private banking magazin: Sie bieten mit dem Veri ETF-Allocation Defensive einen Mischfonds, der Anlegern eine Verlustobergrenze verspricht. Ist das eine Garantie im herkömmlichen Sinne?
Marcus Russ: Eine reinrassige Garantie, wie bei einem Garantiefonds, ist das nicht. Dass dieses Konzept in Nullzinszeiten nicht wirklich mehr funktioniert, zeichnet sich bereits seit einigen Jahren ab.
Darauf hat die Fondsindustrie bereits reagiert.
Russ: Das stimmt. 2013 hat die Industrie immerhin noch 25 neue Garantiefonds aufgelegt. Ein Jahr später waren es nur noch 11. Und vergangenes Jahr kamen gerade einmal fünf Produkte hinzu. Gleichzeitig werden zunehmend bestehende Garantiefonds liquidiert.
Auch wenn es entsprechende Garantiefonds nicht mehr gibt, das Bedürfnis der Anleger bleibt doch.
Russ: Anleger stehen im aktuellen Niedrigzinsumfeld vor einem Dilemma. Sie finden kaum noch eine vermeidlich sichere Geldanalage, die eine auskömmliche Rendite verspricht und gleichzeitig für einen geruhsamen Nachtschlaf sorgt. Anleger müssen sich aber an den Gedanken gewöhnen, dass es eine Garantie auf Rendite nicht mehr geben kann. Trotzdem ist ein hohes Sicherheitsniveau für die getätigte Anlage durchaus möglich. Hier kommen Fonds mit einem Wertsicherungskonzept ins Spiel.
Wie funktioniert ein solches Wertsicherungskonzept?
Russ: Nehmen Sie unseren Veri ETF-Allocation Defensive. Die strategische Zusammensetzung des Fonds basiert auf dem institutionellen Risikomanagement namens Risk@Work unserer Schwestergesellschaft Veritas Institutional. Mit dem Modell wollen wir bereits erzielte Gewinne in ungünstigen Marktsituationen nicht wieder verpuffen lassen. Damit der Fonds nach unten gut abgesichert ist, gibt es ein ausgeklügeltes Sicherungssystem. Für jede im Fonds enthaltene Anlageklasse werden aus der Vergangenheit Echtdaten genommen und in Perioden eingeteilt. Über Simulationen werden nun diese unterschiedlichen Kursverläufe der verschiedenen Anlageklassen frei kombiniert.
Was passiert dann im schlimmsten Fall?
Russ: Es kann beispielsweise bei diesen millionenfachen Simulationen passieren, dass die Auswirkung der Lehmann-Pleite für Anleihen mit denen des Platzens der New-Economy-Blase für Aktien zusammenfällt. So sehen wir, was im Fall der Fälle passieren kann und passen auch für solch unwahrscheinliche Ereignisse die Zusammensetzung des Fonds an. Selbst wenn es über viele Anlageklassen hinweg turbulent zugeht, soll der NAV für den Fonds nie unter 94 Prozent des Jahresanfangswertes rutschen. Jedenfalls nicht mit einer Wahrscheinlichkeit von eins zu einer Million.
Wäre ein noch höheres Risikomaß möglich?
Russ: Theoretisch könnten Sie auch ein höheres Sicherheitsniveau garantieren, doch dann würde auch die Chance auf Rendite sinken. Für die Wahrscheinlichkeit von eins zu einer Million haben wir uns entschieden, da es dem üblichen Sicherheitsniveau der Flugzeug- und Autoindustrie entspricht.
Wie kann man die Wahrscheinlichkeit des Eintretens von Verlustszenarien zu 99,9999 Prozent ausschließen?
Russ: Um dieses für die Fondsbranche ungewöhnlich hohe Sicherheitslevel zu ermitteln, nutzen wir das bereits 1956 vom US-Physiker John L. Kelly entwickelte Kelly-Kriterium. Es geht im Prinzip darum, wie viel Kapital eingesetzt werden kann, um einen Totalverlust zu vermeiden und das optimale Chance-Risiko-Verhältnis zu ermitteln