Nach Kritik von Kukies Unicredit – Pause bei Commerzbank, aber neue Bank im Visier

Sitz der Banco Popolare di Milano in Mailand.

Sitz der Banco Popolare di Milano in Mailand. Foto: Imago / Depositphotos

Kaum im Amt, kritisierte der neue Finanzminister Jörg Kukies (SPD) die Unicredit für ihre geplante Übernahme der Commerzbank: „Feindliche Übernahmen sind in Europa und in Deutschland nicht das, was wir für stabile Banken brauchen.“

Nun legte er in einem ARD-Interview nach: „Wir haben da eine sehr kritische Grundhaltung und der Vorstandsvorsitzende der Unicredit hat gesagt, dass er sich über die Kritik der Bundesregierung nicht hinwegsetzen will.“ Und ergänzt: „Von daher gehe ich davon aus, dass er das dann auch nicht machen wird.“

Tatsächlich hatte Andrea Orcel, der Vorstandsvorsitzende von Unicredit, am Freitag in London angekündigt, die Übernahme nicht vor der geplanten Bundestagswahl im Februar voranzutreiben.

Orcel plant Übernahme der Banco Popolare di Milano

Gleichzeitig treibt das Institut seine Übernahmepläne aber anderer Stelle voran: Es hat ein Übernahmeangebot von 10,1 Milliarden Euro für die italienische Bank Banco Poplare di Milano (BPM) abgegeben. Vorgesehen ist ein Aktientausch.

Damit unterscheidet sich das Vorgehen von dem bei der Commerzbank, wo die Unicredit zunächst Anteile der Bundesregierung gekauft hatte und diese Position mithilfe von Derivaten ausbaute.

Unicredit auf dem Weg zur drittgrößten europäischen Bank

Gelingt die Fusion der italienischen Banken, würde die Unicredit zur zweitgrößten italienischen Bank und zur drittgrößten europäischen Bank (nach Marktkapitalisierung) aufsteigen. Orcel hofft, so die geografische Reichweite und den Kundenstamm sowie das Premium-Geschäft ausweiten zu können.

Die BPM entstand 2017 durch die Fusion der Banca Popolare die Milano und der Banco Popolare und ist derzeit selbst mit Übernahmeplänen beschäftigt. So gab sie Anfang November ein Übernahmeangebot für den Vermögensverwalter Anima Holding ab. Kurz darauf beteiligte sie sich mit fünf Prozent an der Monte dei Paschi di Siena, als die italienische Regierung einen Teil ihrer Anteil verkaufte. 

Auswirkungen auf die mögliche Übernahme der Commerzbank

Trotz dieser Käufe argumentiert die Unicredit, dass die BPM nicht groß genug sei, um in einem sich wandelnden Umfeld zu bestehen. Die BPM ist aktuell mit rund zehn Milliarden Euro bewertet, was auch dem Übernahmeangebot entspricht. Die Unicredit ist mit 62 Milliarden Euro mehr als sechs mal so groß.

 

Auf die mögliche Übernahme der Commerzbank wirkt sich der potenzielle Kauf der BPM laut Orcel nicht aus. Er lässt offen, ob er sein Engagement ausweiten oder komplett aussteigen wird. Als Grund für die abwartende Haltung nannte er die politische Situation in Deutschland.

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