Verkannt und vernachlässigt Die Erfolgsmerkmale von Small Caps

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Weiterhin haben wir die Renditen der beiden Marktsegmente über verschiedene Zeiträume betrachtet.

 Quelle: Bloomberg, Berechnungen von Chom Capital, Stand: 30.11.2018

Auch hier zeigt sich ein ähnlich überraschendes Bild. Ab einem Investitionshorizont von sechs Jahren verdichtete sich die empirische Häufigkeit einer positiven Performance nahe 100 Prozent, während Large Caps im schlechtesten Fall über den gesamten Zeitraum negative Wertentwicklungen verbuchten. Small Caps sind also entgegen der vorherrschenden Meinung und unter Berücksichtigung eines längeren Anlagehorizonts weniger riskant, bieten höhere Diversifikation und höhere Renditen, was die starke Diskrepanz der Marktsegmente bei Sharpe und Calmar Ratio eindrucksvoll untermauert.

Einen berechtigten Einwand haben wir aber bisher außer Acht gelassen: Small Caps sind wesentlich weniger liquide als Large Caps. Deshalb haben wir ebenfalls das Handelsvolumen in verschiedenen Marktkapitalisierungen gegen verschiedene Fondsvolumina analysiert. Skizziert man einen gleichgewichteten Portfolioansatz mit 40 Einzeltiteln, kommt man bei einem Fondsvolumen von 200 Millionen Euro auf Einzelposition von jeweils 5 Millionen Euro Aktienwert. Zieht man bereits ein Fondsvolumen von einer Milliarde Euro heran, ergibt sich eine Einzelposition von 25 Millionen Euro.

Die Konsequenz solcher Einzelpositionsgrößen ist nicht unerheblich: Die Zahl der durchschnittlichen Verkaufstage zum interessewahrenden Abbau einer solchen Position nimmt deutlich zu, je höher das Fondsvolumen und je geringer die Marktkapitalisierung des jeweiligen Segments ausfallen. Im Schnitt erfordert es mehr als zwei Wochen, um eine Einzelposition im Small-Cap-Segment bei einem Fondsvolumen von einer Milliarde Euro abzubauen. In hektischeren Marktphasen ist eine derartige Dauer nicht mit den Bedürfnissen und Interessen der Anleger in Einklang zu bringen.

Beim jeweils resultierenden Anteil am Streubesitz, dem Free Float, ergibt sich ein ähnliches Bild: je größer die Einzelposition, desto höher der Anteil am Free Float und desto höher der liquiditätsseitige Druck im Fall eines Verkaufs. Für uns lässt sich aus dieser Analyse die klare Botschaft ableiten: Ein Small-Cap-Fonds muss in konzentrierter Größe bleiben, um Liquiditätsanforderungen gerecht zu werden.

 

Über die Autoren:
Christoph Benner ist geschäftsführender Gesellschafter von Chom Capital. Die Frankfurter Fondsboutique gründete er 2011 zusammen mit Martina Neske und Oliver Schnatz. Benner und Schnatz managen den Chom Capital Pure Small Cap Europe UI (ISIN: DE000A2JF7P0).

Benedikt Kirsch arbeitet seit Mai 2018  als Analyst im Portfoliomanagement bei Chom Capital und unterstützt den Investmentprozess durch  fundamentale und quantitative Marktanalysen sowie die Generierung von Investmentideen.

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