Verflechtungen bei Unternehmerfamilien „Oftmals werden die Risiken beim Privatvermögen übersehen“

Jörg-Dieter Brand vom Maklerkontors Brand & Co. (links) und Rüdiger Anhuef vom Dr. Anhuef Family Office

Jörg-Dieter Brand vom Maklerkontors Brand & Co. (links) und Rüdiger Anhuef vom Dr. Anhuef Family Office

Die erste Generation baut auf, die zweite Generation erhält und verwaltet, die dritte Generation reißt alles nieder. Dieses sogenannte Buddenbrook-Syndrom sollte Warnung und Ansporn zugleich sein. Kein noch so erfolgreiches Unternehmen ist gefeit vor Misserfolg.

Das gilt natürlich auch für familiengeführte Unternehmen. Märkte können sich gravierend ändern. Der solideste Inhaber eines Unternehmens mag strategische Fehlentscheidungen treffen. Hinzu kommen Scheidung und Tod. Beide haben schon häufig die Liquidität von Unternehmen ins Wanken gebracht. Deshalb benötigt jede Unternehmerfamilie unternehmensunabhängiges Vermögen in ausreichender Größe.

Die vermeintlich richtige Vermögensstrategie wird aktuell – und wohl auch noch länger – vor allem unter dem Aspekt der Nullzinsphase diskutiert. Im Fokus des Vermögensportfolios stehen die Sicherheit und der Risikoanteil – beides Seiten der gleichen Medaille. Auch und gerade in Unternehmerfamilien. Keine Frage, dass Überlegungen dazu viele Anleger umtreiben, ist doch Sicherheit ein wesentlicher Bestandteil des magischen Dreiecks der Vermögensanlage.

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Aber sind die aus dem magischen Dreieck resultierenden Fragestellungen und Abwägungen ausreichend, um den besonderen Bedingungen in Unternehmerhaushalten gerecht zu werden? Welche Besonderheiten bei der Formulierung und Umsetzung einer individuell angepassten Vermögensstrategie müssen beachtet werden?

Ausgangslage und Ziele oder Zielkonflikte in Unternehmerhaushalten sind um einiges komplexer und die Dimensionen einer Vermögensstrategie ganz anderer Natur als bei Privathaushalten. Anlageentscheidungen sollten und können daher nicht allein auf der Basis des magischen Dreiecks getroffen werden.

Vielmehr müssen weit mehr Eckpunkte und Informationen vernetzt aufbereitet werden, um eine nachhaltige Vermögensstrategie für Unternehmer zu entwickeln. Das erfordert eine weitaus methodischere und perspektivischere Herangehensweise an die Vermögensberatung.

Zum Charakter eines inhabergeführten Unternehmens gehört der enge Zusammenhang von Betriebs- und Privatvermögen. Daraus folgt ein Zielkonflikt zwischen Steigerung des Unternehmenswerts und dem Aufbau eines freien Privatvermögens. Mit letzterem ist der Anteil des Privatvermögens gemeint, der unabhängig von unternehmerischen Risiken besteht.

Das freie Privatvermögen hat aus verschiedenen Gründen eine große Bedeutung. Neben der existenzsichernden Funktion der Unternehmerfamilie soll es sie im Hinblick auf bedeutende Herausforderungen und Entscheidungen unabhängiger machen. Dazu zählen die Unternehmensnachfolge, Altersvorsorge, Erbschaftsplanung, Bankfinanzierung – um nur einige der wichtigsten Aspekte zu nennen.