Veränderungs- und Innovationsmanagement Warum jeder Mitarbeiter ein Blogger sein sollte

Laura Pfannemüller von der Unternehmensberatung zeb und Spiros Margaris von der Schweizer Beratungsboutique Margaris

Laura Pfannemüller von der Unternehmensberatung zeb und Spiros Margaris von der Schweizer Beratungsboutique Margaris

Leicht hat sie es momentan wahrlich nicht, die Finanzbranche. In mittlerweile regelmäßigen Abständen warten diverse Aufsichtsbehörden mit neuen regulatorischen Anforderungen diversester Natur auf – mit spürbaren Kosten ihrer Umsetzung.

Auf der anderen Seite wird durch die Niedrig- oder gar Negativzinspolitik der EZB der Spielraum für relevante Ertragssteigerungen äußerst eingeschränkt. So zwingt der industrieweite Ertragsdruck zu Einsparungsmaßnahmen, gleichzeitig steigt die Komplexität des Geschäfts und somit die inhaltlichen Anforderungen an die Mitarbeiter.

Neues Wagen

So bleibt einem Finanzinstitut in dieser Situation wenig übrig, als das angestammte Geschäftsfeld auszudehnen und Neues zu wagen. Dies bedeutet jedoch immer auch, sich zu exponieren – eine Eigenschaft, die man nicht unbedingt dem Naturell eines typischen Bankmitarbeiters zuschreiben würde.

Letzten Endes sind es jedoch gerade die Mitarbeiter, die sich mit einer neuen Idee immer auch ein Stück weit persönlich exponieren. Daher ist es eine der größten Herausforderungen bei der Umsetzung von Innovationen, die Mitarbeiter davon zu überzeugen, sich für neue Ideen zu öffnen und somit eine Innovationskultur zu fördern.

Um frische Gedanken, Ideen und Innovationsvorschläge erfolgreich umzusetzen, mit denen das bestehende Geschäftsmodell eine zukunftsweisende Neuausrichtung erfährt, ist ein Veränderungsmanagement (Change Management) unabdingbar.

Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Geschäftsmodelle der Finanzinstitute zunehmend von Fintech- und anderen Technologie-Unternehmen ausgehebelt werden, zwar in kleinen Schritten aber dennoch unabwendbar, so dass diese die Fortsetzung des Weiter-wie-bisher-Verhaltens (business as usual) unweigerlich verbieten. Und doch sind viele Führungskräfte und Mitarbeiter häufig nicht offen für Veränderungen, und meistens sind sie erst bereit dazu, wenn es fast zu spät ist.

Mitnehmen der Mitarbeiter

Im Change Management besteht die Aufgabe darin, alle Beteiligten davon zu überzeugen, Veränderungen anzunehmen und auch vor allem jene zu gewinnen, die von Ängsten und Zweifeln beherrscht werden. Diese resultieren oft aus den Bedenken, dass die geplanten Veränderungen berufliche und private Konsequenzen haben können. Das schafft oft ein lähmendes Arbeitsumfeld, dem mit einem rücksichtsvollen und gut gemanagten Veränderungsprozess erfolgreich zu begegnen ist.

Um die Erfolgschancen eines Veränderungsprozesses zu erhöhen, sollte ein sogenannter Innovations-Initiant(-Katalyst) eingesetzt werden. Dieser präsentiert selbst konkrete Innovationsvorschläge und schafft auch ein Umfeld im Unternehmen, welches das Management und Mitarbeiter animiert, Ideen und Innovationen zu diskutieren, vorzuschlagen und natürlich zusammen umzusetzen. Die Glaubwürdigkeit des Innovations-Initianten wird durch ein authentisches Verhalten untermauert:
  • Er muss einen Leistungsausweis bezüglich Innovationskraft und Kreativität aufzeigen können und vor allem konkrete Innovationsvorschläge im Köcher haben.

  • Er muss das betroffene Management und die Mitarbeiter überzeugen können, dass sie ein wesentlicher Teil des angestrebten zukunftsgerichteten Geschäftsmodells sind und dass die erfolgreiche Umsetzung nur durch alle Beteiligten zustande kommen kann.

  • Er muss die Angst und Skepsis der Mitarbeiter ernst nehmen und diese in den nötigen Veränderungsprozess einbauen.
Dabei werden der Austausch von Ideen und Umsetzungshilfen durch die Etablierung eines firmeninternen Innovationshubs erleichtert und die Mitarbeiter motiviert, sich mit dem Neuen zu identifizieren.

Jeder Mitarbeiter ist ein Blogger

Es besteht für Banken ein klarer Trend darin, sich in Netzwerken mitzuteilen, wobei die Mitarbeiter in der Social-Media-Kommunikationsstrategie eine tragende Rolle einnehmen sollten. Der/die Urheber/in der Bank-Beiträge sollte sich bei der Kommunikation der Inhalte mit Name und Foto an prominenter Stelle präsentieren, dies ist die Voraussetzung, Authentizität und Glaubwürdigkeit bei allen Interessenten zu vermitteln.

Viele Unternehmen beginnen, die verschiedenen Medien wie Blogs, Webinare, soziale Netzwerke (Linkedin, Xing, Twitter, Instagram und Facebook) zur langfristigen Kundenbindung zu nutzen und zunehmend folgen auch die Banken diesem Vorbild. Eine Social-Media-Strategie kann der Bank ermöglichen, einen aktuelleren und direkteren Informationsaustausch zu pflegen, als es mit der klassischen Corporate Website möglich ist.

Auch erlaubt diese Art der Kommunikation, eine Diskussionsplattform zwischen Bank und Kunden zu schaffen, die für alle Beteiligten sehr nützlich sein kann und insbesondere den Kunden durch die direkte persönliche Ansprache an die Bank zu binden. Voraussetzung ist natürlich auch hier der jeweilige authentische Charakter der Ansprache, mit der der Kunde zu überzeugen ist.

Deshalb sollten die Mitarbeiter ermutigt werden, mit einer einfach zu bedienenden Plattform bei der Verbreitung von Inhalten zum Beispiel in Form von Corporate Blogs mitzuwirken. Hier sei als Beispiel zur besseren Verbreitung der Einträge die Nutzung eines Rund-Mails genannt, um zum Teilen von Gedanken auf sozialen Netzwerken zu animieren.

Es werden kritische Stimmen fragen, wie sehr die an Kunden gerichteten Blogs oder sozialen Netzwerke (Social Networks) von Banken und ihren Mitarbeitern, wie zum Beispiel das geplante Facebook für Kunden der Credit Suisse, angenommen werden und was ihre wahre Wirkung ist. Klar scheint für alle, dass die Wirkung der Social-Media-Kanäle sowie der Branchen- und News-Portale enorm sein kann. Dies gilt speziell, wenn die jüngere Generation, also das Segment, welches die Zukunft des Unternehmens bildet, angesprochen wird.

Durch eine Social-Media-Strategie können die Bank und speziell ihre Mitarbeiter erkennen, was ihre Kunden bewegt und umtreibt und was ihre drängendsten Fragen sind. Die Bank kann mit den eventuell persönlich gehaltenen Blogs von Mitarbeiten auch zeigen, wie sie agiert, was sie plant und welchen Nutzen ihre Kunden daraus ziehen können.