Umfrage von Union Investment Anleger weichen auf leerstehende Immobilien aus

Olaf Janßen leitet die Immobilien-Forschung bei Union Investment.

Olaf Janßen leitet die Immobilien-Forschung bei Union Investment. Foto: Union Investment

Die europäische Immobilienwirtschaft wird sich in den kommenden Monaten weiter im Windschatten fiskalpolitischer Regulatorik bewegen. Das hat eine aktuelle Umfrage der genossenschaftlichen Fondsgesellschaft Union Investment unter 150 institutionellen Immobilien-Investoren in Deutschland, Frankreich und Großbritannien ergeben.

Gemäß der im Zeitraum Mai bis Juli 2019 durch das Marktforschungsinstitut Ipsos durchgeführten Umfrage gehen 67 Prozent der Befragten davon aus, dass die Entscheidung der Europäischen Zentralbank, den Leitzins auch perspektivisch niedrig zu halten, zu einem weiteren Absinken der Nettoanfangs-Renditen bei Immobilientransaktionen führen wird. Anders ausgedrückt: Die Preise steigen weiter. Dennoch erwarten 57 Prozent der Studienteilnehmer, dass das jährliche Transaktionsvolumen in den europäischen Märkten für hochwertige Immobilien gleichbleibt oder sogar noch etwas ansteigt.

Doch die Preise dürften nicht in allen Nutzungsarten weiter zulegen. Wie die folgende Abbildung zeigt, erwarten die befragten Anleger vor allem im Einzelhandel und bei Logistik-Immobilien einen Renditeanstieg.

Quelle: Union Investment, Immobilien-Investitionsklima-Studie I/2019. Angaben in Prozent.

Rund 40 Prozent der Immobilienakteure richten sich darauf ein, dass die Nettoanfangs-Renditen für Einkaufszentren und Logistikimmobilien wieder steigen werden. Bei Einzelhandelsimmobilien in bester Lage („High-Street-Objekte“) und Büroimmobilien sind es demgegenüber nur rund 20 Prozent, die einen Renditeanstieg erwarten. Grundsätzlich agieren die Immobilien-Investoren im aktuellen Marktumfeld eher defensiv. Zwei von drei Befragten verfolgen die Anlagestrategie „Gleiches Risiko – geringere Rendite“, heißt es bei Union Investment. Demensprechend geht die Hälfte der Studienteilnehmer davon aus, ursprünglich angepeilte Renditeziele nicht zu erreichen.

Nach Einschätzung von Olaf Janßen, Leiter der Immobilien-Forschung von Union Investment, haben sich die europäischen Immobilien-Investoren bislang relativ gut auf die Lower-for-longer-Strategie der Europäischen Zentralbank eingestellt. „Sie überschlagen sich weder in Renditefantasien, noch vernachlässigen sie ihr Risikomanagement“, so Janßen.

Gleichzeitig stünden viele Marktteilnehmer aber auch unter Zugzwang, „ihre Handlungsspielräume auszureizen oder alternative Lösungswege zu beschreiten, die neue Chancen eröffnen können, denn der Kapitaldruck lässt nicht nach“, warnt der Immobilienexperte.