Tim und Edward Guinness im Interview „Unser Investmentansatz passt gut nach Deutschland“

Zum Jubiläum kamen sie nach Frankfurt: Tim Guinness (re.) und Sohn Edward, mit Redakteurin Iris Bülow

Zum Jubiläum reisten sie nach Frankfurt: Tim (re.) und Edward Guinness, mit Redakteurin Iris Bülow Foto: Dennis Mehrtens

private banking magazin: Das Erste, was Deutschen bei Guinness in den Sinn kommen dürfte, ist das irische Bier. Ist Ihre Gesellschaft schon mit der gleichnamigen Brauerei verwechselt worden?

Tim Guinness: Der Gründer der Brauerei Guinness ist tatsächlich ein Vorfahr aus unserer weitläufigeren Familie. Unsere Fondsgesellschaft ist allerdings ganz unabhängig davon.

Sie haben eine breite Palette an Fonds und Investmentthemen. Was unterscheidet Guinness von anderen Gesellschaften?

Edward Guinness: Zum einem unsere Mitarbeiter. Alle unsere Fondsmanager sind erfahren und schon sehr lange dabei. Außerdem ist unsere Gesellschaft mehrheitlich in Familienbesitz. Unsere Senior Fondsmanager halten ebenfalls Anteile. Als Eigentümer streben wir an, dass das Geschäft auch langfristig funktioniert. Vom Interesse her liegen wir also auf einer Linie mit unseren Anlegern. Bei der Unternehmensauswahl achten wir sehr auf gesunde Daten wie stabile Cashflows. Wir haben konzentrierte Portfolios aus nur 30 bis 35 Aktien, die alle gleich gewichtet werden.

Sie waren lange ein reiner Aktien-Manager. Jetzt bieten Sie auch einen Anleihefonds an, den China Fixed Income (ISIN: IE000K4N4BW3). Kommt da noch mehr?

Tim: Wir waren zunächst auf Aktien spezialisiert. Durch die gestiegenen Zinsen wird die Anleihenseite aber gerade wieder interessant. Von einem Risikostandpunkt aus ist es sinnvoll, auch in Bonds zu investieren. Bei Anleihen sehen wir uns speziell in den gut aufgestellten Emerging Markets um. Anleihen, die in chinesischen Renminbi begeben sind und auch Green Bonds – über solche Art Anleihen denken wir nach.

Über ein Partnerunternehmen verkaufen Sie in den USA auch ETFs. Ein Testlauf für Europa?

Tim: In den USA haben ETFs Steuervorteile. Vorläufig verkaufen wir sie nur dort. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass wir auch in Großbritannien oder auch Deutschland einmal Strategien in einer ETF-Hülle anbieten.

Sie wenden sich an unterschiedliche Anlegertypen – Privatanleger, Wholesale und Institutionelle. Wo genau liegt Ihr Fokus?

Edward: Von 8,9 Milliarden US-Dollar, die wir managen, kommen rund 7 Milliarden aus dem Wholesale-Geschäft. Der Rest verteilt sich zum größeren Teil auf Retail und etwas weniger auf Institutionelle. Wir wollen in allen drei Bereichen wachsen.

Seit April 2023 haben Sie eine Vertretung in Frankfurt. Was haben Sie speziell in Deutschland vor?

Tim: Wir planen, unser Geschäft in Deutschland stark auszubauen. Dazu gehören Werbung und PR, Investorentreffen und Auftritte auf Konferenzen. Wir haben mittlerweile eine deutsche Website und eine deutsche Seite auf Linkedin. Unser Investmentansatz passt auch sehr gut zur Mentalität. Deutsche überprüfen gern alles ganz genau. Unser Anlageansatz ist sehr systematisch und kommt dem entgegen. In Deutschland haben wir schon sehr gute Gespräche geführt.

Welche Anleger sprechen Sie dabei an?

Tim: Als erstes haben uns in Deutschland die Fondsselekteure von Dachfonds entdeckt. Mittlerweile sind wir mit unterschiedlichen Vertretern des deutschen Wealth Managements im Gespräch, unter anderem über Banken. Aber auch in den anderen Bereichen wollen wir wachsen. Zunächst peilen wir an, vor allem das institutionelle Geschäft auszubauen.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei Guinness?

Edward: Das Thema haben wir schon immer ernst genommen. Allerdings haben wir in den vergangenen zehn Jahren unsere Aktivitäten darin konkreter gemacht. Unsere Fondsmanager berücksichtigen ESG schon im Entscheidungsprozess. Viele unserer Fonds sind mittlerweile als Artikel-8-Fonds der europäischen Offenlegungsverordnung deklariert.

Tim. Unser Fokus liegt darauf, Unternehmen beim Übergang zu unterstützen, zum Beispiel zu geringeren Kohlendioxid-Emissionen zu verhelfen. Das wollen wir vor allem durch unser Abstimmungsverhalten und Engagement bei den Unternehmen erreichen. Es hilft niemandem, wenn man sich als Investor einfach zurückzieht. Ein Beispiel: Shell und BP erwirtschaften einen riesigen Cashflow. Der sollte genutzt werden, um nachhaltige Energiegewinnung auszubauen.

Die Fondsgesellschaft trägt Ihren Nachnamen. Ist es denkbar, dass Sie sie einmal verkaufen werden?

Tim: Ich plane, das Unternehmen zukünftig an Ed zu übergeben, danach liegt es nicht mehr in meinen Händen (lacht). Nein, wir denken nicht über Verkauf nach.

Edward: Ich meine auch, dass es schwierig ist, ein anderes Feld zu finden, in dem die Wachstumschancen so groß sind. Der Fonds-Markt ist riesig, und wir sind noch ein kleiner Player darin. Die Menschen, mit denen man zu tun hat, und auch die Arbeit selbst sind intellektuell anregend. Die Chancen stehen sehr gut, dass wir unser Geschäft noch über einen langen Zeitraum hinweg weiter ausbauen können.


Über die Interviewten:

Tim Guinness gründete 2003 Guinness Global Investors und das US-Schwesterunternehmen Guinness Atkinson Asset Management. Er hat mehr als 35 Jahre Investmenterfahrung. Als Vorsitzender (Chairman) der Gesellschaft managt er heute die Fonds Guinness Global Energy Strategy und Guinness Global Money Managers. 1987 hatte er mit Guinness Flight Global Asset Management bereits einen Asset Manager gegründet, den später Investec übernahm. 

Edward Guinness ist Chef (CEO) von Guinness Global Investors und Sohn von Tim Guinness. Er leitet auch das EIS-Team, den Venture-Capital-Bereich des Hauses. Edward war in der Vergangenheit außerdem für die Tiedemann Investment Group in New York und die HSBC Investment Bank tätig gewesen.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?
Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen