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US-Zinspolitik Darum ändert Powell die Fahrtrichtung

Vergangenes Jahr hat die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) die Zinsen erhöht und ihre Bilanz schrittweise verkürzt. An den Börsen kam es daraufhin zu Kursschwankungen. Daraufhin sagte der Fed-Vorsitzende Jerome Powell bei einer Sitzung am 30. Januar, die Argumente für weitere Anhebungen des Leitzinses hätten sich „abgeschwächt“.

Das klingt erst einmal seltsam. Dem jüngsten Arbeitsmarktbericht zufolge war das Beschäftigungsniveau in den USA im Januar erneut hoch. Außerhalb des Agrarsektors entstanden mehr als 300.000 neue Arbeitsplätze. Die durchschnittlichen Stundenlöhne stiegen im Vergleich zum Vorjahr um über 3 Prozent.

Ausschlaggebend für die Entscheidung der US-Notenbank war die schwächelnde Weltwirtschaft. Dem Europäischen Statistikamt Eurostat zufolge ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Euroraum im vierten Quartal 2018 nur um 0,2 Prozent gestiegen. Für das Gesamtjahr verzeichnete die Behörde ein Plus von 1,2 Prozent. Besonders in Italien ist die Lage angespannt, die Wirtschaft ist bereits zwei Quartale in Folge geschrumpft und erfüllt damit die Definition einer technischen Rezession.

Auch Chinas Wirtschaft schwächelt. Der Einkaufsmanagerindex Caixin/Markit für das verarbeitende Gewerbe lag im Januar nur bei 48,3 Punkten. Ein ähnliches Bild zeigen offizielle Daten der chinesischen Regierung. Auch die wirtschaftlichen Trends in Japan weisen auf eine schwächelnde Weltwirtschaft hin. Dort liegt der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe ebenfalls auf einen mehrjährigen Tiefstand.

Fed signalisiert Geduld in der Geldpolitik

In der jüngsten Stellungnahme der Fed heißt es, die Bank werde „geduldig sein und sehen, welche Anpassungen des Leitzinses angemessen sein könnten“. Nach den vierteljährlichen Erhöhungen des vergangenen Jahres entspannt diese Strategie die Märkte. Noch wichtiger als der neue Kurs bei den Leitzinsen ist jedoch die Haltung der US-Währungshüter zu Zahlenwerken. Noch im vergangenen Dezember hatte Powell betont, die Bilanz seiner Notenbank nicht aktiv verkürzen zu wollen. Anfang 2019 haben Mitglieder des Offenmarktausschusses (engl.: Federal Open Market Committee, FOMC) dann jedoch signalisiert, flexibler vorgehen zu wollen.

In den kommenden Wochen wird der Handelskonflikt zwischen den USA und China weiter ein Thema an den Finanzmärkten sein. Mitte Februar werden die Gespräche zwischen den Ländern wieder aufgenommen. Damit bleibt nicht mehr viel Zeit bis zur Frist am 1. März, nach der US-Präsident Donald Trump die Zölle erhöhen will. Ich rechne nicht mit Zugeständnissen aus China. Trump wird entweder die Frist für die Erhöhung der Zölle verlängern müssen oder kleine Angebote aus China annehmen. An den Aktienmärkten dürfte der Handelskonflikt jedoch keine starken Kursschwankungen verursachen.

Neben dem Handelskonflikt beschäftigt auch der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU) Investoren. Der japanische Autohersteller Nissan hat bereits den Bau des SUV-Modells X-Trail in Großbritannien abgesagt. In einer Stellungnahme heißt es: „Die andauernde Ungewissheit über die Zukunft der Beziehungen des Vereinigten Königreichs mit der EU hilft Unternehmen wie dem unseren nicht bei der Zukunftsplanung.“

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