Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi fordert den Bankensektor auf, Beschäftigten erneut einen Inflationsausgleich zu zahlen. Die von vielen Banken bereits Ende 2022 bis Anfang 2023 ausgezahlten 1.500 Euro reichten nicht aus, sagte der Bundesfachgruppenleiter Bankgewerbe bei Verdi, Jan Duscheck, dem Handelsblatt. „Der finanzielle Druck bleibt auch auf die Beschäftigten in der Bankenbranche durch die stark gestiegenen Preise hoch. Die Institute müssen darauf reagieren und das Inflationsgeld in der vollen Höhe von 3.000 Euro auszahlen.“
Inflationsausgleichsprämie: Wenige Banken schöpfen Maximalbetrag aus
Fast alle Beschäftigten in der Bankenbranche hätten an Kaufkraft verloren, stellt Duscheck fest, weil Tarifgehälter sowie übertarifliche Gehälter in den vergangenen Monaten deutlich weniger als die Inflation gestiegen seien.
Seit Ende 2022 können Arbeitgeber ihren Beschäftigten einen Betrag von bis zu 3.000 Euro steuerfrei auszahlen, um die Auswirkungen der Inflation abzumildern. Die Regelung zur sogenannten Inflationsausgleichsprämie gilt bis Ende 2024. Laut dem Bundesfachgruppenleiter der Verdi hätten im Bankgewerbe die wenigsten Institute den gesamten möglichen Betrag von 3.000 Euro ausgeschöpft.
AGV Banken: „Mindestmaß an sozialpartnerschaftlicher Fairness aufbringen“
Carsten Rogge-Strang, Hauptgeschäftsführer des AGV Banken, äußerte Unverständnis über die Forderungen der Verdi: „Bis heute haben die meisten Bankbeschäftigten bereits von Inflationsausgleichszahlungen profitiert. Unsere Branche zählt damit zu den Spitzenreitern in der deutschen Wirtschaft. Es dürfte sich bis in die Verdi-Bundesverwaltung herumgesprochen haben, dass die Banken auf betrieblicher Ebene vielfach Überlegungen anstellen, ob und in welcher Höhe sie weitere Inflationsausgleichszahlungen leisten. So zu tun, als bestünde hier akuter Handlungsbedarf, ist unseriös. Verdi sollte auch im Vorfeld von Bundeskongressen ein Mindestmaß an sozialpartnerschaftlicher Fairness aufbringen.“
Laut einer Handelsblatt-Abfrage verschiedener Banken gibt es bei den befragten Instituten derzeit noch keine konkreten Pläne zur Auszahlung eines weiteren Inflationsausgleichs. Während LBBW, DZ Bank und Commerzbank sich noch nicht entschieden hätten, wollte sich die Deutsche Bank zu dem Thema nicht äußern.
Auch der DBV fordert volle Auszahlung der Inflationsausgleichsprämie
Wie die Diskussion zeigt, wirft die kommende Tarifverhandlungsrunde ab Sommer 2024 bereits ihre Schatten voraus. Wie Wolfgang Ermann, Verhandlungsführer des Deutschen Bankangestellten Verbands (DBV) in einer aktuellen Meldung auf der DBV-Homepage ankündigt, trete man dort an, „um die Differenz aus Gehaltsentwicklung versus Inflation deutlich abzubauen.“
Auch zum Thema Inflationsgeld äußert sich Ermann: „Unseren privaten Banken geht es mit Eintritt der Zeitenwende wirtschaftlich außerordentlich gut und die Mitarbeitenden zeigen für ihre Häuser vollen Einsatz in unsicheren Zeiten. Leider warten die Beschäftigten in den allermeisten Häusern noch auf die volle Auszahlung der Inflationsausgleichsprämie.“