Alternative Investments Das sind die wichtigsten Trends und Entwicklungen am Venture-Capital-Markt

Valentin Pfisterer ist Counsel bei der Kanzlei Ashurst im Bereich Unternehmenstransaktionen in Frankfurt am Main.

Valentin Pfisterer ist Counsel bei der Kanzlei Ashurst im Bereich Unternehmenstransaktionen in Frankfurt am Main. Er analysiert die Trends auf dem Venture-Capital-Markt. Foto: Ashurst

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Wagniskapitalfinanzierungen hatten einen Lauf. Die Bewertungen von jungen und von Venture-Capital-Fonds unterstützten Wachstumsunternehmen und die Größe ihrer Finanzierungsrunden kannten bis Ende 2021 nur eine Richtung: steil nach oben. Doch der Wind hat sich gedreht.

Verschiedene, ineinandergreifende Entwicklungen haben den Lauf der VC-Branche jäh gestoppt –  der rasante Zinsanstieg, die Inflation, der Kursverfall der Aktien im Technologiesektor und der erschwerte Exit über die Börsen sowie die geopolitischen Spannungen und das sich eintrübende globale wirtschaftliche Umfeld. Zuletzt kam der Zusammenbruch der auf Start-ups spezialisierten Silicon Valley Bank und in dessen Folge die Schieflage weiterer, insbesondere regionaler Banken in den USA hinzu.

Bewertungsniveaus und Größe von Finanzierungsrunden sind geschrumpft

All diese negativen Entwicklungen haben Venture-Capital-Fonds und – zeitlich nachgelagert – die dahinterstehenden Investoren zur Zurückhaltung veranlasst. Die Investmenttätigkeit von VC-Fonds ist sowohl in der Zahl als auch im Transaktionsvolumen seit Ende 2021 stark zurückgegangen. Entsprechend haben sich das Bewertungsniveau der Wachstumsunternehmen und die relative Größe ihrer Finanzierungsrunden in der Breite reduziert: Während Seed-Finanzierungsrunden bei insgesamt stabilen Bewertungen zuletzt noch leicht gewachsen sind, sind die Finanzierungsrunden im restlichen early-stage- sowie im late-stage Bereich kleiner ausgefallen – bei (teilweise massiv) reduzierten Bewertungen.

Eines der deutlichsten Beispiele für diese Entwicklung war die Finanzierungsrunde von Klarna im Juli 2022 (800 Millionen US-Dollar bei einer Bewertung von 6,5 Milliarden US-Dollar), bei der das Unternehmen mit 85 Prozentpunkten geringer bewertet wurde als noch ein Jahr zuvor (eine sogenannte Downround).

Entgegen diesem Abwärtstrend gab es aber auch ein positiveres Sentiment in bestimmten Sektoren (zum Beispiel künstliche Intelligenz, erneuerbare Energien) und Regionen (zum Beispiel China) und entsprechend großvolumige Deals zu vergleichsweise hohen Bewertungen, darunter etwa die Finanzierungsrunden von Stripe im März 2023 (6,5 Milliarden US-Dollar bei einer Bewertung von ca. USD 47 Mrd.), OpenAI im April 2023 (USD 300 Mio. bei einer Bewertung von ca. USD 28 Milliarden US-Dollar) oder – in Deutschland – Enpal im Januar 2023 (215 Millionen Euro bei einer Bewertung von 2,25 Milliarden Euro). 

Schließlich ist auch die dem VC-Geschäft inhärente Exit-Aktivität stark zurückgegangen – so ließen sich zuletzt deutlich weniger Verkäufe (Trade Sales) und Börsengänge (IPOs) von Wachstumsunternehmen beobachten als in der Vergangenheit.

 

Investoren mit wenig Appetit auf Wagniskapital

Auch die Investoren in VC-Fonds (Limited Partners oder LPs) haben die Bremse eingelegt. Zwar konnten VC-Fonds von LPs im Jahre 2022 noch Kapital auf Rekordniveau einwerben, doch geht dies primär auf das erfolgreiche Fundraising im ersten Halbjahr 2022 zurück. Schon im zweiten Halbjahr 2022 ließ die Dynamik nach. Im ersten Quartal 2023 warben europäische VC-Fonds so wenig Kapital ein wie seit rund acht Jahren nicht mehr und auch für das Gesamtjahr 2023 zeichnet sich – in Europa wie auch in den USA – ein massiver Rückgang von zugesagtem Investorenkapital gegenüber dem Vorjahr ab. Die Investitionen vieler LPs dürften noch in abgewerteten und – angesichts des lahmenden Exit-Geschäfts – illiquiden Beteiligungen an Wachstumsunternehmen festsitzen und die LPs aktuell wenig Appetit haben, weiteres Kapital in diese Asset-Klasse nachzuschießen.