Private Capital Management „US-Technologiefirmen sind unglaublich billig“

Michael Feldman

Michael Feldman

DAS INVESTMENT.com: Bleiben die USA die Lokomotive der Weltwirtschaft?
 
Michael Feldman: Seitdem die Rating-Agentur Standard & Poor’s die USA herabgestuft hat, ist klar: Die Vereinigten Staaten müssen aufhören, Schulden zu machen. Entweder muss also gespart oder es müssen die Steuern erhöht werden. Die Politik streitet über das richtige Vorgehen, die Wirtschaft wird zunehmend politisiert.

Während US-Präsident Obama und die Demokraten die Steuern erhöhen wollen, sind die Republikaner für eine Kürzung der Ausgaben. Letztendlich ging es bei der Schuldendebatte im Juli und Anfang August vor allem darum, sich bis nach der nächsten Präsidentenwahl (Anm. d. Red.: 6. November 2012) des lästigen Themas zu entledigen. Trotz der Schuldenkrise sollte man aber nicht vergessen: Amerika ist weltweit Innovationsführer und war immer fähig, sich aus einer schwierigen Situation herauszuarbeiten.

DAS INVESTMENT.com: Sie managen für Nordea den North American Value Fund. Würden Sie nicht viel lieber da investieren, wo das Wachstum wohnt, in den Schwellenländern?

Feldman: Das machen wir sehr häufig, allerdings indirekt. Wir kaufen Aktien von US-Unternehmen, die einen Großteil ihrer Einnahmen in diesen Märkten erwirtschaften. Dabei bevorzugen wir Firmen mit kleiner und mittlerer Marktkapitalisierung, die in den USA gelistet sind, aber ihre Produkte und Dienstleistungen in den Schwellenländern verkaufen. Das gilt etwa für den Betreiber von LNG-Tankern Golar LNG, dem Hersteller von Körperpflegemitteln Nu Skin Enterprises und dem Spediteur Uti Worldwide, die zu den Kernpositionen in unserem Portfolio gehören.

DAS INVESTMENT.com: Wo investieren Sie in den USA?

Feldman: Die Sektoren Informationstechnologie und Gesundheit sind Wertschöpfungs- und Innovationstreiber und bieten Wachstumsanreize für die Wirtschaft sowie gute Chancen für langfristige Investoren.

DAS INVESTMENT.com: Ist das nicht etwas riskant? Immerhin sehen immer mehr Experten eine Technologie-Blase.

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Feldman: Wir glauben nicht, dass für den gesamten Technologiesektor die Gefahr einer Blasenbildung besteht. Abgesehen von einzelnen anomal überbewerteten Aktien, sehen wir keinen Risikoanstieg. Im Gegenteil, US-Technologiefirmen sind derzeit unglaublich billig. Wir suchen nach Unternehmen, deren innerer Wert an der Börse nicht reflektiert wird. Das gilt derzeit für viele Firmen, die grundlegende Software- und IT-Services anbieten.

DAS INVESTMENT.com: Das sind Firmen…

Feldman: …, die für andere Unternehmen lebensnotwendige Produkte oder Dienstleistungen bereitstellen. Dabei entsteht meist eine sehr starke Geschäftsbeziehung. Es handelt sich um Produkte in Verbindung mit der IT-Infrastruktur, deren reibungsloses Funktionieren für den Kunden so wichtig ist, dass er sich zweimal überlegt, ob er zu einem Konkurrenzprodukt wechselt oder nicht. Die Hersteller haben dadurch in der Regel stabile Erträge und sind krisenfest. Ein Beispiel dafür ist das Softwarehaus Symantec.

DAS INVESTMENT.com: Falls die Tech-Blase platzt, werden diese Unternehmen doch aber auch vom Abwärtssog erfasst.

Feldman: Alles kann zu einem niedrigeren Preis gehandelt werden. Wir glauben aber definitiv nicht, dass es eine Tech-Blase gibt. Tatsächlich sind die Bewertungen historisch gesehen attraktiv. Betrachtet man Kennzahlen wie den Cashflow und die Unternehmensgewinne auf einen Zeitraum von 10 Jahren, befindet sich der S&P 500-Technologie-Index im untersten Quartil. Daher haben wir den Technologiesektor im Fonds übergewichtet und gehen davon aus, dass unsere Investoren über die nächsten 3 bis 5 Jahre dadurch stark profitieren werden.

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