Vergessene Nebenwerte „Die geringe Korrelation liegt in den Geschäftsmodellen“

 Marc Siebel ist Portfoliomanager und Gründer von Peacock Capital

Marc Siebel ist Portfoliomanager und Gründer von Peacock Capital

Es ist mal wieder so weit: Nebenwerte, also Aktien von Unternehmen mit mittlerer und kleiner Börsenkapitalisierung, geraten wieder in den Fokus der Anleger. Grund: Je stärker die Aktienmärkte gelaufen sind, desto weniger Beta aber mehr Alpha ist gefragt. Ein Mehrwert durch Stockpicking soll her. Und dafür sind Nebenwerte die ideale Spielwiese.

Wenn gleichzeitig Management-Entscheidungen bei Deutsche Bank, VW & Co. nur noch Kopfschütteln verursachen, wird klar, warum Nebenwertefonds vielfach deutlich besser gelaufen sind als Large-Cap-Fonds. Deutlich wird auch, dass dies kein temporäres Phänomen ist, sondern Nebenwerte dauerhaft in jedes Portfolio gehören.

Zuvörderst gilt es mit diversen Vorurteilen aufräumen, die Nebenwerten nach wie vor anhaften. Wir liefern den Nachweis, dass die sogenannten Small und Mid Caps aus guten Gründen Standardaktien im Zeitverlauf deutlich schlagen. Das gelingt auch unabhängig vom Konjunkturverlauf, wenn Manager über den Tellerrand schauen und nicht einem Index verpflichtet sind.

In Westeuropa – hier am Beispiel des Euro-Raumes – beträgt die Börsenkapitalisierung aller Aktien etwa 12 Billionen Euro. Davon entfallen allein 65 Prozent auf die 200 größten Titel, wie sie der Index Stoxx Europe Large 200 erfasst. Dazu gehören Konzerne wie Total, Siemens oder Sanofi.

Bei 3.400 Aktien schaut kaum einer hin

Kleine Titel machen nur 7 Prozent aus, während 14 Prozent der Marktkapitalisierung von Aktien herrühren, die in keinem der genannten Indizes enthalten sind. Das Bild sieht ganz anders aus, betrachtet man die Anteile gemessen an der Anzahl der Titel: 85 Prozent aller etwa 4.000 Aktien befinden sich in keinem der genannten Small-, Mid- oder Large-Cap-Indizes. Hier spielt allerdings die Musik, hier werden Stockpicker fündig.

Die Bewertungen sind hier dauerhaft günstiger und die Korrelationen geringer, da große Anleger– ein Dank geht an die ETF-Industrie – diese Titel systematisch vernachlässigen. Damit steigen auch die Renditechancen durch das Ausnutzen von Informationsvorteilen. Hier kann also die Zusatzrendite oberhalb von Aktienindizes, das bekannte Alpha erwirtschaftet werden. Gleichwohl werden in diversen Studien beim Vergleich von Small und Large Caps nur diese Indizes herangezogen. Eine fehlerhafte Herangehensweise, werden doch 85 Prozent der Titel überhaupt nicht berücksichtigt.

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