Unternehmensnachfolge Wenn aus zwei Vermögensverwaltern einer wird

Betrachtet die geschilderte Übernahme rückblickend als großen Erfolg: Kathrin Eichler, geschäftsführende Gesellschafterin des unabhängigen Vermögensberaters Eichler & Mehlert

Betrachtet die geschilderte Übernahme rückblickend als großen Erfolg: Kathrin Eichler, geschäftsführende Gesellschafterin des unabhängigen Vermögensberaters Eichler & Mehlert

Die ersten Gespräche für die Übernahme eines Wettbewerbers führten wir im Spätsommer 2011. Der Verkäufer, ein Kollege aus der Branche der unabhängigen Vermögensverwalter, wollte seine Kunden in vertrauenswürdige Hände übergeben. Es galt, sein Lebenswerk weiterzuführen.

Wir hingegen sahen für unsere Vermögensverwaltung Eichler & Mehlert die Chance auf überdurchschnittliches Wachstum und so auf deutlichen Ausbau unserer Geschäftsbasis. Der Prozess endete im ersten Quartal 2015 nach fast vier Jahren und echter Basisarbeit.

Den Anstoß zu den Übernahmegesprächen gab unser gemeinsamer Wirtschaftsprüfer. Seine Argumente für den Zusammenschluss: eine sehr ähnliche Anlagementalität und Kundenstruktur. Wir hatten bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch nie an eine Übernahme gedacht, waren wir doch erst zwei Jahre zuvor, im März 2009, als unabhängiger Vermögensverwalter gestartet.

Langsame Annäherung

Das erste persönliche Gespräch führten wir in den Büroräumen des Verkäufers. Ich wollte mir gleich zu Beginn mithilfe eines detaillierten Fragenkatalogs einen Eindruck vom laufenden Geschäft machen. Es kam jedoch anders. Nicht ich diktierte das Gespräch, sondern der Verkäufer – eine ungewohnte Situation. Wir liefen langsam warm, stellten uns vor und erzählten unsere Lebensgeschichten. Mehr nicht. Beide Seiten sollten erst überlegen, ob man den Prozess überhaupt fortsetzen wolle, so mein Gegenüber.

Der Verkäufer war ein passionierter Schachspieler, mit strategischem Denken und Handeln sehr vertraut. Einzig über die Tatsache, dass wir beide ausschließlich einen Asset Deal wünschten, waren wir einig. Erst drei Monate später telefonierten wir ein zweites Mal und vereinbarten einen weiteren Gesprächstermin. Doch auch bei diesem Anlauf erfüllten sich die Erwartungen nicht: Wir erhielten erneut keine konkreten Antworten auf Fragen nach dem gesamten Kundenvolumen und der Anzahl der Mandate. Von Auskunft über Ertrags- und Umsatzzahlen ganz zu schweigen.