Analyse von HQ Trust Unternehmensanleihen – bei hohen Spreads besonders attraktiv?

Welchen Mehrwert haben Investoren, wenn sie statt in Staatsanleihen in Unternehmensanleihen investieren? Weil sie als riskanter gelten, müssen Unternehmen höhere Zinsen zahlen, wenn sie sich am Kapitalmarkt Geld leihen möchten. Das Mehr an Zinsen gegenüber Staatsanleihen ist der Risikoaufschlag, den Anleger dann erhalten, der sogenannte Credit Spread. 

Pascal Kielkopf, Kapitalmarktanalyst beim Multi-Family-Office HQ Trust, hat ermittelt, mit welchen Risikoaufschlägen bei Unternehmensanleihen zu rechnen ist – und ebenfalls, welche Rendite sich daraus erhoffen lässt. Dazu untersuchte Kielkopf zunächst den Credit Spread des Bloomberg Global Corporate Bond Index. Der Index zeigt, welchen Aufschlag Unternehmens-Emittenten gegenüber Staaten als Emittenten zahlen müssen.

Risikoaufschlag schwankt im Zeitverlauf deutlich

Kielkopf fand heraus: „Seit dem Jahr 2000 betrug der Aufschlag, den Emittenten von Unternehmensanleihen Anlegern bieten mussten, im Mittel rund 1,4 Prozent“. Allerdings maß er rechts und links vom Mittel auch deutliche Abweichungen: In Krisenzeiten stiegen die Spreads stark an. So lag der Risikoaufschlag während der Finanzkrise immerhin bei 5 Prozent. Liefen die Märkte ruhiger, sank der Spread dagegen auf bis zu deutlich unter einem Prozent ab. Aktuell liegt er bei moderaten 1,1 Prozent. Lahme Zeiten für Anleger: „Investoren können von Unternehmensbonds also nur eine geringe Mehrrendite gegenüber Staatsanleihen erwarten“, so Kielkopf.

Aber inwiefern kommen die Mehrerträge wirklich bei den Anlegern an? Auch das wollte man bei HQ Trust herausfinden. Dafür berechnete Kielkopf die Spreads noch einmal auf Basis von Einjahreszeiträumen – in der Spanne von Oktober 2000 bis Februar 2024. Ergebnis: So betrachtet lag der durchschnittliche Risikoaufschlag, den Anleger aus Unternehmensanleihen gegenüber Staatsanleihen vereinnahmen konnten, bei nur noch 0,7 Prozent per annum. „In der Tendenz galt dabei: Je höher der Spread, desto höher fielen auch die realisierten Renditen aus“, so Kielkopf.

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HQ Trust © HQ Trust

Anleihen lieber streuen

Woher kommt jedoch der Unterschied zwischen den erwarteten Spreads und jenen, die auch wirklich bei den Anlegern ankommen? „Der Spread bezieht sich nicht nur auf ein Jahr, sondern auf die gesamte Restlaufzeit der Anleihen. Aktuell sind das im Mittel sechs Jahre“, erläutert Kielkopf. Sinkt der Spread, so steigen die Kurse der Anleihen. Steigt er, fallen die Kurse. „Die realisierte Rendite hängt also nicht nur vom Spread ab, sondern auch von dessen Veränderung im Laufe der Zeit“, schlussfolgert Kielkopf.

Der HQ-Trust-Spezialist gibt am Ende auch einen Tipp für Anleihen-Fans: „Da es vor allem bei hohen Spreads zu deutlichen Abweichungen in beide Richtungen kommen kann, ist eine breite Streuung über Staats- und Unternehmensanleihen ratsam.“

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