private banking magazin: Die Gründer von Schroders entstammen einer Hamburger Bankiersfamilie – die es dann aber nach England zog. Wie viel deutsches Wealth Management steckt noch im Unternehmen?
Urs Büchi: Eine ganze Menge. Schroders wurde 1804 von Johann Heinrich Schröder aus Hamburg in London gegründet und blickt somit auf eine fast 220-jährige Banktradition zurück. Die Vermögensverwaltung befindet sich mittlerweile in der siebten Generation. Die Familie Schroder bleibt der deutschen Kultur aber immer noch verbunden und spricht auch weiterhin die deutsche Sprache. Auf operativer Seite ist Schroders Asset Management mit Niederlassungen in Frankfurt und München in Deutschland vertreten.
Sie sprechen es schon an: Schroders trat hierzulande bisher vor allem als Asset Manager auf. Warum nun der offensive Schritt ins deutsche Wealth Management?
Büchi: Es ist ja nicht so, als hätte es bisher kein Wealth-Management-Geschäft gegeben. Schroders betreibt es bereits seit 56 Jahren aus der Schweiz heraus. Mein Eindruck ist: Den Schweizer Standort schätzt die Kundschaft im Wealth Management aufgrund der Sicherheit, Zuverlässigkeit und Internationalität sehr. Deutschland war und ist für uns aber weiterhin ein Fokusmarkt. Heißt: Hier wollen wir weiter wachsen, weil es als globaler Asset Manager immer strategisches Ziel ist, das Wealth Management zu stärken.
Die bereits bestehenden Ressourcen schaffen dafür genug Potenzial. Am Ende arbeiten wir mit 6.100 Mitarbeitenden in 38 Ländern weltweit, davon über 800 Investmentprofis wie Fondsmanager, Analysten, Anlagestrategen und Ökonomen. Diese Expertise fließt in unsere Anlagelösungen mit ein.
Welche Vorteile bietet der erwähnte Offshore-Ansatz im Wealth Management für den deutschen Markt?
Büchi: Durch den Offshore-Ansatz mit dem Standort Zürich können wir die eigene Expertise nutzen, um vermögenden deutschen Kunden individuelle Lösungen anzubieten. Mehr noch: Die Schweiz bietet noch immer finanzielle und politische Stabilität, Rechtssicherheit und wirtschaftliche Solidität. Diesem Umfeld vertrauen vermögende Privatkunden, die ihre Vermögenswerte schützen und verwalten möchten.
Kann man sich im HNWI- und UHNWI-Geschäft so gegen Häuser wie die UBS oder J.P. Morgan behaupten, die auch vor Ort Teams haben? Sie haben ja jahrelang für die UBS gearbeitet.
Büchi: Meine Erfahrung sagt mir: Schroders wird es so gelingen, die Position im deutschen Markt zu stärken. Aus mehreren Gründen. Erstens: Wir können das deutsche Wealth Management von Zürich aus gezielt und aktiv bearbeiten – mit einer sehr schlanken und effizienten Aufstellung. Durch die überschaubaren Strukturen erhalten Mandanten professionelle und direkte Zugänge zu internationalem Wealth Management. Zuständigkeiten sind durch flache Hierarchien und kurze Entscheidungswege klar geregelt.
„Schroders ist gerade bei Family Offices ein bekannter Name“
Das Ergebnis ist: Wir können gute Dienstleistungen bei einem trotzdem kompetitiven Pricing anbieten. Zweitens: Die Schroders-Gruppe insgesamt steht für stabile Eigentumsverhältnisse, Unabhängigkeit, Erfahrung sowie eine internationale Ausrichtung. Die schon erwähnte Familie Schroder hält immer noch 44 Prozent des Aktienkapitals, ist neben dem übrigen Streubesitz maßgeblicher Ankeraktionär, will das Unternehmen nachhaltig weiterentwickeln. Im Fokus sind deswegen langfristige, über Generationen bestehende Kundengelder. In Zahlen: Schroders wurden schon knapp 120 Milliarden Euro im Wealth Management anvertraut. Und wir wachsen weiter.
Inwieweit müssen Sie in Deutschland noch Aufklärungsarbeit leisten?
Büchi: Fast gar nicht. Wenn ich in Deutschland Gespräche führe, stelle ich immer wieder fest, dass Schroders gerade bei Family Offices ein bekannter Name ist. In diesem Umfeld haben wir einen guten Ruf und hohen Bekanntheitsgrad. Zudem ergeben sich Synergien mit unserem Asset Management. Das hilft, das Wealth Management in Deutschland noch bekannter zu machen.