Die Nachfolgefrage ist ein branchenübergreifendes Problem, das auch am Finanz- und Versicherungswesen nicht vorübergeht. 19 Prozent aller Unternehmen dieser Branche haben keine geregelte Nachfolge. Das zeigt eine aktuelle Studie von Dun & Bradstreet zur Unternehmensnachfolge in Deutschland. Nur der Einzelhandel ist mit 19,2 Prozent noch stärker betroffen.
Die Finanz- und Versicherungsbranche steht vor einem massiven Umbruch, auf den viele nicht hinreichend vorbereitet sind. Jedem zweiten Family Office fehlt ein Nachfolgeplan, so das Ergebnis einer Studie von HSBC und Campden Wealth. Auch unabhängige Vermögensverwalter stehen vor der Herausforderung, ihr Unternehmen an die nächste Generation abzugeben, und suchen passende Nachfolgemodelle.
Mehr als 270.000 Unternehmen in Deutschland ohne Nachfolgeplan
Insgesamt haben in Deutschland 272.456 kleine und mittlere Unternehmen keine Nachfolgeregelung. Das entspricht 13,8 Prozent aller KMUs. Regional zeigen sich deutliche Unterschiede: Im Saarland (16,1 Prozent), Rheinland-Pfalz (15,5 Prozent) und Baden-Württemberg (15,1 Prozent) ist die Nachfolgeproblematik am größten. In Berlin (9,8 Prozent) und Hamburg (10,7 Prozent) fällt sie dagegen geringer aus.
Bei kleineren Unternehmen ist das Problem besonders ausgeprägt. Von den Unternehmen mit eins bis neun Mitarbeitern haben 14,1 Prozent keine Nachfolgeregelung, bei Unternehmen mit 10 bis 49 Mitarbeitern sind es 13 Prozent. Größere Firmen mit 50 bis 249 Mitarbeitern sind mit 8,3 Prozent deutlich seltener betroffen.
Die Rechtsform spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle: Bei Einzelfirmen ist die Nachfolgeproblematik mit 32 Prozent am größten. Kommanditgesellschaften (17,4 Prozent) und GmbH & Co. KGs (16,3 Prozent) folgen mit Abstand. Aktiengesellschaften weisen mit 9,8 Prozent den niedrigsten Wert auf – hier sorgen etablierte Managementstrukturen für eine reibungslosere Übergabe.
Fünf Jahre Vorlauf für erfolgreiche Übergabe
Die Studie betont die zeitliche Dimension: Ein Nachfolgeprozess dauert durchschnittlich fünf Jahre. Unternehmer sollten daher spätestens mit 62 Jahren aktiv in die Planung einsteigen, um eine geordnete Übergabe zu gewährleisten. Wer später beginnt, riskiert, dass die Nachfolge nicht mehr nach den eigenen Vorstellungen geregelt werden kann.
„Die erfolgreiche Unternehmensnachfolge ist ein komplexer Prozess“, schreibt Dun & Bradstreet in der Studie. Die Identifikation eines geeigneten Nachfolgers, dessen Einarbeitung und die Regelung steuerlicher, rechtlicher und finanzieller Aspekte erfordern eine langfristige Planung. Fehle diese, könne die Unternehmensübertragung chaotisch verlaufen und die Existenz des Betriebs gefährden.