Rückzug aus der Anlageberatung
Insbesondere in der Anlageberatung verursacht Mifid II zahlreiche Problemen. So hat die Einführung der Richtlinie die Frequenz der Beratungsgespräche verringert, da sich Dauer und Komplexität erhöht haben. Etwa drei Viertel der Befragten beklagen, dass Beratungsgespräche ohne technische Unterstützung kaum noch zu bewältigen sind. Daher nutze bereits die Hälfte der Institute entsprechende Automatisierungstechniken oder denkt über den Einsatz nach. Eine begrenzte Produktauswahl im Beratungsgespräch und ein erhöhter Diskussionsbedarf durch Ausgabe der „Ex-ante“-Kostenblätter an die Kunden werden von den Banken und Sparkassen ebenfalls als sehr kritisch gesehen.
Auch die Kunden reagieren sehr oft mit Unverständnis auf die neuen Abläufe. Vor allem die längere Dauer eines Beratungsgesprächs führt zu Unmut, wodurch einigen Banken bereits hohe Erlöse weggebrochen sind. Strengere Aufzeichnungspflichten und das vermehrte Abfragen von persönlichen Daten sind ebenfalls ein Ärgernis aus Sicht der Kunden.
Die Folge: 32 Prozent der befragten Banken und Sparkassen wird zukünftig gar keine oder nur eingeschränkt Anlageberatung anbieten.
Fazit Mifid II
Hohe Kosten und maßgebliche Veränderungen in der Produkt- und Preisgestaltung sowie Anlageberatung sind für Banken und Sparkassen eher mit Nachteilen als mit Chancen verbunden. So dauern Beratungsgespräche deutlich länger, zu überwiegendem Unmut der Kunden. Aufgrund der gestiegenen Komplexität gewinnen somit Automatisierungstechniken immer mehr an Bedeutung.
Über die Umfrage:
Zum siebten Mal – mit Beginn im September 2014 – hat die Frankfurter Beteiligungsgesellschaft PPI die deutsche Finanzwirtschaft zum Stand der Umsetzung der EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II befragt. Weitere vorherige Befragungen fanden im März und September 2015, Mai 2016 sowie Januar und November 2017 statt.