Paradoxe Ergebnisse bei Quirin-Umfrage Bankkunden wissen um Provisionen – glauben aber, keine zu zahlen

Ein Passant hebt an einem Geldautomaten einer Bank Bargeld ab

Ein Passant hebt an einem Geldautomaten einer Bank Bargeld ab: Wenn es um die Bezahlung von Beratung geht, offenbaren sich bei deutschen Bankkunden große Wissenslücken. Foto: IMAGO / Michael Gstettenbauer

Etwa 90 Prozent der deutschen Bankkunden glauben, noch nie für Beratung gezahlt zu haben – während über die Hälfte trotzdem angibt, von Provisionen bei Anlageprodukten zu wissen. Das legen die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage nahe, die die Quirin Privatbank gemeinsam mit einem Dienstleister bei über 1.000 deutschen Bankkunden durchgeführt hat. Die Bank selbst ist seit längerem dafür bekannt, die Provisionsberatung zu kritisieren.

„Es zeigt sich ein mehrfaches Beratungs-Bezahl-Paradoxon“, erklärt Karl Matthäus Schmidt, Geschäftsführer der Quirin Privatbank. „So wollen die Deutschen unabhängige Beratung, wissen aber, dass und warum sie keine bekommen. Sie sind für ein Provisionsverbot, möchten dann aber keine Beratung mehr in Anspruch nehmen. Sie wissen, dass Banken von Provisionen leben, sind aber davon überzeugt, selbst noch nie für Beratung bezahlt zu haben.“

 

Die Daten zeigen in der Tat: In Sachen Provisionsberatung besteht bei vielen Bankkunden noch Aufklärungsbedarf. 60 Prozent der Befragten geben an, unabhängig beraten werden zu wollen. Auf die Frage, ob ihr eigener Berater sie denn unabhängig berät, gibt aber die Hälfte an, das nicht zu glauben, weil nur hauseigene Produkte verkauft werden dürfen sowie Produkte mit den höchsten Provisionen. Weitere 23 Prozent wissen überhaupt nicht, wie sie beraten werden.

Große Mehrzahl der Bankkunden weiß nicht, wie sich ihre Beratungskosten zusammensetzen

Kurios ist zudem, dass sich 90 Prozent der deutschen Bankkunden bei der ersten Nachfrage sicher sind, keine Provisionen zu zahlen. Bei der zweiten Nachfrage sind sich allerdings dessen nur noch 70 Prozent sicher. „Die Deutschen reden sich die eigene Bank demnach also schön und glauben immer noch an das Märchen der kostenlosen Beratung bei provisionsfinanzierten Banken“, führt Schmidt aus und macht dafür vor allem die Übermacht klassischer Banken und Sparkassen verantwortlich. „Provisionen, Kick-backs und Co. kosten deutsche Anlegerinnen und Anleger jedes Jahr mehrere Milliarden Euro. Das Handelsblatt hat erst kürzlich die Summe von 14 Milliarden Euro genannt – jährlich, wohlgemerkt.“ 

Etwa 86 Prozent der Befragten geben an, nicht zu wissen, wie sich die Kosten für die Beratung bei der eigenen Bank zusammensetzen, 62 Prozent von ihnen wüssten es aber gerne. Die Hälfte der Bankkunden weiß zudem nicht, wie hoch einmalige Abschlussprovisionen im Schnitt ausfallen, ein ähnliches Bild zeigt sich bei den laufenden Provisionen. Über die Hälfte der Befragten liest zudem die im Rahmen von Mifid II eingeführten Beratungsdokumentationen nicht. Lesen sie die Dokumente, verstehen die Kunden die Inhalte in den meisten Fällen nicht.

 

Die Ergebnisse sind ein weiteres Kapitel in der Diskussion um ein mögliches Provisionsverbot, das die Branche und auch die Politik in diesem Jahr abermals beschäftigt. Laut der Quirin-Umfrage wünschen sich 63 Prozent der Befragten ein Provisionsverbot. Nur ein Drittel will im Falle eines Provisionsverbots ein Honorar zahlen, 40 Prozent möchten gar keine Beratung mehr in Anspruch nehmen – was einer finanziellen Bildung womöglich auch nicht gerade zuträglich wäre.

Auch Matthäus findet das Ergebnis „erschreckend“, aber nicht überraschend. Es gäbe noch immer zu viele Mythen über angeblich zu hohe Stundenhonorare: „Dabei werden Honorare längst überwiegend prozentual abgerechnet – wer wenig anlegt oder wenig spart, der zahlt auch nur wenig.“

Die gesamte Studie steht hier zum Download bereit.

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