Umstrukturierung und Stellenabbau Jede Deutsche-Bank-Filiale bald mit Private Banking

Mit drastischen Einschnitten will Co-Vorstandsvorsitzender John Cryan die Deutsche Bank wieder in die Erfolgsspur lenken. Die Konsequenz: Tausende Mitarbeiter verlieren ihre Jobs, das Auslandsnetz wird ausgedünnt, die Aktionäre müssen für zwei Jahre auf eine Dividende verzichten und rund 200 Filialen in Deutschland sollen geschlossen.

Gleichzeitig soll aber auch die Qualität in den verbleibenden Filialen steigen. „Sie müssen in den einzelnen Filialen ein breites Wissen anbieten", sagte Christian Sewing, Chef des Privatkundengeschäfts gegenüber der „Welt“. Das schließe mehr Mitarbeiter vor Ort und eine umfassendere Beratung mit ein. Sewing spreche in diesem Zusammenhang gerne von einer „Premium-Beratung“, so die Zeitung.

Gerade der wohlhabenderen und wertpapieraffinen Kundschaft soll diese Premium-Beratung zugutekommen. Wie Sewing in dem Interview sagte, soll es in jeder der bald noch rund 500 Filialen Private-Banking-Angebote geben. Zudem sollen die Vertriebsregionen von bislang 16 auf 7 reduziert werden.

Auch die Berater, die bislang im Wealth Management angesiedelt waren, unterstehen künftig Sewing. Damit will die Bank einen sogenannten One-Bank-Ansatz in Deutschland schaffen. Kunden sollen nicht mehr das Gefühl haben, dass sie zwischen konkurrierenden Geschäftsbereichen hin- und hergeschoben werden, wie es in den vergangenen Jahren immer mal wieder vorkam. Ob die Kunden von den schlankeren Strukturen profitieren werden, wird sich zeigen.

Umstrukturierung und Stellenabbau

Konzernweit will die Deutsche Bank gut 25.000 Stellen abbauen – das ist etwa ein Viertel der Belegschaft. Im eigenen Haus werden etwa 9.000 Arbeitsplätze wegfallen, 4.000 davon im Heimatmarkt Deutschland. Welche Sparten wie betroffen sind, werde sich erst in den kommenden Monaten zeigen.

Im April dieses Jahres hatte der Vorstand beschlossen, bis Ende 2017 etwa 200 der 700 eigenen Filialen zu schließen. Das werde vor allem Ballungsräume treffen, erklärt Sewing: „Wir werden weiterhin mit über 500 Filialen in Deutschland präsent sein und damit die Fläche sehr gut abdecken.“ Der Sparkurs soll die Kosten um rund 3,8 Milliarden Euro drücken. Die Kosten für den Umbau inklusive Abfindungen bezifferte das Institut auf rund 3,0 bis 3,5 Milliarden Euro.

Nach einem Rekordverlust von sechs Milliarden Euro im dritten Quartal stellt sich der Vorstand auf rote Zahlen für das Gesamtjahr ein. „Wenn nicht ein Wunder passiert, werden wir einen Verlust für 2015 ausweisen“, sagte Cryan. Grund sind milliardenschwere Abschreibungen im Investmentbanking und im Privatkundengeschäft.

„Wir gehen nicht davon aus, dass 2016 und 2017 starke Jahre sein werden. Die Kosten für Rechtsstreitigkeiten und regulatorische Aufwendungen werden unsere Ergebnisse belasten“, sagte Cryan. „2018 dürfte ein entscheidendes Jahr für uns sein, bis dahin werden wir ein zufriedenstellendes Niveau bei den Gewinnen haben.“

Rückzug aus zehn Ländern

Die Deutsche Bank will auch ihre internationale Präsenz verringer: Aus zehn Länder zieht sich das Geldhaus komplett zurück. Argentinien, Chile, Mexiko, Peru, Uruguay, Dänemark, Finnland, Norwegen, Malta und Neuseeland. Hinzu kommt Russland, wo das Institut Bank- und Wertpapieraktivitäten schließt und sich Vorwürfen der Geldwäsche ausgesetzt sieht.

Zu den Bereichen, die ebenfalls dem Rotstift zum Opfer fallen, zählen Geschäfte, bei denen Käufer und Verkäufer von Kreditausfallversicherungen (CDS) ohne Clearing zusammengeführt werden, mit denen Investoren auf die Fähigkeit eines Kreditnehmers spekulieren, seine Schulden zurückzuzahlen.

Auch das Geschäft mit einigen Wertpapieren mit Bindung an Zinssätze soll gestrichen werden, ebenso wie der Handel mit Wertpapieren, die mit Wohnimmobilien-Hypotheken von Finanzierungsgesellschaften unterlegt sind und Verbriefungen mit hoher Risikogewichtung, kündigte die Deutsche Bank an.

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