Institutionelle Anleger wollen den Anteil nachhaltiger Investments trotz geopolitischer Krisen und vielfältiger Herausforderungen am Kapitalmarkt ausbauen. Aktuell berücksichtigen 91 Prozent der Großanleger in Deutschland Nachhaltigkeitskriterien bei ihren Anlageentscheidungen. Dies geht aus der Nachhaltigkeitsstudie 2023 von Union Investment hervor, für die 200 institutionelle Investoren in Deutschland befragt worden sind.
Die Steigerung liegt damit bei 8 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. 91 Prozent stehen dabei für den höchsten Wert seit dem Start der jährlichen Investorenbefragung im Jahr 2010. 74 Prozent der Investoren sind zudem mit den nachhaltigen Kapitalanlagen in ihrem Verantwortungsbereich zufrieden. Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 67 Prozent.
Investoren strukturieren angesichts der geopolitischen Herausforderungen ihre Portfolios um. 51 Prozent der Befragten geben an, dass diese sich auf ihre nachhaltigen Kapitalanlagen auswirken werden. Wegen der geopolitischen Krisen wollen 76 Prozent von ihnen den Anteil nachhaltiger Kapitalanlagen ausbauen. Das bisherige Niveau beibehalten möchten 20 Prozent, 4 Prozent planen eine Verringerung ihrer nachhaltigen Investments."

„Die nachhaltige Transformation der Wirtschaft geht auch in herausfordernden Zeiten weiter und bietet perspektivisch in vielen Branchen Investmentchancen“, sagt André Haagmann, Vorstandsmitglied von Union Investment mit Zuständigkeit für das institutionelle Kundengeschäft.
60 Prozent der befragten Großanleger, die nachhaltig und konventionell investieren, bescheinigen dem nachhaltigen Portfolio eine ähnliche oder gar bessere Renditeentwicklung als dem konventionellen. Unter Risikogesichtspunkten sehen 69 Prozent von ihnen das nachhaltige Portfolio gleichauf oder im Vorteil.
Den Stellenwert des Risikomanagements unterstreicht, dass 63 Prozent der Befragten (Mehrfachnennungen) eine Optimierung des Risikomanagements als Motiv für die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien nennen. Am häufigsten werden als Motiv die Werte des eigenen Unternehmens von 88 Prozent genannt. Bei nachhaltigen Kapitalanlagen spielt die Nachhaltigkeitswirkung für 57 Prozent der Investoren eine höhere Priorität hat als die Rendite, die von 43 Prozent genannt wird.
Für besonders wirksam in Hinblick auf eine Transformation der Wirtschaft halten 46 Prozent der Befragten (Mehrfachnennungen) eine Titelauswahl auf Basis der Nachhaltigkeitswirkung. Dabei verbinden die Investoren mit der nachhaltigen Transformation der Wirtschaft überwiegend Umwelt- und Klimaschutzaspekte. Jedoch weckt der Transformationsbegriff bei 23 Prozent der Befragten bislang keine Assoziationen. „Als Asset Manager sind wir gefordert, verstärkt über die mit der Transformation der Wirtschaft verbundenen Anlagechancen zu informieren. Dafür müssen private Gelder mobilisiert werden, da staatliche Investitionen allein nicht ausreichen“, betont Haagmann. „Klimaschutz, demografischer Wandel, Urbanisierung und Digitalisierung erfordern milliardenschwere Infrastrukturinvestments“, so Haagmann.
79 Prozent der Befragten wenden im Investmentprozess Ausschlusskriterien an. 26 Prozent gehen dabei den Weg des Active Ownerships.
Zwiespältiges Verhältnis zu Atomstrom
Weitgehend einig sind sich die Investoren in Bezug auf die Transformation der Energieversorgung in Deutschland. 95 Prozent (Mehrfachnennungen) halten einen Ausbau der erneuerbaren Energien für erforderlich. Dagegen plädieren nur 30 Prozent für eine Steigerung der Flüssiggasimporte. Für eine weitere und stärkere Nutzung der Atomenergie sprechen sich 21 Prozent der Befragten aus. Die Genehmigung von Fracking in Deutschland befürworten zehn Prozent, eine stärkere Nutzung von Öl und Kohle nur jeweils drei Prozent.
Gleichzeitig sind 78 Prozent überzeugt, dass Atomkraft nicht nachhaltig ist. Auffällig ist jedoch, dass sich der Anteil derjenigen, die Atomkraft als nachhaltig einstufen, gegenüber dem Vorjahr auf 22 Prozent verdoppelt hat.
Anlagethema Biodiversität
Biodiversität und Entwaldung spielen für 42 Prozent der nachhaltig anlegenden Investoren eine Rolle. 64 Prozent bevorzugen dabei den Ausschluss von Unternehmen, die durch ihr Geschäftsmodell die Biodiversität gefährden, in Kombination mit Investments in Firmen, die aktiv an Lösungen zum Erhalt der Biodiversität arbeiten. „Mit dem Artensterben sind ebenso wie mit dem Klimawandel wachsende wirtschaftliche Risiken verbunden. Biodiversität wird somit auch im Risikomanagement relevant“, erläutert Haagmann.

Eine große Mehrheit von 80 Prozent erwartet ein fortgesetztes Marktwachstum und rechnet in den kommenden zwölf Monate mit einem weiteren Volumenwachstum bei nachhaltigen Kapitalanlagen.
Über die Investorenbefragung
Von Januar bis April dieses Jahres wurden 200 institutionelle Investoren in Deutschland befragt, die zusammen ein Vermögen von gut 6,6 Billionen Euro verwalten. Zu den Befragten zählten mit 25 Prozent Kreditinstitute, mit 21 Prozent Kapitalverwaltungsgesellschaften, 18 Prozent Großunternehmen, 13 Prozent Stiftungen und Kirchen, ebenfalls mit 13 Prozent Versicherungen und Altersversorger und Pensionskassen mit 10 Prozent.
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