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USA vor der Rezession Ende April geht es aufwärts – oder tiefer abwärts

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Arbeitnehmer vor großer Bewährungsprobe

Die jüngsten US-Arbeitslosenzahlen spiegeln den ungewöhnlichen Charakter dieser Rezession wider. Viele Arbeitgeber hoffen noch immer darauf, dass die Schließungen nur kurzfristig sind. Sie erwarten, ihre Arbeitnehmer wiedereinzustellen, sobald sie den Betrieb wieder aufnehmen können.

Weitreichende Shutdown-Maßnahmen waren der schnellste Weg, um die Ansteckungswelle zu stoppen. Die menschlichen und wirtschaftlichen Folgen zeigen sich jedoch rasch: Tausende von Kleinunternehmen ringen derzeit ums Überleben. Millionen von Menschen sehen, wie ihre Lebensgrundlage plötzlich wegbricht. Vor allem Arbeitnehmer, die erst seit kurzem eingestellt sind, Menschen mit niedrigen Stundenlöhnen und Personen mit sehr begrenzten Ersparnissen sind am stärksten betroffen.

Selbst eine relativ kurze Schließung setzt diese Schicht von Arbeitnehmern unter sehr starken finanziellen Druck. Wie tief diese Rezession sein wird hängt davon ab, wie lange die Wirtschaft in einem künstlichen Koma gehalten werden muss.

Gesundheit versus Wirtschaft

Wenn es den USA gelingt, die Wirtschaft etwa Ende Mai allmählich wieder zu öffnen, könnte der Schaden begrenzt sein. Insbesondere wenn die US-Regierung die Unterstützung weiterhin für Haushalte und Unternehmen aufrechterhält.

Das Gesundheitsrisiko dürfte jedoch erst dann abflachen, wenn entweder ein Impfstoff entwickelt wurde oder wenn genügend Personen dem Virus ausgesetzt und immun geworden sind. Letzteres wird jedoch durch soziale Distanzierung eingeschränkt. Die Entwicklung eines Impfstoffs wird nach Ansicht der meisten Experten allerdings wahrscheinlich 12 bis 18 Monate dauern.

Es ist schwierig einen Kompromiss zwischen gesundheitlicher und wirtschaftlicher Unsicherheit zu finden. Eine Ausweitung der Isolierung dürfte den zeitlichen Rahmen für die Entwicklung eines Impfstoffes begünstigen; vor allem da umfangreichere Tests entwickelt werden könnten, die bessere Schätzungen darüber ermöglichen, welcher Anteil der Bevölkerung sich bereits angesteckt hat. Nichtsdestotrotz bedeutet eine längere Stilllegung auch, dass mehr Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren dürften und mehr Unternehmen Insolvenz anmelden könnten.

Darüber hinaus ist zu bedenken: Je länger die Stilllegung, desto schwieriger, langsamer und kostspieliger ist eine Markterholung. Das US-Finanzhilfepaket in Höhe von 2 Billionen US-Dollar entspricht knapp 10 Prozent des US-Bruttoinlandsprodukts (BIP), aber es dürfte wahrscheinlich nicht ausreichen. Das diesjährige US-Haushaltsdefizit entspricht bereits etwa 5 Prozent des US-BIP – der Einbruch der Wirtschaftstätigkeit und der Steuereinnahmen dürfte das Gesamtdefizit noch ausweiten.

Sind die USA für eine Großen Depression wie 1929 gerüstet? Die Weltwirtschaftskrise begann 1929, erreichte ihren Tiefpunkt 1933 und zog sich bis 1939 hin.

Vergleich zwischen Corona-Krise und Finanzkrise ist absurd

Die Erwartung einer Wiederholung der Finanzkrise 2008/09, ganz zu schweigen von der Weltwirtschaftskrise, erscheint weit hergeholt. Aber je öfter die Eindämmungsmaßnahmen gegen die Pandemie verlängert werden müssen, desto größer ist die Gefahr eines schweren und langwierigen Abschwungs mit massiven negativen Folgen. Die meisten Angestellten, vor allem im Finanzsektor, in den Medien und im IT-Bereich, können weiterhin von zu Hause arbeiten und Gehalt beziehen – in anderen Wirtschaftszweigen sieht das ganz anders aus.

In den nächsten zwei bis drei Wochen sollte es vorrangig darum gehen, eine Strategie zum Wiederhochfahren der Wirtschaft zu entwickeln und gleichzeitig ausreichende Vorkehrungen zum Schutz der öffentlichen Gesundheit zu treffen. Denn: Wenn noch viel länger gewartet wird, entwickelt die Rezession eine Eigendynamik. Der politische Handlungsspielraum für die Planung einer Erholung wird dann sehr viel eingeschränkter sein.

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