Verändern statt weiter so Warum der Dax bei 13.000 für Private Banker ein Problem ist

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Neue Probleme durch die Corona-Krise

Spannend sind die neuen Corona-spezifischen Probleme, die sich plakativ in sechs Thesen formulieren lassen inklusive ihrer Folgen:

  • Die Zombies kommen
    Im Augenblick ist aufgrund der massiven fiskal- und geldpolitischen Interventionen die Wirtschaftskrise im Alltag kaum spürbar. Dieses wird befördert durch die aktuelle Lockerung des Insolvenzrechts und die Verlängerung der Zahlung von Kurzarbeitergeld. Auch wenn die Prognose des Sachverständigenrats (Juni 2020) eintrifft und das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um „nur“ minus 6,5 Prozent zurückgeht, werden die Auswirkungen für einzelne Branchen (Tourismus, Gaststätten, Automobilindustrie und mehr) massiv sein. Solche Zombiefirmen werden erst dann erkennbar sein, wenn die staatlichen Hilfen wegfallen. Kurz: Die wirtschaftliche Lage und das Investitionsumfeld werden rauer.
  • Negativzinsen und kein Ende
    Die geschilderten Maßnahmen führen in Deutschland, Europa und auch in anderen Ländern zu einem massiven Anstieg der Staatsverschuldung. So geht das Institut der Deutschen Wirtschaft von einem Anstieg der deutschen Staatsverschuldung von 60 Prozent auf 80 Prozent des BIP bis Ende 2021 aus. Die „natürliche“ Konsequenz daraus ist, dass sich aufgrund des großflächigen Ankaufs von Staatsanleihen durch die EZB die Phase der Negativzinsen global fortsetzt und damit Renten guter Bonität als Asset-Klasse uninteressant bleiben.
  • Neue Anlagestrategien braucht die Welt
    Wenn die Märkte mit Liquidität geflutet werden, mit Renten keine Rendite zu erwirtschaften ist und Aktienkurse sich primär durch geldpolitische Maßnahmen erklären lassen (mit entsprechendem Rückschlagpotential), was soll man seinem Kunden noch raten? Die Suche nach Rendite in alternativen Anlageklassen wie Private Equity und die gesamthafte Beratung des Kundenvermögens inklusive Illiquider Anteile wie Immobilien wird zum Gebot der Stunde.
  • Geringe Rendite, geringere Margen (= Erträge)
    Auch wenn der Berater es schafft, den Kunden davon zu überzeugen, sein Portfolio teilweise neu auszurichten und für diese intensive Beratung auch Gebühren bekommt, wird die Rendite der risikoscheuen Investoren deutlich zurückgehen, aufgrund des Wegfalls der Rendite sicherer Anlagemöglichkeiten. Dies führt zusammen mit der zunehmenden Transparenz im Markt zu geringeren Margen und damit Erträgen.
  • Digitales Omnikanal-Management ist ein Muss
    In der Corona-Krise haben viele Kunden die Vorzüge digitaler Kommunikation kennengelernt. Auch wenn vor Corona nur 70 Prozent der Private-Banking-Kunden überhaupt einen Online-Zugang hatten, wird es spannend sein, wie schnell dieser Wert ansteigt. Hieraus ergeben sich Probleme, verschiedene Kanäle zu kombinieren, darunter persönliches Gespräch, Telefon, Online und Selbstbedienungsservice. Das stellt die meisten Institute vor technologische und personelle Probleme.
  • Home Office bleibt
    Neben den Kunden haben auch Mitarbeiter und Führungskräfte die Erfahrung gemacht, wie schnell sich digitale Prozesse umsetzen lassen und wir zwingend notwendig dies ohnehin ist. Wenn man den digitalen Wandel gegenüber den Kunden vorantreiben will, wird man sich flexiblen internen Arbeitsmodellen nicht verschließen können. Die erfolgreich umzusetzen, erfordert wiederum nicht nur technologische Lösungen sondern vor allem, den Wandel aktiv zu begleiten.