber hinaus outperformt: der US-amerikanische. Ja, auch deutsche Aktien liefen gut. Aber solche Allokationen können doch höchstens als Mittelmaß durchgehen. Und darüber muss man mit dem Vermögensinhaber sprechen.

Wie lange dauert denn so eine Umstrukturierung des Vermögens, wenn einmal der Soll-Ist-Vergleich steht?

Bajec: Liquide Investments kann man natürlich vergleichsweise schnell in einigen Monaten umbauen oder austauschen. Für andere wie die illiquiden Investments benötigt man aber unter Umständen einiges länger. Private-Equity-Portfolios bedürfen da einer längerfristigen Strategie, auch wenn man den Aufbau einer sinnvollen Diversifikation über die Vintage-Jahre bei Private-Equity-Fonds über Secondaries durchaus beschleunigen kann.


Und wenn Sie ein Private-Equity-Portfolio für einen Mandanten von der grünen Wiese aus aufbauen?

Bajec: Das kann durchaus fünf Jahre in Anspruch nehmen, wenn die besagte Idee, über mehrere Vintage-Jahre investiert sein zu wollen, umgesetzt wird. Dann soll das Portfolio auch bei den Investment-Themen eine gewisse Streuung haben, beispielsweise globale Buyout-Fonds, Co-Investmentfonds, einen Venture-Capital-Dachfonds, israelische Hightech-Fonds et cetera. Wir verfolgen da auch einen Kern-Satelliten-Ansatz, was heißt, dass breitere Themen größere Investmentvolumina bekommen sollten.

Pengel: Uns ist wichtig, dass die Kunden Zeit haben, ein gewisses Vertrauen zur und auch Know-how in der Vermögensklasse aufzubauen. Die ersten Private-Equity-Investments werden daher auch eine gewisse Sicherheit ausstrahlen. Mit dem etwas ausgefalleneren Strategien würde man da sicherlich nicht den Aufbau des Portfolios beginnen.

Begrenzen nicht die Mindestanlagesummen bei Private-Equity-Fonds für viele Mandanten das Thema? Bei einer Private-Equity-Quote von 30 Prozent bei 100 Millionen Euro Gesamtvermögen sind doch auch hier schnell Zugänge beschränkt.

Bajec: Es gibt sicherlich den Trend in der Private-Equity-Branche zu größeren Mindestanlagesummen. KKR, Carlyle und Co. sind nicht für jeden vermögenden Privatanleger zugänglich. Das muss man akzeptieren. Wenn man aber den Markt gut beobachtet und sucht, findet man immer wieder gute Private-Equity-Manager, die qualitativ hochwertige Arbeit verrichten und noch erfolgshungriger als die etablierten Großen sind. Das ist der eine Weg. Ein anderer ist über Plattformen wie Moonfare zu gehen und so einen Zugang zu den guten großen Fonds zu bekommen. Hinzu kommt dann die Möglichkeit über besagte Feeder-Strukturen mit mehreren Kunden gemeinsam zu investieren.

Pengel: In diesem Thema liegt für einige Vermögende aber auch eine zunächst schmerzliche Erkenntnis: Sie haben ein Familienvermögen von 50, 100 oder 250 Millionen Euro, aber am globalen Kapitalmarkt sind sie trotz dieser Vermögensgröße in einigen Bereichen eine kleinere Nummer. Rechnen die Mandanten durch, was es heißt, zwei bis drei Private-Equity-Investments pro Jahr über mehrere Jahre zu einer Mindestanlagesumme von 5 Millionen Euro zu tätigen, merken sie schnell, dass das bei ihrer Vermögensgröße gar nicht aufgehen kann. Sie fühlen sich dann zunächst von dieser Anlageklasse ausgeschlossen. Und wenn Tertium als Multi Family Office dann aufzeigt, wie es dennoch geht, findet der Kunde das richtig gut. Zugang und Strukturen schaffen kann dann in diesem Investmentbereich doch nicht jeder. 


Über die Autoren:
Volker Pengel ist geschäftsführender Gesellschafter des Tertium Family Office. Zusammen mit Luka Bajec und Thomas Bister betreibt er das Unternehmen seit 2019. Zuvor war er fünf Jahre lang in ähnlicher Rolle bei einem Hamburger Multi Family Office tätig.

Luka Bajec gehört wie Volker Pengel zum Kreis der geschäftsführenden Gesellschafter des Tertium Family Office. Zuvor war der promovierte Volkswirt bei einem anderen Hamburger Family Office zwei Jahre lang geschäftsführender Gesellschafter und zehn Jahre lang für eine Privatbank und ein Multi Family Office tätig.

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