SAA-Serie, Teil 3 Umsetzung einer strategischen Vermögensallokation in die Praxis

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Ganz wesentlich ist die Implementierung von Risikobudgets für die jeweiligen Asset-Klassen und folglich für das Gesamtvermögen. Dies muss in einem Gespräch mit dem Vermögensinhaber fest vereinbart werden. Die restliche freie Liquidität soll in unserem Beispiel den Lebensunterhalt finanzieren. Bottom-up wird nun errechnet, wie viel Prozent an Ertrag die freie Liquidität erwirtschaften muss, damit selbst mit einem 5- bis 7-prozentigen Risikopuffer für Unvorhergesehenes die Familie nach ihren Ansprüchen gut leben kann.

Unsere Familie benötigt jährlich zirka 1,0 Prozent Ertrag unter Berücksichtigung des vereinbarten Risikobudgets, und zwar nach Abzug aller Kosten, die im Rahmen eines Family Office und einer Vermögensverwaltung anfallen. Bleiben die Erträge darunter, wird das Vermögen aufgezehrt. Das Ergebnis im vorliegenden Fall ist das Resultat einer professionellen, softwaregestützten Finanzplanung, die neben der Altersvorsorge und den vielen notwendigen Versicherungsdienstleistungen für den Schutz der Familie die Fortschreibung des Lebensstandards über Jahrzehnte für alle Familienangehörigen sicherstellt.

Von der Finanzplanung zur SAA

Wie und mit welcher prozentualen Gewichtung verbleibender Asset-Klassen ist das Ziel des Ein-Prozent-Ertrags nun zu erreichen? Die Zukunft ist naturgemäß mit einem hohen Grad an Unsicherheit verbunden, denn wir haben (leider) keine Glaskugel. Die große Herausforderung bei der Festlegung der SAA sind die Schlüsse, die man aus der Historie ziehen kann und dann mit der Erwartung einer zukünftigen Entwicklung der Wirtschaft und Kapitalmärkte zu einer Prognose kombiniert.

Und genau hier wird es komplex: Eine SAA wird grundsätzlich auf eine Sicht von drei bis fünf Jahren definiert. Daher muss man vor allem den Blick nach vorn werfen. Wir befinden uns mit großer Wahrscheinlichkeit am Beginn eines Regimewechsels: Mehr als 25 Jahre hatten wir fallende Renditen in den Zinsmärkten, und die Anleihen mit hohen Kupons profitierten von teils deutlichen Kurssteigerungen. Inflation war praktisch nicht vorhanden. Dieser Zyklus neigt sich dem Ende zu, und es ist wichtig, dies vor allem bei Anleihen zu berücksichtigen.

Die Gefahr, langfristig ohne Erträge, wahrscheinlich sogar mit Kursverlusten umgehen zu müssen, entspricht nicht den Wünschen unseres Vermögensinhabers. Seine ursprüngliche Idee, mit einem hohen Anteil von Anleihen den stabilisierenden Baustein seiner SAA darzustellen, ist auf Sicht der nächsten Jahre nicht mehr zeitgemäß. Nimmt man historische Zeitreihen für eine Gewichtung von Anleihen, wird das Ergebnis den Prognosen nicht gerecht werden können.

Die Portfoliogewichtung der Anleihen sollte daher eher zwischen 10 bis 15 Prozent liegen. Wichtig in der taktischen Asset Allocation ist die Berücksichtigung von Anleihen, die dem Auszahlungs- und Ertragsprofil des Vermögensinhabers entsprechen, also nach Kosten auch einen positiven Ergebnisbeitrag liefern können.

Wenn schon in dieser Asset-Klasse von traditionellen Gewichtungen Abstand genommen wird, kann aus Risikogesichtspunkten nicht alles in chancenorientierte Bausteine wie Aktien investiert werden. Es bedarf weiterer stabilisierender Segmente mit einem niedrigen Risikoprofil und konstanten Erträgen. Dazu gehören – auch unter Inflationsgesichtspunkten – Immobilien, vor allem Wohnimmobilien.

Durchschnittlich kann man in diesem Bereich mit einer Rendite zwischen 2 und 3 Prozent rechnen, beispielsweise in börsengehandelten Reits-Aktien. In unserem Beispiel könnte sich der Vermögensinhaber durchaus vorstellen, neben seinem privaten Einfamilienhaus weitere Immobilien wie Eigentumswohnungen zu erwerben. Seine Zielvorstellung in der strategischen Vermögensallokation liegt im Bereich von bis zu 13 Prozent inklusive Reits und sonstiger Realwerte.

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Weitere Bausteine des konservativen Teils der SAA sind Investments mit marktneutralen Hedgefonds-Strategien, Stillhalterprämien und Investments in Rohstoffen/Edelmetallen. Letztere wirken auch einer möglichen Inflation entgegen und sollten zwischen 3 und 6 Prozent des liquiden Vermögens ausmachen. Allerdings zahlen sie keine Zinsen und Dividenden, das gilt es in unserem Beispiel bei der Ertragsrechnung für den Vermögensinhaber zu berücksichtigen.

Hedgefonds-Strategien und Stillhaltergeschäfte könnten in einer Bandbreite zwischen 10 und 15 Prozent der SAA liegen. Eine weitere Asset-Klasse stellt Private Equity dar. Diese Anlageklasse soll nach den Vorstellungen des Mandanten nicht mehr berücksichtigt werden, da er selbst mit seinem „Spielgeld“ in verschiedene Start-ups investieren will.